Immuntherapie für Krebs

VonRobert Peter Gale, MD, PhD, DSC(hc), Imperial College London
Überprüft/überarbeitet Sep. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

    Eine Immuntherapie wird verwendet, um die körpereigene Immunabwehr gegen Krebs anzuregen. Diese Behandlungen richten sich gegen spezifische genetische Eigenschaften der Tumorzellen. Die genetischen Eigenschaften von Tumoren hängen nicht davon ab, welches Organ an Krebs erkrankt. Diese Medikamente können daher zur Behandlung vieler Krebsarten wirksam sein. (Siehe auch Behandlungsgrundsätze bei Krebs.)

    Es gibt verschiedene Behandlungsarten, die zur Anregung des Immunsystems verwenden werden. Außerdem wird dieser Bereich der Krebsbehandlung intensiv erforscht. Das US-amerikanische National Cancer Institute führt eine aktuelle Liste von Immuntherapeutika (sowie anderer Krebsmedikamente). Die Liste enthält eine kurze Zusammenfassung der Anwendungsgebiete jedes Medikaments und verweist auf zusätzliche Informationen.

    Monoklonale Antikörper

    Bei der Behandlung mit monoklonalen Antikörpern werden im Labor hergestellte Antikörper auf bestimmte Eiweiße auf der Zelloberfläche der Krebszellen angesetzt. Es gibt viele solcher Antikörper und andere werden derzeit erforscht. Trastuzumab ist ein solcher Antikörper, der den HER-2/neu-Rezeptor angreift, der bei 25 % der Frauen mit Brustkrebs auf der Oberfläche der Krebszellen vorhanden ist. Trastuzumab erhöht die Wirkung der Chemotherapeutika.

    Rituximab ist bei der Behandlung von Lymphomen und chronisch-lymphatischer Leukämie sehr wirksam sein. An radioaktive Isotope gebundenes Rituximab, kann helfen, die Strahlung direkt zu den Krebszellen zu transportieren.

    Gemtuzumab-Ozogamicin, eine Kombination aus Medikament und Antikörper, wirkt bei manchen Patienten mit akuter myeloischer Leukämie.

    Mehrere monoklonale Antikörper verändern die Funktion von Immuncheckpoints, die zur Steuerung des Immunsystems beitragen und so die natürliche Immunabwehr des Körpers gegen Krebs aktivieren. Sogenannte Checkpoint-Inhibitoren können Checkpoints, d. h. Proteine, die dabei helfen, die Immunantwort aus- oder einzuschalten, hemmen. Manche Krebsarten aktivieren diese Checkpoints und schalten die Fähigkeit des Immunsystems aus, den Krebs anzugreifen. Checkpoint-Inhibitoren wie CTLA-4 (Ipilimumab und Tremelimumab) und PD1 (Cemiplimab, Dostarlimab, Nivolumab und Pembrolizumab) oder PD-L1 (Durvalumab, Atezolizumab und Avelumab) ermöglichen es dem Immunsystem, den Krebs anzugreifen. Zum Beispiel kann Pembrolizumab bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen mit einem DNA‑Reparaturdefekt eingesetzt werden, unabhängig davon, wo im Körper sich der Krebs befindet. Checkpoint-Inhibitoren werden manchmal allein oder in Kombination mit anderen Krebsmedikamenten verabreicht.

    Veränderte T-Zellen

    T-Zellen sind Zellen des Immunsystems, die körperfremde Zellen erkennen und zerstören können. Bei dieser Form der Krebsbehandlung werden die T-Zellen aus dem Blut eines Krebspatienten entfernt. und dann im Labor von Ärzten genetisch verändert, sodass sie die Krebszellen des Betroffenen erkennen und angreifen. Anschließend werden die veränderten T-Zellen dem Betroffenen wieder verabreicht. Das geläufigste Beispiel dieser Strategie sind die sogenannten „chimären Antigenrezeptor‑T‑Zellen“ oder CAR-T-Zellen. CAR-T-Zellen sind bei Patienten mit akuter lymphatischer Leukämie, B-Zell-Lymphomen und multiplem Myelom eine wirksame Behandlung.

    Mit dieser Behandlung verwandte Strategien umfassen das Anzüchten der entnommenen T-Zellen in einer Zellkultur. Die Zellen werden aktiviert, indem sie einem bestimmten Signalstoff ausgesetzt werden, den die körpereigenen Zellen verwenden. Alternativ können die T-Zellen aus dem Tumor des Patienten gewonnen, in einer Zellkultur vermehrt und dem Patienten dann wieder verabreicht werden.

    Unspezifische Immuntherapie

    Biologische Immunmodulatoren regen normale Zellen zur Produktion chemischer Botenstoffe (Mediatoren) an, die die Fähigkeit des Immunsystems verbessern, Krebszellen aufzuspüren und zu zerstören. Die Wirkungen sind allgemein und zielen nicht spezifisch auf eine bestimmte Krebserkrankung ab.

    Interferon (das es in verschiedenen Formen gibt) ist der bekannteste und am häufigsten genutzte Immunmodulator. Nahezu alle menschlichen Zellen stellen selbst Interferon her, doch mithilfe der Biotechnologie kann es auch künstlich hergestellt werden. Interferon spielt bei der Behandlung verschiedener Krebsarten, wie das Kaposi-Sarkom oder maligne Melanome, eine Rolle, auch wenn die genaue Wirkweise noch nicht bekannt ist.

    Interleukine sind Botenstoffe, die von bestimmten Zellen des Immunsystems produziert werden (aktivierte T-Zellen). Sie können bei der Behandlung von metastasierten Melanomen helfen und bei Nierenkrebs von Nutzen sein. Interleukin 2, das durch bestimmte weiße Blutkörperchen produziert wird, kann bei Nierenzellkarzinomen und bei metastasierenden Melanomen nützlich sein.

    Impfstoffe

    Impfstoffe aus von Krebszellen gewonnenen Materialien können die körpereigene Bildung von Antikörpern oder Immunzellen verstärken, die den Krebs angreifen können. Extrakte aus abgeschwächten Tuberkulosebakterien, welche die Immunabwehr herausfordern, haben sich zur lokalen Anwendung bei Blasenkrebs bewährt, um das Wiederauftreten von Blasentumoren zu verhindern.