Erkrankungen der Speicheldrüsen

VonAlan G. Cheng, MD, Stanford University
Überprüft/überarbeitet Mai 2022
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Speicheldrüsen produzieren Speichel zur Befeuchtung der Nahrung, damit sie leichter geschluckt werden kann. Der Speichel enthält auch Enzyme (Proteine) zum Abbau der Nahrung, damit sie leichter verdaut wird.

  • Die Speicheldrüsen können Fehlfunktionen aufweisen, sich infizieren oder durch Steine in ihren Gängen blockiert werden.

  • Eine Fehlfunktion der Speicheldrüsen führt zu weniger Speichel, was zu Mundtrockenheit und Zahnfäule (Karies) führt.

  • Infizierte oder blockierte Speicheldrüsen verursachen Schmerzen.

  • Der Speichelfluss kann gemessen werden, oder ein Arzt kann eine Gewebeprobe der Speicheldrüsen entnehmen.

  • Gelegentlich können Blockaden in den von den Speicheldrüsen wegführenden Gängen entfernt werden, manche Betroffene benötigen jedoch einen Speichelersatz.

(Siehe auch Mundtrockenheit.)

Es gibt drei große Speicheldrüsenpaare im Mund:

  • Das größte Speicheldrüsenpaar, die Ohrspeicheldrüsen, liegen direkt hinter dem Kiefergelenk unterhalb und vor den Ohren.

  • Die Unterzungenspeicheldrüsen liegen seitlich unter der Zunge.

  • Die Unterkieferspeicheldrüsen liegen seitlich unter dem Kiefer.

Neben diesen größeren Drüsen sind zahlreiche kleine Speicheldrüsen überall im Mund verteilt. All diese Drüsen produzieren Speichel, der beim Zerkleinern der Nahrung als Teil des Verdauungsprozesses hilft.

Lage der großen Speicheldrüsen

Verschiedene Arten von Erkrankungen betreffen die Speicheldrüsen:

  • Fehlfunktion der Speicheldrüsen

  • Speicheldrüsensteine

  • Speicheldrüseninfektion

  • Schwellung der Speicheldrüsen

Fehlfunktion der Speicheldrüsen

Eine Fehlfunktion der Speicheldrüsen liegt bei Erwachsenen häufiger vor und zeigt sich normalerweise in zu geringer Speichelproduktion. Bei unzureichendem oder kaum existierendem Speichelfluss fühlt sich der Mund trocken an. Diese Erkrankung wird als Xerostomie (Mundtrockenheit) bezeichnet.

Einige Faktoren können zu einer Senkung der Speichelproduktion führen:

  • Erkrankungen wie das Sjögren-Syndrom, rheumatoide Arthritis und Lupus (systemischer Lupus erythematodes)

  • Infektionen wie HIV (Infektion mit dem humanen Immundefizienz-Virus)

  • Arzneimittel wie bestimmte Antidepressiva, Antihistaminika, Antipsychotika, Medikamente gegen die Parkinson-Krankheit, Beruhigungsmittel, Methyldopa, Diuretika und illegale Methamphetamine

  • Chemotherapie oder Bestrahlung von Kopf und Hals zur Krebsbehandlung oder Radiojodtherapie bei Schilddrüsenkrebs

Mundtrockenheit aufgrund einer Bestrahlung bleibt normalerweise bestehen, insbesondere bei hoher Strahlendosis. Mundtrockenheit aufgrund einer Chemotherapie ist normalerweise vorübergehend.

Nicht immer beruht Mundtrockenheit jedoch auf einer Fehlfunktion der Speicheldrüsen. Mundtrockenheit kann zum Beispiel durch Folgendes verursacht werden

  • Zu geringer Flüssigkeitskonsum

  • Atmen durch den Mund

  • Angst oder Stress

Mit zunehmendem Alter kann ebenfalls Mundtrockenheit auftreten. Dies liegt in solchen Fällen jedoch häufiger an der Einnahme bestimmter Arzneimittel als am Alterungsprozess selbst.

Da Speichel einen erheblichen natürlichen Schutz vor Karies bietet, führt eine unzureichende Menge an Speichel zu mehr Löchern, insbesondere in den Zahnwurzeln. Starke Mundtrockenheit kann zu Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken führen.

In seltenen Fällen produzieren die Speicheldrüsen zu viel Speichel. Eine verstärkte Speichelproduktion hält gewöhnlich nur sehr kurz an und tritt beim Verzehr bestimmter, insbesondere saurer Lebensmittel auf. Manchmal verstärkt sich die Speichelproduktion bereits beim Gedanken an diese Lebensmittel.

Speicheldrüsensteine

Aus Salzen im Speichel können sich Steine bilden. Dies geschieht insbesondere dann, wenn der Körper austrocknet (dehydriert) oder wenn Arzneimittel eingenommen werden, die die Speichelproduktion hemmen. Bei Patienten mit Gicht bilden sich mit höherer Wahrscheinlichkeit Steine. Speicheldrüsensteine treten am häufigsten bei Erwachsenen auf. Bei etwa 25 % der Betroffenen bilden sich mehrere Steine.

Speichelsteine führen zu Problemen, wenn sie den Speichelgang (Speichelkanal) blockieren, durch den der Speichel aus der Drüse in den Mund gelangt. Eine solche Blockade hält den Speichel innerhalb des Kanals, wodurch die Speicheldrüsen schmerzhaft anschwellen. Wenn der Gang blockiert und die Drüse mit nicht abfließendem Speichel gefüllt ist, kann dies eine bakterielle Infektion verursachen.

Typische Symptome eines blockierten Speichelgangs sind Schwellungen und Schmerzen über der Drüse. Schmerzen und Schwellungen sind nach dem Essen stärker, vor allem, wenn etwas gegessen wurde, das den Speichelfluss anregt (wie etwa eine saure Gurke oder Zitronensaft). Wenn der Gang verstopft ist, hat der Speichel keinen Platz abzufließen und die Drüse schwillt an. Die Schwellung kann nach ein paar Stunden zurückgehen, wobei ein Schwall von Speichel austritt. Einige Steine verursachen keine Symptome.

Speicheldrüseninfektion

Eine Speicheldrüseninfektion wird auch als Sialadenitis bezeichnet. Die meisten Speicheldrüseninfektionen treten bei Menschen auf, bei denen der Speichelfluss blockiert ist (z. B. durch einen Stein) oder die nur einen sehr geringen Speichelfluss haben. Die Infektion tritt am häufigsten in der Ohrspeicheldrüse und bei Personen mit folgenden Merkmalen auf.

  • Personen in ihren Fünfzigern und Sechzigern

  • Chronische Erkrankung und Mundtrockenheit

  • Sjögren-Syndrom

  • Vorhergehende Strahlentherapie im Mundbereich oder Radiojodtherapie wegen Schilddrüsenkrebs

Mumps ist eine Virusinfektion, die in der Regel die Ohrspeicheldrüse und andere Körperteile betrifft. Mumps tritt hauptsächlich bei Personen auf, die keine Mumpsimpfung erhalten haben.

Jugendliche und junge Erwachsene mit Anorexie sind ebenfalls anfällig für diese Infektion. Der Erreger ist üblicherweise das Bakterium Staphylococcus aureus.

Menschen mit einer bakteriellen Infektion der Speicheldrüsen haben Fieber, Schüttelfrost und Schmerzen sowie Schwellungen auf der Seite des Gesichts mit der infizierten Drüse. Die Haut über der infizierten Drüse rötet sich und schwillt an. Gelegentlich bildet sich eine Eiteransammlung (Abszess) in der Drüse, und kleine Mengen Eiter können aus der Drüse austreten.

Schwellung der Speicheldrüsen

Mumps bei Kindern, bestimmte bakterielle Infektionen (z. B. der Mandeln oder der Zähne) und andere Krankheiten, die häufiger bei Erwachsenen auftreten (wie AIDS, Sjögren-Syndrom, Diabetes mellitus, Sarkoidose und Bulimie) führen oft zu Schwellungen der großen Speicheldrüsen.

Auch bösartige (maligne) und gutartige (benigne) Tumoren in den Speicheldrüsen können Schwellungen verursachen. Schwellungen aufgrund eines Tumors sind gewöhnlich härter als die durch eine Infektion verursachten. Wenn es sich um einen Krebstumor handelt, kann sich die Drüse steinhart anfühlen und mit dem umliegenden Gewebe fest verbunden sein ( see page Mund- und Rachenkrebs). Die meisten Krebstumoren sind beweglich.

Eine Verletzung an der Unterlippe – beispielsweise durch versehentliches Beißen – beschädigt unter Umständen eine winzige Speicheldrüse, sodass der Speichelfluss behindert ist. Infolgedessen kann die Drüse anschwellen, und es entsteht eine kleine, weiche, bläuliche Beule (Mukozele). In der Regel verschwindet die Schwellung innerhalb weniger Wochen bis Monate von selbst.

Der Alterungsprozess im Visier: Mundtrockenheit

Viele ältere Menschen haben einen trockenen Mund. Zwar beeinflusst der Alterungsprozess die Feuchtigkeit im Mund nur leicht, doch sind ältere Menschen anfälliger für Erkrankungen, die den Mund austrocknen. Gleichzeitig nehmen ältere Menschen häufiger Arzneimittel, die den Mund austrocknen.

Für viele Menschen ist ein trockener Mund nur eine gelegentliche Beeinträchtigung. Für andere wiederum handelt es sich um ein hartnäckiges Problem, das zu Schwierigkeiten beim Schmecken, Kauen, Schlucken, Sprechen und beim Tragen von Prothesen führt. Anhaltende Mundtrockenheit erhöht das Risiko von Karies und Erkrankungen des Zahnhalteapparats. Anhaltende Mundtrockenheit ist meist ein Symptom einer Krankheit oder eine Nebenwirkung eines Arzneimittels.

Diagnose von Speicheldrüsenerkrankungen

  • Biopsie

  • Endoskopie

  • Bildgebende Verfahren

  • Bei einer Infektion: Anlegen einer Eiterkultur aus dem Speicheldrüsengang

Aussagekräftige Tests zur Messung der Speichelproduktion gibt es nicht. Der Arzt kann die Speicheldrüsen aber zusammendrücken (melken), um zu sehen, ob aus den Gängen Speichel quillt.

Eine Schwellung aufgrund einer Verstopfung des Speichelgangs wird diagnostiziert, wenn die Schmerzen immer beim Essen oder Trinken auftreten, was den Speichelfluss anregt. Um andere Ursachen herauszufinden, entnimmt der Zahn- oder Allgemeinarzt eine Gewebeprobe aus der Speicheldrüse (Biopsie) und untersucht sie unter dem Mikroskop. Andere Ursachen einer Verstopfung können mit modernen Methoden festgestellt werden. Dabei werden sehr dünne Beobachtungsschläuche (Endoskope) verwendet, die in die Speicheldrüsengänge eingeführt werden.

Wenn der Arzt während der körperlichen Untersuchung keine Diagnose stellen kann, können verschiedene bildgebende Untersuchungen durchgeführt werden, etwa eine Computertomographie (CT-Scan), eine Ultraschalluntersuchung oder eine Sialographie. Die Sialographie ist eine Art der Röntgenuntersuchung, bei der in die Speicheldrüsen und Speichelgänge ein Farbstoff injiziert wird, der auf dem Röntgenbild sichtbar ist.

Wenn eine Infektion vermutet wird, suchen Ärzte nach einer Entzündung mit bildgebenden Verfahren wie Computertomographie (CT), Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT). Wenn der Arzt Eiter aus dem Gang der betroffenen Drüse drücken kann, wird eine Kultur davon angelegt (d. h., es wird versucht, im Labor entsprechende Bakterien zu züchten).

Behandlung von Speicheldrüsenerkrankungen

  • Bei Mundtrockenheit: gute Zahnhygiene und gelegentlich Medikamente

  • Bei Steinen: Schmerzmittel, Flüssigkeit, physikalische Therapien oder gelegentlich Entfernung

  • Bei Infektionen: Antibiotika und physikalische Therapien

  • Bei Schwellungen: verschiedene Behandlungen, gegebenenfalls auch operativer Eingriff

Bei Mundtrockenheit sollten die Betroffenen

  • Arzneimittel vermeiden, welche die Speichelproduktion senken

  • Tagsüber regelmäßig an Flüssigkeiten nippen

  • Regelmäßig die Zähne putzen und Zahnseide benutzen

  • Fluoridspülungen anwenden

  • Alle 3 bis 4 Monate Zahnarzttermine zur Untersuchung und Reinigung wahrnehmen

  • Eventuell einen Carboxymethylcellulose enthaltenden Speichelersatz als Mundwasser verwenden

  • Manchmal zuckerfreien Kaugummi kauen oder Lutschtabletten mit Xylitol lutschen

Einige Zahnärzte verordnen eine mit Fluorid-Gel gefüllte Zahnüberdeckung aus Kunststoff, die in der Nacht getragen wird, um Karies infolge von Mundtrockenheit vorzubeugen. Arzneimittel, welche die Speichelproduktion erhöhen, wie etwa Cevimelin oder Pilocarpin, können die Symptome lindern. Solche Arzneimittel helfen jedoch nicht, wenn die Speicheldrüsen durch Strahlung geschädigt wurden.

Bei Speicheldrüsensteine​n können die Betroffenen Schmerzmittel (Analgetika) nehmen, viel Flüssigkeit trinken, die Drüsen massieren, warme Kompressen auflegen und den Speichelfluss mit Zitronensaft oder Zitronenspalten, sauren Bonbons oder einer Kombination davon anregen. Wenn der Stein nicht von selbst austritt, kann ein Zahnarzt den Stein manchmal entfernen, indem er den Gang von beiden Seiten zusammendrückt. Wenn das nicht funktioniert, kann der Arzt mit einem drahtähnlichen Instrument versuchen, den Stein herauszuziehen. Wenn es gar nicht anders geht, muss der Stein chirurgisch oder endoskopisch entfernt werden.

Bei einer Speicheldrüseninfektion gibt der Arzt Antibiotika und lässt den Patienten die Drüsen massieren und warme Kompressen auflegen. Ein Speicheldrüsenabszess muss geöffnet werden, damit der Eiter abfließen kann. Es ist ebenfalls wichtig, auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, den Speichelfluss mit Zitronensaft und Lutschbonbons zu stimulieren und eine gute Mundhygiene zu pflegen.

Die Behandlung von Speicheldrüsenschwellungen hängt von der Ursache ab. Eine störende oder immer wiederkehrende Mukozele, die nicht von selbst wieder verschwindet, kann durch einen kleinen Eingriff behoben werden. Ebenso lassen sich gutartige und bösartige Speicheldrüsentumoren in der Regel chirurgisch entfernen.