Hochhusten von Blut

VonRebecca Dezube, MD, MHS, Johns Hopkins University
Überprüft/überarbeitet Sep. 2021
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Beim Bluthusten (Hämoptyse) wird Blut aus dem Atemtrakt ausgehustet. Die Menge an Blut, die dabei produziert wird, kann von ein paar wenigen Streifen Blut, die sich mit dem normalen Auswurf mischen, bis hin zu einer großen Menge an reinem Blut reichen. Andere Symptome wie Fieber und Atembeschwerden können je nach Ursache des Bluthustens ebenfalls vorliegen.

Ursachen für Bluthusten

Bluthusten kann zwar beängstigend wirken, doch die meisten Ursachen dafür sind nicht sehr ernst. Mit Blut gestreifter Auswurf kommt bei vielen geringfügigen Erkrankungen der Atemwege vor, so etwa bei Infektionen der oberen Atemwege (Upper Respiratory Infections, URIs) oder bei einer viralen Bronchitis. Manchmal ist Blut aus der Nase die Ursache, das den Rachen hinabgeflossen ist und anschließend ausgehustet wird. Dabei handelt es sich streng genommen nicht um Bluthusten.

Häufige Ursachen

Eine Infektion ist die häufigste Ursache (siehe Tabelle Ursachen und Merkmale von Bluthusten). Bei Erwachsenen werden 70–90 Prozent der Fälle durch folgende Krankheiten verursacht:

Bei Kindern gehört Folgendes zu den häufigen Ursachen:

  • Infektion der unteren Atemwege

  • Einatmen eines Fremdkörpers (aspiriert)

Seltenere Ursachen

Tumoren, die von einem Lungenkrebs stammen, sind eine wesentliche Ursache bei Rauchern über 40 Jahren. Lungenmetastasen von Ursprungstumoren außerhalb der Lunge führen jedoch nur selten zu Bluthusten. Pilzinfektionen mit Aspergillus (Gießkannenschimmel, als Aspergillose bezeichnet) werden zunehmend als Ursache anerkannt, sind jedoch weniger verbreitet als Krebs. Tuberkulose ist eine mögliche Ursache.

Zu weiteren Ursachen gehören Blutgerinnsel in einer Lungenarterie (Lungenembolie) und seltener Entzündungen der Blutgefäße in der Lunge (Vaskulitis), wie z. B. ein Goodpasture-Syndrom oder Granulomatose mit Polyangiitis. Herzinsuffizienz und Herzklappenfehler können in seltenen Fällen eine leichte Hämoptyse verursachen.

Massive Hämoptyse

Als massive Hämoptyse wird der Auswurf von ca. 600 ml Blut innerhalb von 24 Stunden bezeichnet. Zu den häufigsten Ursachen gehört Folgendes:

Risikofaktoren

Manche Erkrankungen und Gegebenheiten erhöhen das Risiko von Bluthusten mit ernsten Ursachen:

  • Infektion mit dem menschlichen Immunschwächevirus (HIV); (mit Folgeerkrankungen wie Kaposi-Sarkom, Tuberkulose und Pilzinfektionen)

  • Einnahme von Immunsuppressiva zur Unterdrückung des Immunsystems (mit Folgeerkrankungen wie Tuberkulose und Pilzinfektionen)

  • Kontakt mit Tuberkulose

  • Langzeitraucher (mit Krebs als Folgeerkrankung)

  • Bettlägerigkeit oder ein kürzlich durchgeführter operativer Eingriff, eine Krebserkrankung, Blutgerinnsel in der Familie oder früheres Auftreten von Blutgerinnseln, Schwangerschaft, Einnahme von Medikamenten, die Östrogen enthalten, sowie vor kurzer Zeit unternommene Langstreckenflüge (Auslöser einer Lungenembolie)

Abklärung von Bluthusten

Die folgenden Informationen können helfen zu klären, wann man zum Arzt gehen sollte und was im Rahmen dieser Untersuchung zu erwarten ist.

Warnsignale

Wenn jemand an Bluthusten leidet, geben die folgenden Symptome besonderen Anlass zu Besorgnis:

  • Auswurf von großen Mengen an Blut

  • Kurzatmigkeit

  • Anzeichen für erheblichen Blutverlust (Schwächegefühl, Schwindelanfälle beim Aufstehen, Durst, Schweiß und erhöhte Herzfrequenz)

  • Schwäche oder Müdigkeit

  • Luftröhrenschnitt (Tracheotomie)

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Wer Warnzeichen aufweist, sollte sich umgehend in die Notaufnahme begeben. Wer keine Warnzeichen, aber Risikofaktoren für eine ernste Erkrankung und mehr als nur ein paar Streifen Blut im Auswurf aufweist, sollte innerhalb von ein bis zwei Tagen ärztliche Hilfe aufsuchen.

Wer nur ein paar Streifen Blut im Auswurf aufweist (was in der Regel durch eine Infektion der oberen Atemwege verursacht wird), muss nicht so dringend ärztliche Hilfe aufsuchen. Die Betroffenen können ihren Hausarzt anrufen, der aufgrund der Symptome, der Krankengeschichte und anderer Faktoren beurteilen kann, wie rasch ärztliche Hilfe erforderlich ist. Normalerweise kann es nicht schaden, den Arztbesuch um ein paar Tage zu verzögern.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten, bevor sie eine körperliche Untersuchung vornehmen. Die Befunde in der Krankengeschichte und bei der körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache und die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin (siehe Tabelle mit Ursachen und Merkmalen von Bluthusten).

Der Arzt fragt,

  • Seit wann hustet der betroffene Patient Blut?

  • Seit wann besteht der Husten?

  • Gibt es etwas, das den Husten auslöst (wie z. B. kalte Luft, Anstrengung oder eine liegende Position)?

  • Wie viel Blut wird ungefähr hochgehustet (z. B. ein paar Streifen, ein Teelöffel, eine Tasse)?

  • Leidet der betroffene Patient an anderen Symptomen wie Fieber, Gewichtsverlust oder Schmerzen im Brustkorb oder in den Beinen?

Bei der ärztlichen Untersuchung wird festgestellt, ob tatsächlich Blut hochgehustet wurde (und nicht erbrochen oder etwa nach einem Nasenbluten aus dem Rachen ausgeworfen).

Die Krankengeschichte (sofern noch nicht bekannt) und die Risikofaktoren der Betroffenen werden erfragt. Eine Krankengeschichte mit häufigem Nasenbluten, Blutergussneigung oder einer Lebererkrankung deutet auf eine mögliche Blutgerinnungsstörung hin. Die Medikamente, welche die betroffene Person einnimmt, werden auf gerinnungshemmende Mittel (Antikoagulanzien) überprüft.

Bei der körperlichen Untersuchung werden die Vitalzeichen auf Fieber, erhöhte Herz- oder Atemfrequenzen überprüft und ein Test auf geringe Sauerstoffsättigung des Blutes wird durchgeführt. Eine vollständige Untersuchung von Herz und Lunge wird vorgenommen, und es wird kontrolliert, ob die Halsvenen prall und wulstig und die Beine geschwollen sind. Wenn nur ein Bein angeschwollen ist, kann dies auf ein Blutgerinnsel hinweisen (Tiefe Beinvenenthrombose). Wenn beide Beine angeschwollen sind, kann dies auf eine Herzinsuffizienz hinweisen. Des Weiteren werden auch Bauch, Haut und Schleimhäute untersucht. Die betroffene Person wird während der Untersuchung zum Husten aufgefordert. Wenn sie dabei Blut hochhustet, werden die Farbe des Auswurfs und die Blutmenge notiert. Nase und Mund werden zudem auf Blutungen überprüft.

Hinweise aus der Krankengeschichte und der ärztlichen Untersuchung helfen schließlich bei der Bestimmung der Ursache. Ein Gefühl, dass etwas den Rachen hinabfließt, oder Nasenbluten ohne Husten kann schlicht bedeuten, dass das ausgeworfene Blut aus der Nase den Rachen hinuntergeflossen ist. Übelkeit und Erbrechen von schwarzen, braunen oder an Kaffeesatz erinnernden Stoffen bedeuten in der Regel, dass das Blut aus dem Magen oder dem Darm stammt und nicht hochgehustet, sondern erbrochen wird. Schaumiger Auswurf mit hellrotem Blut und bei erheblichen Mengen mit Würgegefühl bedeutet in der Regel, dass das Blut aus der Luftröhre (Trachea) oder aus der Lunge stammt (sog. echte Hämoptyse).

Wenn der Husten erst kürzlich aufgetreten ist und die betroffene Person sonst gesund ist und keine Risikofaktoren für Tuberkulose, Pilzinfektionen oder Lungenembolie aufweist, ist die Ursache in der Regel eine akute Infektion der Atemwege wie beispielsweise eine Bronchitis. Wenn der Bluthusten von einer Herz- oder Lungenerkrankung herrührt, ist diese Erkrankung bei der betroffenen Person fast immer bereits diagnostiziert worden. Das heißt, dass Bluthusten in der Regel nicht das erste Symptom einer Herz- oder Lungenerkrankung ist.

Tabelle

Tests

Bei schwerem, anhaltendem oder ungeklärtem Bluthusten müssen Tests gemacht werden. Wenn ein Patient eine große Menge Blut gehustet hat, wird er zuerst behandelt und sein Zustand wird stabilisiert, bevor die Tests durchgeführt werden.

Es wird typischerweise eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs erstellt. Wenn die Röntgenaufnahmen auffällig sind oder der Patient Symptome oder Risikofaktoren für eine bestimmte Erkrankung aufweist, folgen Computertomografie (CT) und Bronchoskopie. Bei einer Bronchoskopie wird ein flexibler Schlauch in die Luftröhre und die Bronchien eingeführt, um den Ort der Blutung bestimmen zu können. Gelegentlich ist eine Bronchoskopie notwendig, um zu bestätigen, dass Blut tatsächlich aus den unteren Atemwegen hochgehustet wird und nicht von Nase, Magen oder Darm herkommt.

Bei einer möglichen Lungenembolie werden die Blutgefäße auf einer CT-Aufnahme mit einem Kontrastmittel (CT-Angiografie) oder auf einer Aufnahme mit einem radioaktiven Marker (Lungenperfusionsszintigrafie) sichtbar gemacht. Abhängig von den Ergebnissen kann eine pulmonale Angiografie durchgeführt werden.

Besonders bei Rauchern über 40 Jahren (und auch bei jüngeren Rauchern, die seit der Jugendzeit rauchen) wird oft nach Lungenkrebs gesucht, auch wenn der Auswurf nur einige Blutstreifen aufweist.

Bei den meisten Patienten werden ein großes Blutbild sowie Blutuntersuchungen zur Beurteilung der Blutgerinnungsfähigkeit und zur Bestimmung etwaiger Störungen bei der Blutgerinnung gemacht.

Trotz dieser Tests bleibt die Ursache des Bluthustens bei 30–40 Prozent der Betroffenen ungeklärt. Bei schwerem Bluthusten kann die Ursache jedoch in der Regel bestimmt werden.

Behandlung von Bluthusten

Durch Blutungen können sich Gerinnsel bilden, welche die Atemwege verstopfen und weitere Atemprobleme verursachen können. Deshalb ist es wichtig, die Atemwege durch Husten zu befreien und den Husten nicht medikamentös (mit Antitussiva) zu unterdrücken.

Geringfügiger Bluthusten kann von selbst aufhören oder dann, wenn die der Blutung zugrunde liegende Erkrankung (wie z. B. Herzinsuffizienz oder eine Infektion) erfolgreich therapiert wird.

Wenn ein großes Blutgerinnsel einen wichtigen Atemweg blockiert, kann dieses bei einer Bronchoskopie entfernt werden.

Nur in seltenen Fällen ist ein Bluthusten sehr schwerwiegend oder hört nicht von selbst wieder auf. In diesen Fällen muss möglicherweise ein Schlauch durch Mund oder Nase in die Luftröhre oder bis zu den Atemwegen hinunter gelegt werden, um die Atemwege offen zu halten.

Wenn die Blutung aus einem wichtigen Blutgefäß kommt, kann versucht werden, das blutende Gefäß mit einer sogenannten Bronchialarterienangiografie und -embolisation zu verschließen. Unter Röntgenkontrolle führt der Arzt dabei einen Katheter in das Gefäß und bringt mit ihm ein chemisches Mittel, Teile eines Gelatineschwamms oder eine Minispirale aus Draht an den Ort der Blutung, um das Gefäß zu verschließen. Manchmal ist eine Bronchoskopie oder ein chirurgischer Eingriff nötig, um schwere oder anhaltende Blutungen zu stoppen, oder es muss ein erkrankter oder von Krebs befallener Teil der Lunge operativ entfernt werden. Diese hochriskanten Verfahren sind immer Mittel der letzten Wahl.

Beruhen die Blutungen auf Gerinnungsstörungen, kann eine Transfusion mit Plasma, Gerinnungsfaktoren oder Blutplättchen erforderlich sein.

Tranexamsäure, ein Medikament zum Inhalieren, kann zur Behandlung von Bluthusten, der nicht von allein abklingt, allein verabreicht werden oder zusammen mit der Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung.

Wichtigste Punkte

  • Auswurf mit blutigen Streifen wird in der Regel durch eine Atemwegsinfektion verursacht und bietet in der Regel keinen Anlass zu Besorgnis, wenn die Symptome wieder verschwinden.

  • Eine Infektion der unteren Atemwege sowie das Einatmen von Fremdkörpern sind die häufigsten Ursachen bei Kindern.

  • Bluthusten muss von Blutungen aus Mund, Nase oder Rachen sowie von erbrochenem Blut unterschieden werden.

  • Auswurf mit blutigen Streifen bei Rauchern erfordert in der Regel weitere Untersuchungen.

  • Patienten, die eine große Menge Blut ausgehustet haben, müssen sofort behandelt und stabilisiert werden, erst danach können Tests durchgeführt werden.