Neuroblastom

VonKee Kiat Yeo, MD, Harvard Medical School
Überprüft/überarbeitet Mai 2023
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Kurzinformationen

Dieser Tumor kommt in der Kindheit häufig vor und geht von Teilen des Nervensystems bzw. den Nebennieren aus.

  • Warum Neuroblastome entstehen, ist häufig unbekannt.

  • Die Symptome hängen davon ab, wo die Neuroblastome entstehen, wie an Bauch, Brust, Knochen, Haut oder Rückenmark.

  • Zur Diagnose werden für gewöhnlich ein bildgebendes Verfahren und eine Biopsie durchgeführt.

  • Die Behandlung hängt vom Alter des Kindes und den spezifischen Merkmalen des Krebses ab und kann Operation, Chemotherapie und Bestrahlung umfassen.

(Siehe auch Übersicht zu Krebs im Kindesalter.)

Ein Neuroblastom kann sich in einer bestimmten Art von Nervengewebe an vielen Stellen im Körper bilden. Meist entsteht es in den Nebennieren (über der jeweiligen Niere), aber auch in den Nerven im Brust- oder Bauchraum. Bei über der Hälfte der Kinder hat sich der Krebs zu dem Zeitpunkt, zu dem ein Arzt aufgesucht wird, bereits auf andere Körperteile ausgebreitet.

Neuroblastome sind die häufigste Krebserkrankung bei Säuglingen. Etwa 90 Prozent aller Neuroblastome treten bei Kindern unter 5 Jahren auf. Außer in sehr seltenen Ausnahmen treten Neuroblastome nur bei Kindern auf.

Die Ursache von Neuroblastomen ist häufig unbekannt. Die meisten dieser Tumoren entstehen spontan. Sie treten jedoch selten familiär gehäuft auf.

Wussten Sie ...?

  • Neuroblastome sind die häufigste Krebserkrankung bei Säuglingen.

Symptome von Neuroblastomen

Die Symptome eines Neuroblastoms hängen von der ursprünglichen Stelle des Neuroblastoms und seinem Ausbreitungsgrad ab. Hierzu einige Beispiele:

  • Ausgangsort im Bauchraum: Die ersten Symptome sind eine deutliche Zunahme des Bauchumfangs, Völlegefühl, Appetitmangel und Bauchschmerzen.

  • Ausgangsort im Brustbereich oder Hals: Das Kind hustet oder hat Atemprobleme.

  • Streuung in die Knochen: Das Kind hat Knochenschmerzen. Wenn der Krebs das Knochenmark erreicht, kann die Anzahl verschiedener Typen von Blutkörperchen gemindert sein. Blutarmut (Anämie) führt zu Schwäche und Müdigkeit sowie manchmal zu einer blassen Haut. Eine geringe Anzahl von Blutplättchen verursacht häufige Blutergüsse und winzige violette Punkte auf der Haut. Eine Senkung der Zahl weißer Blutkörperchen erhöht das Risiko für Infektionen.

  • Streuung in die Haut: Es bilden sich Knoten.

  • Streuung in das Rückenmark: Arme und Beine können sich schwach und taub anfühlen oder das Kind kann bestimmte Körperteile nicht mehr spontan bewegen.

In selteneren Fällen zeigen die Kinder Symptome einer Erkrankung namens Horner-Syndrom. Dabei drückt ein Tumor im Halsbereich auf die Nerven, die eine Seite des Gesichts beeinflussen. Die Kinder haben ein hängendes Augenlid, eine kleine Pupille sowie vermindertes Schwitzen auf einer Gesichtshälfte.

Die meisten Neuroblastome produzieren Katecholamine. Katecholamine sind Hormone, die die Herzfrequenz erhöhen und Angstzustände verursachen können. Es können auch andere mit Krebserkrankungen in Verbindung stehende Syndrome auftreten (sogenannte paraneoplastische Syndrome), zum Beispiel unkontrollierbare Augenbewegungen (Opsoklonus) und blitzartige Kontraktionen der Muskeln von Armen und Beinen (Myoklonus), wässriger Durchfall oder hoher Blutdruck.

Diagnose von Neuroblastomen

  • Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT)

  • Biopsie

  • Manchmal Knochenmarkanalyse und Urintests

Eine frühe Diagnose eines Neuroblastoms ist nicht einfach.

Vor der Geburt kann manchmal bei einer pränatalen Ultraschalluntersuchung in der Schwangerschaft beim Fötus ein Neuroblastom entdeckt werden.

Nach der Geburt kann der Arzt, wenn der Tumor groß genug ist, möglicherweise einen Knoten im Bauch des Kindes ertasten.

Bei Verdacht auf ein Neuroblastom wird eine CT oder MRT des Bauchs durchgeführt. Wird ein Tumor entdeckt, wird eine Probe entnommen und zur Untersuchung an ein Labor geschickt (Biopsie). Eine Knochenmarkprobe kann entnommen werden, um nach Krebszellen zu suchen (siehe Knochenmarkuntersuchung).

Eine Urinprobe kann auf eine übermäßige Produktion von Katecholamin (das vom Tumor produziert werden kann) untersucht werden.

Um zu überprüfen, ob der Krebs gestreut hat, kann Folgendes unternommen werden:

  • Eine CT oder MRT des Bauches, des Beckens und des Brustkorbs sowie manchmal des Gehirns

  • Biopsie eines identifizierten Knotens

  • Untersuchung einer Knochenmarkprobe

  • Ein Knochenscan oder eine Aufnahme mithilfe eines radioaktiven Stoffes namens Metaiodbenzylguanidin (MIBG), auf der erkannt werden kann, ob sich das Neuroblastom ausgebreitet hat

Anhand all dieser Informationen bewertet der Arzt, ob dem Krebs ein geringes, durchschnittliches oder ein hohes Risiko zugeschrieben wird.

Behandlung von Neuroblastomen

  • Operative Entfernung

  • Chemotherapie

  • Manchmal Strahlentherapie

  • Manchmal Stammzelltransplantation

  • Immuntherapie

(Siehe auch Behandlungsgrundsätze bei Krebs.)

Die Behandlung des Neuroblastoms basiert auf der Risikokategorie.

Ein Tumor, der noch nicht gestreut hat und mit einem niedrigen Risiko einhergeht, kann häufig mit einer Operation entfernt und geheilt werden.

Kinder, die mit einem mittleren oder hohen Risiko erkrankt sind, erhalten eine Chemotherapie mit Mitteln wie Vincristin, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Etoposid und Cisplatin.

Bei Erkrankungen mit hohem Risiko kommt häufig eine hochdosierte Chemotherapie plus Stammzellentransplantation zum Einsatz. Um das Risiko zu reduzieren, dass der Krebs nach einer solchen Behandlung erneut auftritt, erhalten diese Kinder ein Medikament namens Retinoid. Dabei handelt es sich um einen chemischen Stoff, der mit Vitamin A verwandt ist.

Eine Strahlentherapie kann bei Kindern mit einer Erkrankung mit mittlerem Risiko oder mit einem inoperablen Tumor zum Einsatz kommen und ist die Standardbehandlung für Tumoren bei Kindern, die mit hohem Risiko erkrankt sind.

Eine Immuntherapie ist der neueste Behandlungsansatz für Kinder mit einer Erkrankung mit hohem Risiko. Mit dieser Therapie wird die körpereigene Immunabwehr gegen Krebs angeregt.

Prognose zu Neuroblastomen

Die Prognose hängt von mehreren Faktoren ab, zum Beispiel das Alter des Kindes bei der Diagnose, ob der Tumor gestreut hat sowie bestimmte Charakteristika des Tumors, die als biologische Eigenschaften bezeichnet werden (z. B. Aussehen des Tumors unter dem Mikroskop sowie einige Merkmale der DNS innerhalb der Tumorzellen). Jüngere Kinder, deren Tumor nicht gestreut hat, haben die beste Prognose.

Die Überlebensraten von Kindern mit einem Tumor mit niedrigem bzw. durchschnittlichen Risiko liegt bei etwa 90 bis 95 Prozent.

Die Überlebensrate bei Hochrisiko-Tumoren lag bislang bei etwa 15 Prozent. Durch neuere und intensivere Behandlungsmethoden mit Kombinationstherapien hat sich die Rate jedoch auf über 50 Prozent verbessert.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quelle verantwortlich ist.

  1. American Cancer Society: If Your Child Is Diagnosed With Cancer: Ein Ratgeber für Eltern und Angehörige eines Kindes mit Krebs, der Informationen darüber liefert, wie man mit einigen Problemen umgehen kann, und Fragen beantwortet, die nach der Diagnosestellung für das Kind aufkommen