Übersicht über umweltbedingte Lungenerkrankungen

VonAbigail R. Lara, MD, University of Colorado
Überprüft/überarbeitet Mai 2020
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Kurzinformationen

Umweltbedingte Lungenerkrankungen werden durch Schadstoffe, Dünste, Dämpfe oder Gase verursacht, die in der Regel am Arbeitsplatz eingeatmet werden. Wenn die Lungenerkrankung durch eingeatmete Partikel entstanden ist, wird meist von einer Staublunge (Pneumokoniose) gesprochen.

Wo sich in den Atemwegen oder in der Lunge eine Substanz festsetzt und welche Art von Lungenerkrankung daraus entsteht, hängt von der Größe und der Art der inhalierten Partikel ab. Größere Partikel können in der Nase oder in den großen Atemwegen abgefangen werden, während sehr kleine bis in die Lunge gelangen können. Dort können sich manche Stoffe auflösen und ins Blut übertreten. Die meisten Partikel, die sich nicht auflösen, werden von den körpereigenen Abwehrmechanismen beseitigt.

Der Körper hat mehrere Möglichkeiten, inhalierte Partikel loszuwerden (siehe auch Abwehrmechanismen des Atmungssystems). Die Ansammlung von Sekreten (Schleim) in den Atemwegen hüllt Fremdstoffe ein, damit sie leichter abgehustet werden können. Zudem haben die Zellen, die die Atemwege auskleiden, kleine, als Zilien bezeichnete Fäden, die in die Atemwege ragen. Diese Fäden bewegen die inhalierten Partikel nach oben aus der Lunge heraus. In den Lungenbläschen (Alveolen) nehmen spezielle Fresszellen (Makrophagen) die meisten Fremdkörper auf und machen sie unschädlich.

Viele Partikel sind schädlich für die Lunge. Einige bestehen aus organischem Material, also aus Kohlenstoffverbindungen, und sind Bestandteile von lebenden Organismen (wie z. B. Getreidestaub, Baumwollstaub oder tierische Hautschuppen). Andere sind anorganisch, stammen also in der Regel nicht von Lebewesen, sondern von Metallen oder Mineralstoffen (z. B. Asbest oder Siliziumdioxid).

Risiko für umweltbedingte Lungenerkrankungen

Verschiedene Partikel lösen im Körper verschiedene Reaktionen aus. Einige Partikel, beispielsweise Hautschuppen von Tieren, können allergische Reaktionen mit Symptomen wie bei Heuschnupfen oder Asthma hervorrufen. Andere Partikel sind nicht als Auslöser von allergischen Reaktionen, sondern aufgrund ihrer toxischen Wirkung auf die Zellen der Atemwege und Lungenbläschen schädlich. Wieder andere, wie Quarzstaub und Asbest, führen zu chronischen Reizungen, die das Lungengewebe vernarben lassen (Lungenfibrose). Gewisse Schadstoffe wie Asbest können vor allem bei Rauchern Lungenkrebs und unabhängig von den Rauchgewohnheiten auch Krebs in der Brusthöhle und in der Lunge (Mesotheliom) verursachen.

Die spezifische Art der umweltbedingten Lungenerkrankung hängt von der jeweiligen Umgebung ab:

Bei bestehender Lungenerkrankung, wie chronisch obstruktiver Lungenerkrankung oder Asthma, kann der Kontakt mit Substanzen in der Umwelt zu einer Verschlechterung der Symptome führen, auch wenn die Substanz selbst die Lungenerkrankung nicht auslöst.

Tabelle

Symptome für umweltbedingte Lungenerkrankungen

Umweltbedingte Lungenerkrankungen verursachen ähnliche Symptome wie viele andere Lungenerkrankungen, wie Schwierigkeiten beim Atmen und manchmal Husten oder Schmerzen im Brustkorb. Bei manchen Erkrankungen (zum Beispiel der Kohlenstaublunge) treten die Symptome unter Umständen nicht sofort auf, sondern entwickeln sich über Monate bis Jahre hinweg. Umweltbedingte Lungenerkrankungen, die zu einer Verengung der Lunge und Atemwege führen, wenn Luft eingeatmet wird, die Reizstoffe und andere Substanzen enthält (als Überempfindlichkeit der Atemwege bezeichnet), können zu plötzlichen Schwierigkeiten beim Atmen, Keuchatmung und bei Asthma oder COPD zu einem Anfall (Exazerbation) der jeweiligen Erkrankung führen.

Umweltbedingte Lungenerkrankungen, die wiederholte, chronische Probleme verursachen, erhöhen das Risiko chronischer Lungenerkrankungen (wie COPD oder interstitielle Lungenerkrankungen) und, dass die Lungenfunktion dauerhaft eingeschränkt wird. Manche umweltbedingten Lungenerkrankungen führen zu anderen Symptomen und Komplikationen.

Diagnose von umweltbedingten Lungenerkrankungen

  • Lungenfunktionsprüfungen

  • Bildgebende Verfahren

Spezifische diagnostische Werkzeuge kommen zur Bestimmung der umweltbedingten Lungenerkrankung zum Einsatz. Als erster Beurteilungsschritt wird nach dem Beruf und anderen Aktivitäten gefragt, die mit Reizstoffen zusammenhängen könnten. In den meisten Fällen werden Lungenfunktionstests und bildgebende Verfahren wie Röntgen und Computertomografie (CT) des Brustkorbs eingesetzt.

Vorbeugung gegen umweltbedingte Lungenerkrankungen

Um berufs- und umweltbedingten Lungenerkrankungen vorzubeugen, sollte der Kontakt eingeschränkt werden, unter anderem durch:

  • Administrative Kontrollen, wie zum Beispiel eine Maximalzahl an Personen, die mit der jeweiligen Substanz Kontakt hat

  • Technische Kontrollen, wie zum Beispiel die Anwendung von Belüftungssystemen, Anlagen und sicheren Reinigungsmaßnahmen

  • Ersatzprodukte, wie die Anwendung sichererer Materialien

  • Schutzmaßnahmen, wie Atemschutzgeräte, Staubmasken und weitere Ausrüstung

  • Schulungen, wie zum Beispiel die Schulung von Arbeitern bezüglich der Risiken und wie der Kontakt eingeschränkt werden kann

Atemschutzgeräte und andere Maßnahmen bieten einen gewissen Schutz; allerdings ist dieser möglicherweise nicht vollständig und kann auch bei jedem Menschen unterschiedlich sein. Um den richtigen Sitz zu gewährleisten, müssen Atemschutzgeräte einmal jährlich überprüft werden. Auch können Schutzmaßnahmen nicht von allen Personen angewandt werden. Zum Beispiel können Atemschutzgeräte Patienten mit Herz- oder Lungenerkrankungen bei der Arbeit einschränken.

Personen, die Substanzen ausgesetzt sind, welche die Lunge schädigen können, wird geraten, sich regelmäßig untersuchen zu lassen, sodass Erkrankungen so früh wie möglich festgestellt werden können. Die spezifischen Vorsorgeuntersuchungen (Screening-Tests) und die Häufigkeit dieser Untersuchungen hängen von der jeweiligen Substanz ab. Das Screening kann eine medizinische Untersuchung und eine Atemmessung mittels Spirometrie die Messung des Sauerstoffgehalts im Blut umfassen. Auch eine Röntgenaufnahme der Lungen oder eine Computertomografie (CT) kann durchgeführt werden.