Kurzes abgeschlossenes unerklärliches Ereignis (BRUE)

VonChristopher P. Raab, MD, Sidney Kimmel Medical College at Thomas Jefferson University
Überprüft/überarbeitet Feb. 2023
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Bei einem BRUE (Brief, Resolved, Unexplained Event) handelt es sich um ein kurzes abgeschlossenes unerklärliches Ereignis und nicht um eine spezifische Erkrankung. Vielmehr ist es ein Begriff, der verwendet wird, um das plötzliche Auftreten bestimmter alarmierender Symptome bei Kindern unter einem Jahr zu beschreiben, wie z. B. eine Veränderung der Atmung, der Hautfarbe, des Muskeltonus oder der Ansprechbarkeit beim Kind.

  • Ein Ereignis wird dann als BRUE klassifiziert, wenn nach einer gründlichen medizinischen Untersuchung keine Ursache für die Symptome gefunden wird.

  • Ähnliche Symptome können durch Störungen im Verdauungstrakt, Nervensystem, der Atemwege, des Herzens und Stoffwechsels und durch Infektionen sowie durch ein körperliches Trauma verursacht werden.

  • Die Diagnose wird auf Basis eines Gesprächs mit den Erziehungsberechtigten, einer körperlichen Untersuchung und der Ergebnisse bestimmter Labortests gestellt.

  • Die Behandlung zielt auf die jeweiligen Ursachen ab, sofern diese bestimmt werden können.

Manchmal kommt es bei Säuglingen zu Symptomen, bei denen man sich Sorgen um ihre Gesundheit macht. Die Terminologie zur Beschreibung dieser Vorfälle hat sich kürzlich geändert. Früher verwendete der Arzt den Begriff „anscheinend lebensbedrohliches Ereignis“, um alle Ereignisse zu klassifizieren, bei denen Säuglinge plötzlich alarmierende Symptome entwickelten, unabhängig davon, ob eine zugrundeliegende Ursache gefunden wurde oder nicht. Heute spricht man von einem „kurzen abgeschlossenen unerklärlichen Ereignis“ (brief, resolved, unexplained event, BRUE), wenn keine zugrundeliegende Ursache gefunden wurde.

BRUE ist ein Begriff, der nur Ereignisse beschreibt, die bei Kindern unter 1 Jahr auftreten:

  • B = (Brief) Kurz: Das Ereignis hält weniger als 1 Minute an.

  • R = (Resolved) Abgeschlossen: Das Ereignis ist abgeklungen und das Kind kehrt in einen normalen Gesundheitszustand zurück.

  • U = (Unexplained) Unerklärlich: Nach der ärztlichen Untersuchung kann keine Ursache gefunden werden.

  • E = (Event) Ereignis: Das Kind leidet an Symptomen wie z. B. einer Veränderungen der Atmung oder eine Phase ohne Atmung (Apnoe), einer Veränderung der Hautfarbe, einer Veränderung der Muskelspannung und/oder einer Veränderung in der Ansprechbarkeit.

Solche Ereignisse scheinen mit dem plötzlichen Kindstod (Sudden Infant Death Syndrome, SIDS) zusammenzuhängen, aber die meisten Säuglinge mit SIDS hatten vorher keine alarmierenden Vorfälle. Säuglinge mit 2 oder mehr BRUE scheinen jedoch ein erhöhtes Risiko für SIDS zu haben.

Symptome von BRUE

Ein kurzes abgeschlossenes unerklärliches Ereignis (BRUE) ist in der Regel eine unerwartete, plötzliche, für Eltern oder Betreuer besorgniserregende, Veränderung der Atmung eines Säuglings.

Zu den Merkmalen von BRUE, die einen Elternteil oder Betreuer alarmieren können, zählen einige oder alle der folgenden:

  • Atmung, die 20 Sekunden oder länger aussetzt (Apnoe), unregelmäßige Atmung oder gar keine Atmung

  • Veränderung der Hautfarbe zu bläulich oder bleich

  • Veränderung der Muskelspannung zu steif oder schlaff

  • Veränderung der Ansprechbarkeit (z. B. benommen, apathisch, bewusstlos)

Eine Ursache für die alarmierenden Symptome kann in mehr als der Hälfte der Fälle nicht festgestellt werden. Diese Fälle werden daher als BRUE bezeichnet.

Ursachen von Symptomen, die BRUE ähneln

Definitionsgemäß ist BRUE ein Ereignis ohne bekannte Ursache. In einigen Fällen wird bei einer medizinischen Untersuchung eine Ursache für die Symptome festgestellt.

Liegt eine Ursache vor, dann sind die häufigsten Ursachen:

Weniger häufige Ursachen sind:

  • Herzkrankheiten

  • Metabolische Erkrankungen

  • Verengung oder vollständige Blockade der Atemwege (obstruktive Apnoe)

  • Andere Störungen (z. B. durch Drogenkonsum hervorgerufene Störungen, Kindesmissbrauch oder anaphylaktische Reaktion)

Diagnose von BRUE

  • Untersuchung durch den Arzt

  • Andere Tests auf Basis der Ergebnisse der Untersuchung

Wenn ein BRUE auftritt, stellt der Arzt mehrere wichtige Fragen:

  • Was hat die Betreuungsperson, die das Ereignis miterleben konnte, beobachtet (einschließlich einer Beschreibung von Veränderungen der Atmung, der Hautfarbe, der Muskelspannung, der Augen, Geräusche, die das Baby machte, Dauer der Ereignisses und Symptome, die vor dem Ereignis aufgetreten sind)?

  • Welche Maßnahmen wurden getroffen (Beispielsweise sanfte Massage, Mund-zu-Mund-Beatmung oder kardiopulmonale Reanimation [CPR])?

  • Hat die Mutter während der Schwangerschaft Medikamente oder Freizeitdrogen eingenommen? Gibt es Familienmitglieder, die Drogen, Tabak und Alkohol konsumieren?

  • Welches Schwangerschaftsalter (Verweildauer in der Gebärmutter nach erfolgter Befruchtung des Eis) hat das Kind? Gab es bei der Geburt Komplikationen? Musste das Kind wegen Apnoe nach der Geburt im Krankenhaus bleiben?

  • Würgt, hustet oder erbricht das Kind beim Füttern? Hat das Kind Schwierigkeiten, an Gewicht zuzunehmen?

  • Hat das Kind alle altersgemäßen Entwicklungsschritte durchgemacht?

  • Hatte das Kind schon einmal ein BRUE oder hatte eine kürzlich aufgetretene Verletzung?

  • Sind in der Familie andere ähnliche Ereignisse oder plötzliche Todesfälle aufgetreten?

Der Arzt untersucht das Kind, um sichtbare Auffälligkeiten festzustellen, insbesondere Anzeichen, die auf eine Verletzung hindeuten, und Anomalien des Nervensystems, wie etwa zu hohe oder zu niedrige Muskelspannung und Anzeichen einer Infektion, Verletzung oder Verdacht auf Missbrauch.

Basierend auf dem Gespräch mit den Betreuungspersonen und der körperlichen Untersuchung kann der Arzt ausreichend Informationen einholen, um sicherzustellen, dass das Kind keine ernsthafte Erkrankung hat.

Bei Unklarheit können aber auch Laboruntersuchungen (Bluttests zur Untersuchung auf Anämie oder Infektion oder Nieren- und Leberfunktionstests, sowie Stuhl-, Urin- und Rückenmarkflüssigkeitsuntersuchungen) durchgeführt werden; ebenso Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren (wie Röntgenaufnahme des Brustkorbs oder eine Computertomografie [CT] des Kopfes), eine Elektrokardiografie oder, abhängig vom Ergebnis der Untersuchung beim Säugling, eine Kombination verschiedener Tests. Außerdem können weitere Tests (wie etwa eine Elektroenzephalografie) zum Feststellen einer möglichen Anfallsaktivität durchgeführt werden.

Behandlungen von BRUE

  • Behandlung der feststehenden Ursache

Wenn eine Ursache festgestellt werden kann, so wird diese behandelt.

Kinder, die reanimiert werden mussten, deren Untersuchungs- oder Labortestergebnisse Anomalien zeigten oder bei denen bereits zu früheren Zeitpunkten solche Ereignisse aufgetreten waren, werden zur Überwachung und weiteren Abklärung ins Krankenhaus eingewiesen.

Eltern und Betreuer sollten in Wiederbelebungsmaßnahmen (Reanimation) für Säuglinge sowie im sicheren Versorgen von Kleinkindern geschult werden, wie z. B., dass Kinder nur auf dem Rücken schlafen gelegt und keinem Zigarettenrauch ausgesetzt werden.

Ärzte raten von der Verwendung von Atemmonitoren zu Hause zur SIDS-Risikoreduzierung ab. Es gibt keine Hinweise darauf, diese Atmungsüberwachungsgeräte das Risiko für SIDS senken. Sie sind kein Ersatz für die Befolgung der empfohlenen Maßnahmen für sicheren Schlaf.

Prognose bei BRUE

Die Prognose hängt von der festgestellten Ursache ab. Wenn beispielsweise das Risiko für Tod oder Behinderung größer ist, weil die Ursache eine schwere neurologische Störung ist.

Der Zusammenhang zwischen BRUE und SIDS ist zwar nicht klar, aber Kinder die mindestens 2 BRUE hatten, tragen ein höheres Risiko für SIDS.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. Safe to Sleep®: Informationen für Eltern und Betreuer über sichere Schlafpraktiken für Säuglinge