HealthDay
ERKRANKUNG

Geburtswehen

VonRaul Artal-Mittelmark, MD, Saint Louis University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet Mai 2021
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN
Kurzinformationen

    Als Geburtswehen bezeichnet man die rhythmischen, stärker werdenden Kontraktionen der Gebärmutter, die den Fötus allmählich durch den Gebärmutterhals (Zervix) bzw. den Muttermund und den Geburtskanal (Scheide) nach draußen befördern.

    (Siehe auch Übersicht über Geburtswehen und Entbindung.)

    Bei den Geburtswehen werden drei Phasen unterschieden:

    • Erste Phase: Bei Geburtswehen im üblichen Sinne wird diese Phase (die wiederum aus zwei Phasen besteht: die Eröffnungsphase und die Aktivphase) durchlaufen. Dabei öffnet bzw. weitet sich durch die Kontraktionen allmählich der Muttermund, dehnt sich und weicht zurück, bis er mit dem Rest der Gebärmutter verstreicht. Durch diese Veränderungen kann der Fötus in die Scheide eintreten.

    • Zweite Phase: Das Baby wurde entbunden.

    • Dritte Phase: Die Plazenta wurde ausgestoßen.

    Normalerweise setzen die Wehen innerhalb von 2 Wochen vor bzw. nach dem errechneten Geburtstermin ein. Der genaue Grund für das Einsetzen der Geburtswehen ist nicht bekannt. Gegen Ende der Schwangerschaft (nach 36 Wochen) wird der Gebärmutterhals von einem Arzt untersucht, um abzuschätzen, wann die Wehen einsetzen werden.

    Bei der ersten Schwangerschaft dauern die Wehen gewöhnlich 12 bis 18 Stunden an. Bei späteren Geburten verkürzt sich diese Zeitspanne auf durchschnittlich 6 bis 8 Stunden. Stehen und Gehen im ersten Stadium der Wehen kann diese um mehr als 1 Stunde verkürzen.

    Wehenstadien

    ERSTE PHASE

    Von Beginn der Wehen bis zur vollen Öffnung des Muttermunds (Dilatation) auf etwa 10 Zentimeter.

    Eröffnungsphase (Latenzphase)

    1. Die Kontraktionen sind zunächst unregelmäßig, werden jedoch fortschreitend stärker und rhythmischer.

    2. Die Beschwerden lassen sich gut ertragen.

    3. Der Muttermund verstreicht und erweitert sich auf ungefähr 4 Zentimeter.

    4. Diese erste Phase dauert bei Erstgebärenden durchschnittlich 8 Stunden (in der Regel nicht mehr als 20 Stunden), bei nachfolgenden Schwangerschaften etwa 5 Stunden (in der Regel nicht mehr als 12 Stunden).

    Aktivphase

    1. Der Muttermund erweitert sich von rund 4 auf volle 10 Zentimeter. Er verstreicht und zieht sich hoch (verwischt), bis er sich mit dem Rest der Gebärmutter vereinigt.

    2. Der zuerst austretende Teil des Kindes, gewöhnlich der Kopf, senkt sich ins Becken der Frau.

    3. Wenn der Körper des Kindes tiefer tritt, beginnt die Frau einen Pressdrang zu verspüren. Diesem sollte sie jedoch widerstehen. Ein frühzeitiges Pressen kann unnötig ermüdend sein und reißt häufig den Gebärmutterhals an, der dann repariert werden muss.

    4. Diese Phase dauert bei der ersten Schwangerschaft rund 5 bis 7 Stunden, bei späteren Schwangerschaften etwa 2 bis 4 Stunden.

    ZWEITE PHASE

    Von der vollständigen Eröffnung des Gebärmutterhalses bis zur Geburt des Kindes: Dieses Stadium dauert bei einer Erstgebärenden etwa 2 Stunden, bei Mehrfachgebärenden 1 Stunde. Es kann sein, dass sich der Zeitraum um eine Stunde oder mehr verlängert, wenn der werdenden Mutter eine Epiduralinjektion gegeben oder schmerzlindernde Medikamente verabreicht wurden. Während dieser Phase unterstützt die Frau die Geburt durch aktives Pressen.

    DRITTE PHASE

    Von der Geburt des Kindes bis zur Ausstoßung der Nachgeburt: Diese Phase dauert meist nur wenige Minuten, kann sich aber bis zu 30 Minuten lang hinziehen.

    Beginn der Geburtswehen

    Alle schwangeren Frauen sollten die wichtigsten Anzeichen für den Beginn der Geburtswehen kennen:

    • Regelmäßige Kontraktionen des Unterbauchs

    • Rückenschmerzen

    Eine Frau, die bereits kurze Entbindungen erlebt hat, sollte gleich zu Beginn der Wehen ihren Arzt verständigen. Die ersten Kontraktionen im Unterbauch sind oftmals schwach und unregelmäßig und kommen in größeren Abständen. Sie fühlen sich wie Regelschmerzen an. Mit der Zeit werden die Kontraktionen im Unterleib länger, stärker und häufiger. Möglicherweise treten vor oder während der Kontraktionen und Rückenschmerzen andere Hinweise auf, z. B.:

    • Blutungen: Ein etwas blutiger, schleimiger Scheidenausfluss ist gewöhnlich ein Zeichen dafür, dass die Wehen bald einsetzen werden. Die Blutungen können bereits 72 Stunden vor dem Einsetzen der Wehen auftreten.

    • Blasensprung: Gewöhnlich reißen die mit Fruchtwasser gefüllten Membranen (Fruchtblase), die den Fötus enthalten, wenn die Wehen einsetzen, und das Fruchtwasser beginnt durch die Scheide auszulaufen. Dieser Vorgang wird allgemein als „Platzen der Fruchtblase“ bezeichnet. Gelegentlich reißen die Fruchtblasen, bevor die Wehen einsetzen. Wenn die Fruchtblase platzt, bevor die Wehen einsetzen, spricht man von einem frühzeitigen Blasensprung. Einige Frauen fühlen, wie ein Schwall Flüssigkeit aus der Scheide rinnt und dann nachtropft.

    Bei einem Blasensprung vor dem Einsetzen der Wehen sollte die Frau umgehend ihren Arzt oder ihren Geburtshelfer informieren oder sich in die nächste Entbindungsklinik begeben. Nach einem Blasensprung kurz vor oder zum erwarteten Geburtstermin setzen bei ungefähr 80 bis 90 Prozent der Frauen innerhalb von 24 Stunden spontan die Wehen ein. Wenn die Wehen nach einigen Stunden dennoch ausbleiben, das Kind jedoch reif ist, wird bei der Frau gewöhnlich im Krankenhaus die Geburt künstlich eingeleitet, um dem Risiko einer Infektion vorzubeugen. Nachdem die Fruchtblase gerissen ist, können Bakterien leichter aus der Scheide in die Gebärmutter vordringen und bei Mutter und/oder Kind Infektionen auslösen.

    Nachdem eine Frau mit einem vorzeitigen Blasensprung in eine Entbindungsklinik aufgenommen worden ist, wird Oxytocin (das Kontraktionen der Gebärmutter auslöst) oder ein ähnliches Medikament, wie z. B. Prostaglandin, eingesetzt, um die Wehen einzuleiten. Platzt die Fruchtblase jedoch mehr als 6 Wochen vor dem Geburtstermin (vorzeitig bzw. vor der 34. Schwangerschaftswoche), leitet der Arzt in der Regel die Geburt erst dann künstlich ein, wenn der Fötus etwas reifer ist.

    Einlieferung in ein Krankenhaus oder Geburtshaus

    Eine Frau sollte ins Krankenhaus oder die Entbindungsklinik gehen, wenn eines der folgenden Probleme auftritt:

    • Die Fruchtblase platzt.

    • Starke Kontraktionen treten alle 6 Minuten oder in kürzeren Abständen auf und dauern mindestens 30 Sekunden an.

    Wird angenommen, dass die Fruchtblase gerissen ist oder der Gebärmutterhals mehr als 4 Zentimeter offensteht, wird die Frau in der Klinik oder im Geburtshaus aufgenommen. Wenn sich der Arzt bzw. der Geburtshelfer nicht sicher ist, ob die Wehen eingesetzt haben, werden die werdende Mutter und der Fötus in der Regel ungefähr eine Stunde lang beobachtet. Wird das Einsetzen der Geburtswehen innerhalb dieses Zeitraums nicht festgestellt, wird die werdende Mutter wieder nach Hause geschickt.

    Nachdem die Frau stationär im Krankenhaus aufgenommen wurde, werden Stärke, Dauer und Häufigkeit der Kontraktionen erfasst. Gewicht, Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz sowie Temperatur der Mutter werden ermittelt. Auch werden Urin- und Blutproben zur Analyse entnommen. Durch Abtasten des Unterleibs der Mutter werden Größe und Lage des Kindes abgeschätzt, insbesondere ob das Gesicht nach vorne oder nach hinten weist, und ob Kopf, Gesicht, Steiß oder Schulter vorangehen.

    Lage und Haltung des Kindes sind für den Austritt des Kindes durch die Scheide entscheidend. Die häufigste und sicherste Kombination ist die folgende:

    • Kopf voraus

    • Gesicht des Kindes nach hinten (liegt die Mutter auf dem Rücken, zeigt das Gesicht des Kindes nach unten)

    • Gesicht und Körper des Kindes zeigen nach rechts oder links.

    • Der Hals ist nach vorne gebeugt.

    • Das Kinn ist eingezogen.

    • Arme vor der Brust überkreuzt

    Zeigt der Kopf voraus, spricht man von einer Schädel- oder Kopflage. Spätestens ein bis zwei Wochen vor der Entbindung drehen sich die meisten Kinder, sodass der Hinterkopf vorne liegt. Bei einer abnormen Geburtslage oder Haltung, wie der Beckenend- oder Steißlage oder, wenn Schulter oder Gesicht zuerst geboren werden müssen, ist die Entbindung für die werdende Mutter, das Kind sowie den Arzt erheblich schwerer. Dann wird ein Kaiserschnitt empfohlen.

    Eine vaginale Untersuchung mithilfe eines Spekulums wird vorgenommen, um festzustellen, ob die Fruchtblase geplatzt ist. (Ein Spekulum ist ein Instrument aus Metall oder Plastik zum Spreizen der Scheidenwände.) Anschließend untersucht der Arzt oder die Hebamme die Scheide und den Gebärmutterhals von Hand, um festzustellen, wie stark erweitert (in cm) und wie verkürzt (als Prozentsatz oder in cm) der Gebärmutterhals ist. Diese Untersuchung kann bei einer Blutung oder bei einer spontan geplatzten Fruchtblase ausgelassen werden. Die Farbe des Fruchtwassers wird notiert. Das Fruchtwasser sollte klar sein und keinen starken Geruch aufweisen. Wenn die Fruchtblase geplatzt ist und die Farbe des Fruchtwassers grün ist, ist dies auf die Verfärbung durch den ersten Stuhlgang des Kindes zurückzuführen (Kindspech, Mekonium).

    Gewöhnlich wird im Krankenhaus während der Geburtswehen ein intravenöser Zugang am Arm der Mutter gelegt. Über diesen Zugang werden der werdenden Mutter Flüssigkeiten verabreicht, um eine Austrocknung (Flüssigkeitsmangel) zu verhindern und gegebenenfalls Medikamente zu verabreichen.

    Bei einer intravenösen Flüssigkeitszufuhr muss die Frau während der Wehen weder essen noch trinken. Sie kann jedoch Flüssigkeiten und leichte Nahrungsmittel zu Beginn der Geburtswehen zu sich nehmen, wenn sie dies wünscht. Ist der Magen bei der Entbindung leer, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass die Frau erbricht. In sehr wenigen Fällen, gewöhnlich nach einer Vollnarkose, kommt es vor, dass Erbrochenes eingeatmet wird. Das Einatmen von Erbrochenem kann eine Lungenentzündung hervorrufen, was zu einer lebensbedrohlichen Situation führen kann. Frauen, bei denen ein Kaiserschnitt durchgeführt werden soll, werden gewöhnlich Säureblocker verabreicht, um das Risiko einer Schädigung der Lunge zu verhindern, wenn Erbrochenes eingeatmet wird.

    Normale Geburtslage und Haltung des Kindes

    Gegen Ende der Schwangerschaft dreht sich das Kind in die Geburtsposition. Gewöhnlich zeigt das Gesicht des Kindes nach hinten (zum Rücken der Frau), wobei Gesicht und Körper in eine Richtung zeigen, der Kopf gebeugt ist und sich das Kind in Kopflage befindet.

    Überwachung des Fötus

    Kurze Zeit nach der Einlieferung der Frau in das Krankenhaus wird der Herzschlag des Fötus von dem Arzt oder einem anderen Gesundheitspfleger mithilfe eines speziellen Stethoskops (Fetoskop) oder eines portablen Doppler-Sonografiegeräts periodisch oder aber mittels elektronischer Herzüberwachung kontinuierlich abgehört. Die Ärzte überwachen das Herz des Fötus, um festzustellen, ob die Herzfrequenz des Kindes normal ist, und somit auch, ob der Fötus in Not ist. Bestimmte abnorme Veränderungen in der Herzfrequenz des ungeborenen Kindes während der Wehen können ein Hinweis darauf sein, dass das Kind nicht ausreichend Sauerstoff bekommt.

    Folgende Methoden zur Überwachung der Herzfrequenz des Ungeborenen können verwendet werden:

    • Äußerlich: Ein Ultraschallgerät (das Ultraschallwellen überträgt und empfängt) wird auf dem Bauch der Frau befestigt. Oder es wird in regelmäßigen Abständen ein Fetoskop auf den Bauch der Frau gelegt.

    • Innerlich: Eine Elektrode (ein kleiner runder Sensor an einem Draht) wird durch die Scheide eingeführt und an der Schädeldecke des Ungeborenen befestigt. Diese zweite Methode wird gewöhnlich nur dann gewählt, wenn während der Wehen Probleme zu erwarten sind oder wenn die Signale, die äußerlich empfangen werden, nicht aufgezeichnet werden können. Die Methode kann erst eingesetzt werden, nachdem die Fruchtblase geplatzt ist (sogenannter „Fruchtblasensprung“).

    Die Verwendung eines externen Ultraschallgeräts oder einer internen Elektrode zur Überwachung der Herzfrequenz des Fötus wird als elektronische fötale Überwachung bezeichnet. Die Kontraktionen der Gebärmutter werden in der Regel mit dem Herzton-Wehenschreiber aufgezeichnet. Dieser wird nahezu für alle Risikoschwangerschaften und in vielen Praxen auch für alle normalen Schwangerschaften verwendet.

    Bei Risikoschwangerschaften wird die elektronische Überwachung, d. h. der Herzton-Wehenschreiber, mitunter als Teil eines Non-Stress-Tests eingesetzt, für den die Herzfrequenz des Fötus in Ruhe und in Bewegung aufgenommen wird. Erhöht sich die Herzfrequenz nicht wie erwartet zweimal innerhalb einer Zeitdauer von 20 Minuten, wenn sich das ungeborene Kind bewegt, wird die Herzfrequenz als nicht reaktiv oder beunruhigend bezeichnet. In diesem Fall wird ein biophysisches Profil mittels Ultraschall durchgeführt, um den Gesundheitszustand des Ungeborenen zu überprüfen.

    Für ein biophysisches Profil mittels Ultraschall wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um Echtzeitaufnahmen vom Fötus zu erstellen und diesen zu beobachten. Nach 30 Minuten ordnen die Ärzte folgenden Punkten eine Wertung von 0 bis 2 zu:

    • Ergebnisse des Non-Stress-Tests (reaktiv oder nicht reaktiv)

    • Menge an Fruchtwasser

    • Das Auftreten oder Ausbleiben einer gleichmäßigen Atmung

    • Das Auftreten oder Ausbleiben von mindestens drei klar erkennbaren Bewegungen des ungeborenen Kindes

    • Muskeltonus des Kindes, erkennbar durch Strecken und Beugen der Finger, einer Gliedmaße oder des Körpers

    Bis zu 10 Punkte können erreicht werden.

    Entsprechend dem Ergebnis lassen die Ärzte zu, dass die Geburtswehen ihren Lauf nehmen, oder es wird umgehend ein Kaiserschnitt durchgeführt.

    Während des ersten Stadiums der Wehen wird die Herzfrequenz des Fötus regelmäßig mit einem Stethoskop oder einem Ultraschallgerät oder dauerhaft mit einem elektronischen Wehenschreiber überwacht. Die Überwachung der Herzfrequenz des Kindes ist der einfachste Weg, um herauszufinden, ob der Fötus ausreichend Sauerstoff erhält. Auffälligkeiten (zu schnell oder zu langsam) und Unregelmäßigkeiten (im Verlauf der Zeit und als Reaktion auf Kontraktionen) hinsichtlich der Herzfrequenz können unter Umständen darauf hinweisen, dass sich das Ungeborene in Not befindet (fötaler Distress). Die Herzfrequenz der Frau wird ebenfalls regelmäßig überwacht.

    Während des zweiten Stadiums der Wehen wird die Herzfrequenz des ungeborenen Kindes nach jeder Kontraktion überwacht oder – im Falle eines elektronischen Wehenschreibers – kontinuierlich abgehört. Die Herzfrequenz und der Blutdruck der werdenden Mutter werden regelmäßig überwacht.

    Schmerzbehandlung

    Zusammen mit dem Arzt oder dem Geburtshelfer überlegt die Frau gewöhnlich lange vor der Geburt, ob und wie sie die Geburtsschmerzen lindern lassen möchte. Sie kann sich für eines der folgenden Möglichkeiten entscheiden:

    • Natürliche Geburt, die auf Entspannung und Atemtechniken im Umgang mit den Schmerzen setzt

    • Schmerzmittel (als Spritze)

    • Eine bestimmte Form von Betäubung (lokal oder regional), wenn erforderlich

    Diese Entscheidung kann jederzeit geändert werden, sodass die Frau die Geburt entsprechend ihren Möglichkeiten und den Empfehlungen des Arztes oder Geburtshelfers erleben kann.

    Welche Hilfe eine Frau bei der Bewältigung von Schmerzen bei den Geburtswehen benötigt, hängt zum Teil von ihrer Angst ab. In den Geburtsvorbereitungskursen werden die Frauen auf die Abläufe während der Wehen und der Geburt vorbereitet. Diese Vorbereitung sowie die emotionale Unterstützung seitens der Personen, die sich um die Gebärende kümmern, beruhigen die Frau.

    Analgetika (Schmerzmittel) können eingenommen werden. Bittet eine Frau während der Geburtswehen um Schmerzmittel, werden ihr diese gewöhnlich auch verabreicht. Schmerzmittel werden jedoch stets in der kleinsten wirksamen Dosierung gegeben, da einige dieser Medikamente eine langsame (flache) Atmung des Kindes verursachen sowie andere Funktionen beeinträchtigen können. Zur Schmerzlinderung wird meist ein Opioid wie Fentanyl oder Morphin intravenös verabreicht. Da diese Schmerzmittel die Eröffnungsphase der ersten Etappe der Geburtswehen verzögern können, werden sie gewöhnlich erst in der Aktivphase der ersten Etappe verabreicht. Überdies stellt sich die stärkste Wirkung innerhalb der ersten 30 Minuten nach der Verabreichung ein. Aus diesem Grund werden oftmals keine Schmerzmittel mehr verabreicht, wenn die Geburt unmittelbar bevorsteht. Werden sie zu kurz vor der Geburt verabreicht, ist das Neugeborene womöglich übermäßig sediert und hat größere Schwierigkeiten, sich an das Leben außerhalb der Gebärmutter anzupassen. Um der sedativen Wirkung der Schmerzmittel auf das Neugeborene entgegenzuwirken, kann der Arzt dem Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt den Opioid-Antagonisten Naloxon verabreichen.

    Eine Lokalanästhesie betäubt die Scheide und das Gewebe um die Scheidenöffnung. Gewöhnlich wird dazu ein Lokalanästhetikum durch die Scheidenwand in den Bereich des Pudendusnervs (Nervus Pudendus) gespritzt, der Empfindungen aus dem unteren Genitalbereich weiterleitet. Dieser sogenannte Pudendusblock wird in der zweiten Gebärphase kurz vor dem Austreten des Kopfes durch die Scheide gesetzt. Dieses Verfahren wurde jedoch weitgehend durch epidurale Injektionen ersetzt. Ein anderes häufig eingesetztes, aber weniger wirksames Verfahren ist die Injektion eines Lokalanästhetikums im Bereich der Scheidenöffnung. Bei beiden Methoden bleibt die Frau wach und kann durch Pressen aktiv mitarbeiten und das Kind wird nicht beeinträchtigt. Diese Verfahren sind bei komplikationslosen Entbindungen hilfreich.

    Bei der Regionalanästhesie wird ein größerer Bereich betäubt. Diese Anästhesie kann für Frauen verwendet werden, die eine weitgehende Schmerzfreiheit wünschen. Hierfür können die folgenden Verfahren verwendet werden:

    • Die lumbale Epiduralinjektion wird nahezu immer verwendet, wenn eine Schmerzlinderung erreicht werden muss. Hierbei wird im Bereich der Lendenwirbelsäule ein Betäubungsmittel im Bereich zwischen der Wirbelsäule und der äußeren Gewebeschicht über dem Rückenmark (Epiduralraum) injiziert. Alternativ kann im Epiduralraum ein Katheter gelegt und ein Lokalanästhetikum (z. B. Bupivacain) stetig und langsam über den Katheter verabreicht werden. Oftmals wird auch ein Opioid (wie z. B. Fentanyl oder Sufentanil) injiziert. Eine epidurale Injektion für die Geburtswehen und die Geburt verhindert nicht das Pressen der werdenden Mutter und erhöht auch nicht das Risiko für einen Kaiserschnitt. Sie kann auch bei einem Kaiserschnitt verwendet werden.

    • Bei der Spinalanästhesie wird das Betäubungsmittel zwischen die mittlere und die innere Gewebeschicht des Rückenmarkkanals injiziert (Subarachnoidalraum). Die Spinalanästhesie wird gewöhnlich bei einem Kaiserschnitt verwendet, wenn keine Komplikationen erwartet werden.

    Gelegentlich kann es beim Einsatz einer Epiduralinjektion oder Spinalanästhesie bei der Schwangeren zu einem Blutdruckabfall kommen. Aus diesem Grund wird bei der Verwendung eines dieser Verfahren der Blutdruck der werdenden Mutter regelmäßig gemessen.

    Bei einer Vollnarkose verliert die Patientin vorübergehend das Bewusstsein. Sie ist selten erforderlich und wird möglichst vermieden, weil sie Herz-, Lungen- und Gehirnfunktion des Kindes herabsetzt. Obgleich diese Auswirkungen vorübergehender Natur sind, kann dem Neugeborenen die Anpassung an die Welt außerhalb der Gebärmutter jedoch erschwert werden. Eine Vollnarkose wird gewöhnlich bei einem Notkaiserschnitt eingesetzt, weil die Frau damit am schnellsten betäubt werden kann.

    Natürliche Geburt

    Bei der natürlichen Geburt nutzt die Gebärende Entspannungs- und Atemtechniken gegen die Geburtsschmerzen.

    Die Vorbereitung auf eine natürliche Geburt findet meist in Paarkursen statt, die 6 bis 8 Abende innerhalb mehrerer Wochen umfassen. In diesen Kursen werden der werdenden Mutter und ihrem Partner Entspannungs- und Atemtechniken erläutert. Auch werden sie darüber informiert, was sich in den einzelnen Phasen der Wehen und der Geburt abspielt.

    Um eine gezielte Entspannung zu lernen, wird das bewusste Anspannen und Entspannen einzelner Körperteile geübt. Diese Technik hilft der Frau, sich während der Kontraktionen der Gebärmutter nicht zu verspannen und in Wehenpausen den gesamten Körper zu entspannen.

    Für die verschiedenen Wehenphasen gibt es unterschiedliche Atemtechniken. In der ersten Geburtsphase, bevor der Pressdrang einsetzt, können die folgenden Atemtechniken helfen:

    • Ein tiefes Durchatmen mit langsamer Ausatmung unterstützt die Entspannung zu Beginn und Ende einer Wehe.

    • Bei Erreichen des Wehengipfels hilft ein rasches, flaches Atmen (Hecheln) im oberen Brustkorb

    • Ein Wechsel zwischen Hecheln und Schnaufen unterstützt die Frau dabei, ihrem Pressdrang nicht nachzugeben, solange der Muttermund nicht vollständig geöffnet (erweitert) und hochgezogen ist (verstrichen) ist

    Die werdende Mutter und ihr Partner sollten die Entspannungs- und Atemtechniken während der Schwangerschaft regelmäßig üben. Während der Wehen kann der Partner die Frau unterstützen, indem er sie daran erinnert, was sie in einem bestimmten Stadium tun soll, darauf achtet, ob sie verspannt ist und ihr emotionale Unterstützung bietet. Der werdende Vater kann die Frau auch massieren, damit sie sich entspannen kann.

    Die bekannteste Methode der natürlichen Geburt ist vermutlich die Lamaze-Methode. Bei einer anderen Methode, der Entbindung nach Leboyer, findet die Geburt in einem abgedunkelten Raum statt, und das Kind wird sofort nach der Geburt in lauwarmem Wasser gebadet.