Nasenbluten

(Epistaxis)

VonMarvin P. Fried, MD, Montefiore Medical Center, The University Hospital of Albert Einstein College of Medicine
Überprüft/überarbeitet Mai 2023
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Manche Menschen bekommen ziemlich häufig Nasenbluten, andere dagegen nur selten. Es können einige Tropfen Blut austreten, oder das Blut rinnt stetig. Wenn das Blut geschluckt wird, kommt es oft zu Erbrechen, weil Blut den Magen reizt. Geschlucktes Blut kann durch den Verdauungstrakt gelangen und führt zu schwarzem teerigem Stuhl.

Anteriore Epistaxis

Nasenbluten (Epistaxis) kommt in der Regel aus dem vorderen Teil der Nase (anteriore Epistaxis). Die Blutung entsteht durch kleine Blutgefäße in dem Knorpel, der die beiden Nasenlöcher voneinander trennt (als Nasenscheidewand bezeichnet). Die Nasenscheidewand enthält viele Blutgefäße, und Blutungen an dieser Stelle können zu viel Blut führen. Daher wirkt anteriore Epistaxis oft erschreckend, ist aber ungefährlich.

Posteriore Epistaxis

Eine Blutung aus dem hinteren Bereich der Nase (posteriore Epistaxis) ist ungewöhnlich, gefährlicher und schwieriger zu behandeln. An der posterioren Epistaxis sind größere Gefäße beteiligt als beim anterioren Nasenbluten. Da sich diese Gefäße im hinteren Bereich der Nase befinden, sind sie für den Arzt schwer zu erreichen und zu behandeln.

Die posteriore Epistaxis tritt tendenziell bei Menschen auf, die

  • an Atherosklerose leiden (die den Blutfluss in den Arterien verringert oder verschließt)

  • an Blutungsstörungen leiden

  • Medikamente einnehmen, die die Blutgerinnung beeinträchtigen

  • eine Operation an der Nase oder der Nebenhöhle hatten

Ursachen von Nasenbluten

Nasenbluten tritt auf, wenn die feuchte Innenauskleidung der Nase gereizt ist oder wenn Blutgefäße in der Nase reißen. Es gibt viele Ursachen für Nasenbluten. Unabhängig von der Ursache neigen Patienten eher zu Nasenbluten, die Aspirin oder andere Medikamente einnehmen, die die Blutgerinnung hemmen (Antikoagulanzien), und Personen, die an Gerinnungsstörungen oder Arterienverkalkung (Arteriosklerose) leiden.

Häufige Ursachen

Die häufigsten Ursachen für Nasenbluten sind:

  • Trauma (z. B. Nase schnäuzen und Nasebohren)

  • Austrocknen der Nasenschleimhaut an der Naseninnenwand (z. B. im Winter)

Seltenere Ursachen

Zu den weniger häufigen Ursachen für Nasenbluten zählen:

Bluthochdruck (Hypertonie ) verursacht wahrscheinlich kein Nasenbluten, aber bei Menschen mit Bluthochdruck kann das Nasenbluten länger als normal anhalten.

Tabelle

Beurteilung von Nasenbluten

Die folgenden Angaben können bei der Entscheidung behilflich sein, ob eine ärztliche Beurteilung nötig ist, und liefern Gewissheit darüber und was im Rahmen dieser Untersuchung zu erwarten ist.

Warnsignale

Bei Nasenbluten sind bestimmte Symptome und Merkmale Anlass zu besonderer Aufmerksamkeit. Hierzu gehören:

  • Anzeichen von übermäßigem Blutverlust (wie Schwäche, Ohnmacht oder Schwindelgefühl beim Aufstehen)

  • Einnahme von Medikamenten, die sich auf die Blutgerinnung auswirken

  • Anzeichen für eine Blutgerinnungsstörung oder bekanntes Vorliegen einer Blutgerinnungsstörung (wie z. B. Hämophilie)

  • Blutungen, die nicht leicht gestoppt werden können – zum Beispiel durch direkten Druck

  • Mehrere kürzlich aufgetretene Episoden von Nasenbluten, besonders wenn die Ursache unklar ist

Die gängigsten Medikamente, die die Blutgerinnung stören, sind Aspirin, Clopidogrel und Warfarin sowie neuere Medikamente, die über den Mund eingenommen werden (sogenannte neue orale Gerinnungshemmer), wie Rivaroxaban und Apixaban.

Anzeichen einer Blutungsstörung sind unter anderem:

  • Zahlreiche kleine rote oder violette Flecken auf der Haut (Petechien)

  • Viele große Blutergüsse

  • Rasches Zahnfleischbluten

  • Blutiger oder teeriger Stuhl

  • Hochhusten von Blut

  • Blut im Urin

  • Starke Blutungen beim Zähneputzen, bei Blutuntersuchungen oder bei geringfügigen Wunden

  • Starke Menstruationsperioden bei Frauen

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Wenn sich das Nasenbluten nicht durch Zusammenkneifen der Nasenflügel zum Stillstand bringen lässt, sollte sofort ein Krankenhaus aufgesucht werden. Auch wenn die Blutung aufgehört hat, sollten Patienten mit Warnzeichen ebenfalls sofort ins Krankenhaus gehen. Patienten ohne Warnzeichen, die Nasenbluten hatten, das mit oder ohne Behandlung zum Stillstand gekommen ist, die sich jedoch ansonsten wohlfühlen, sollten ihren Arzt anrufen. Möglicherweise ist eine Untersuchung nötig.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten, bevor sie eine körperliche Untersuchung vornehmen. Die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung liefern in Verbindung mit der Anamnese Hinweise auf die Ursache des Nasenblutens und geben vor, welche Untersuchungen als nächste erforderlich sind.

Während der Anamnese stellt der Arzt Fragen zu Folgendem:

  • Offensichtliche Auslöser (z. B. Niesen, Schnäuzen oder Nasebohren und kürzliche Infektionen der oberen Atemwege)

  • Dauer und Anzahl der bisherigen Episoden von Nasenbluten und wie sie gestoppt wurden

  • Ob die Person (oder ein Familienmitglied) eine Blutgerinnungsstörung oder andere Erkrankungen hat, die Probleme mit der Blutgerinnung verursachen

  • Ob die Person Medikamente nimmt, die die Blutgerinnung beeinflussen

Zu den Erkrankungen, die Probleme mit der Blutgerinnung verursachen können, gehören schwere Lebererkrankungen (wie Zirrhose oder Hepatitis) und bestimmte Krebsarten.

Während der körperlichen Untersuchung sucht der Arzt zunächst nach Anzeichen für einen massiven Blutverlust (wie eine zu schnelle Herzfrequenz und ein zu niedriger Blutdruck) und prüft, ob ein deutlich erhöhter Blutdruck vorliegt.

Dann konzentriert sich der Arzt auf die Nase und sucht nach der Blutungsstelle. Außerdem wird die Haut auf Anzeichen von Blutgerinnungsstörungen untersucht. Solche Anzeichen sind Petechien, große blaue Flecken und erweiterte kleine Blutgefäße in und um den Mund sowie an den Spitzen von Fingern und Zehen.

Eine Blutungsstelle im vorderen (anterioren) Bereich der Nase ist für den Arzt mithilfe einer Lampe und einem Instrument, das die Nasenlöcher offen hält, leicht zu finden. Manchmal verwendet der Arzt eine Kopflampe oder einen Kopfspiegel, um das Licht in die Nase zu reflektieren. Um eine hintere Blutungsstelle zu finden, muss der Arzt ein flexibles Betrachtungsgerät (Nasenendoskop) verwenden. Allerdings ist die Blutmenge bei einer aktiven posterioren Blutung so groß, dass der Arzt auch mit einem Betrachtungstubus nichts erkennen kann.

Tests

Labortests sind in der Regel nicht erforderlich. Wenn Patienten Symptome einer Blutgerinnungsstörung und/oder Anzeichen von erheblichem Blutverlust haben sowie bei Patienten mit schwerem oder wiederkehrendem Nasenbluten, werden Bluttests durchgeführt. Wenn ein Fremdkörper, ein Tumor oder eine Nebenhöhleninfektion vermutet wird, kann eine Computertomographie (CT) durchgeführt werden.

Behandlung von Nasenbluten

Der Arzt behandelt alle Nasenblutungen so, als ob es sich um eine anteriore Epistaxis handelte. Die wenigen Patienten, die eine große Menge Blut verloren haben, erhalten Flüssigkeiten durch die Vene (intravenös) und in seltenen Fällen Bluttransfusionen. Bekannte oder festgestellte Blutgerinnungsstörungen werden behandelt.

Anteriore Epistaxis

Eine Blutung aus dem vorderen Bereich der Nase lässt sich normalerweise zu Hause unter Kontrolle bringen. Dazu werden die Nasenflügel 10 Minuten lang fest zusammengedrückt, während der Patient aufrecht sitzt. Dabei sollte nicht auf den knöchernen Teil der Nase gedrückt werden. Dieser Griff muss ohne Unterbrechung 10 Minuten lang durchgehalten werden. Andere Hausmittel, wie etwa Eispackungen auf der Nase, zusammengerollte Taschentücher in den Nasenlöchern und bestimmte Kopfhaltungen sind nicht wirkungsvoll.

Gelingt es nicht, die Blutung mit dieser Technik zum Stillstand zu bringen, kann der Griff weitere 10 Minuten wiederholt werden. Wenn die Blutung auch nach den zweiten 10 Minuten nicht aufhört, muss ein Arzt aufgesucht werden. Der Arzt schiebt normalerweise mehrere Stückchen Watte in das blutende Nasenloch. Die Watte wird mit einem Betäubungsmittel (z. B. Lidocain) und einem Wirkstoff getränkt, der bewirkt, dass sich die Blutgefäße in der Nase schließen (z. B. Phenylephrin). Anschließend wird die Nase ungefähr 10 Minuten lang zusammengedrückt, dann wird die Watte entfernt. Bei kleineren Blutungen wird häufig nichts weiter unternommen.

Bei ernsterem und wiederholtem Nasenbluten kann die Blutungsstelle mit einer Chemikalie, Silbernitrat, oder durch Versiegelung mit Strom (Elektrokauterisation) verschlossen werden. Alternativ dazu kann der Arzt in das blutende Nasenloch einen speziellen Schaumstoffschwamm (Nasentamponade) einführen. Der Schwamm quillt auf und stoppt die Blutung. Nach zwei bis vier Tagen wird die Gaze- oder Schwammtamponade entfernt. Wenn diese Methoden unwirksam sind, können verschiedene Nasenballons verwendet werden, die Druck auf die Blutungsstelle ausüben. Manchmal muss die ganze Nasenhöhle einseitig mit einem langen Gazestreifen ausgekleidet werden. Dieses Verfahren kann jedoch schmerzhaft sein. Ein solcher Verband wird gewöhnlich nach 3 Tagen abgenommen.

Posteriore Epistaxis

Eine Blutung aus dem hinteren Bereich der Nase ist schwieriger zu stoppen und kann lebensbedrohlich sein. Bei dieser Form von Nasenbluten lässt sich die Blutung nicht durch Zusammendrücken der Nasenflügel stoppen. Dies führt nur dazu, dass das Blut in den Rachen fließt, anstatt aus der Nase. Der Arzt kann in einem solchen Fall einen speziell geformten Ballon in die Nase einführen und aufblasen, um Druck auf die Blutungsstelle auszuüben. Dieses Verfahren und andere Arten von Nasentamponaden sind allerdings sehr unangenehm und behindern die Atmung. Normalerweise erhält der Patient intravenös ein Beruhigungsmittel, bevor ein solcher Ballon oder ein Tampon eingesetzt wird. Wenn die Blutung auf solche Art gestoppt werden musste, wird der Patient ins Krankenhaus eingewiesen und mit Sauerstoff und Antibiotika versorgt, damit sich die Nebenhöhlen und das Mittelohr nicht entzünden. Die Tamponade bleibt 4 bis 5 Tage an Ort und Stelle. Dieses Verfahren verursacht ein unangenehmes Gefühl, das jedoch mit Behandlungen gelindert werden kann.

Wenn der Ballon oder die Tamponade nicht die erwartete Wirkung zeigt, muss das blutende Gefäß direkt verschlossen werden. Der Arzt führt in der Regel einen operativen Eingriff durch, bei dem ein Endoskop zur Untersuchung des Inneren der Nasennebenhöhlen (Sinus) verwendet wird. Mit dem Endoskop kann der Arzt die größere Arterie erreichen, die das blutende Gefäß versorgt, und mit einer Klemme verschließen. Gelegentlich wird auch ein kleiner Katheter unter Röntgensicht durch die Blutgefäße bis zur Blutungsstelle vorgeschoben und eine Substanz gespritzt, die das blutende Gefäß verschließt (Embolisation).

Wichtigste Punkte

  • Die meisten Nasenblutungen stammen aus dem vorderen Teil der Nase und lassen sich durch Zusammendrücken der Nasenflügel stoppen.

  • Nasenbluten sollte möglichst durch 10-minütiges Zusammendrücken der Nasenflügel zum Stillstand gebracht werden.

  • Wenn dies nicht der Fall ist, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

  • Die Betroffenen sollten den Arzt über alle Blutungsstörungen informieren, die sie oder ihr Familienmitglied haben oder hatten, und welche Medikamente sie verwenden, die die Blutgerinnung beeinflussen, wie z. B. Warfarin, Clopidogrel und Aspirin und andere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR).