Blepharitis

VonJames Garrity, MD, Mayo Clinic College of Medicine and Science
Überprüft/überarbeitet Mai 2022
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Die Blepharitis ist eine Entzündung der Lidränder, die akut oder chronisch sein kann. Symptome sind Juckreiz und Brennen der Lidränder mit Rötung und Ödem. Die Diagnose lässt sich aus Anamnese und Untersuchungsbefunden stellen. Eine akute ulzerierende Blepharitis wird meistens mit lokalen Antibiotika oder mit systemischen Virustatika therapiert. Eine akute nichtulzerierende Blepharitis wird gelegentlich mit lokalen Corticosteroiden behandelt. Eine chronische Benetzungsstörung wird mit Tränenersatzmitteln, warmen Kompressen und gelegentlich oralen Antibiotika (z. B. Tetracyclin oder Azithromycin) bei einer Funktionsstörung der Meibom-Drüsen oder mit Lidhygiene und Tränenersatzmitteln bei seborrhoischer Blepharitis behandelt.

Ätiologie der Blepharitis

Eine Blepharitis kann akut (ulzerierend oder nichtulzerierend) oder chronisch (Funktionsstörung der Meibom-Drüsen, seborrhoische Blepharitis) sein.

Akute Blepharitis

Die akute ulzerierende Blepharitis wird meistens durch eine bakterielle Infektion (am häufigsten Staphylokokken) an der Wimpernbasis des Lidrandes verursacht; die Wimpernfollikel und Meibom-Drüsen sind ebenfalls betroffen. Sie kann auch durch Viren (z. B. Herpes-simplex-, Varicella-Zoster-Virus) hervorgerufen werden. Eine bakterielle Infektionen zeigt in der Regel mehr Verkrustung als der Virustyp, der in der Regel eher eine klare seröse Entladung hat.

Die akute nicht-ulzerative Blepharitis wird in der Regel durch eine allergische Reaktion verursacht, die denselben Bereich betrifft, z. B. atopische Blepharodermatitis und saisonale allergische Blepharokonjunktivitis, die Folgendes verursachen

  • Intensiver Juckreiz und Entzündung (in der Regel entlang der Ränder beider Augenlider);

  • Reiben (eine Reaktion auf Juckreiz, die den konjunktivalen Juckreiz verstärken und eine atopische Dermatitis [Ekzem] des Augenlids verschlimmern kann); oder

  • Kontaktempfindlichkeit (Dermatoblepharokonjunktivitis)

Chronische Blepharitis

Die chronische Blepharitis ist eine nichtinfektiöse Entzündung unbekannter Ursache. Die von den Meibom-Drüsen im Lid produzierten Lipide reduzieren die Verdunstung der Tränenflüssigkeit dadurch, dass sie eine Lipidschicht auf der wässrigen Schicht bilden. Bei einer Funktionsstörung der Meibom-Drüsen ist die Zusammensetzung der Lipide so verändert, dass Pfropfen aus hartem, wachsartigem Sekret die Drüsenausführungsgänge und -öffnungen verstopfen. Viele Patienten haben Rosacea und rezidivierende Hordeola oder Chalazien.

Viele Patienten mit seborrhoischer Blepharitis haben seborrhoische Dermatitis des Gesichts und der Kopfhaut Oder Acne rosacea. Auf Schuppen am Lidrand entwickelt sich häufig eine sekundäre bakterielle Besiedlung. Die Meibom-Drüsen können obstruiert werden.

Die meisten Patienten mit einer Funktionsstörung der Meibom-Drüsen oder seborrhoischer Blepharitis haben eine erhöhte Tränenverdunstung und sekundäre Keratoconjunctivitis sicca, aich als trockene augen bekannt.

Symptome und Zeichen der Blepharitis

Allen Formen der Blepharitis gemeinsame Symptome sind Juckreiz und Brennen der Lidränder sowie eine Bindehautreizung mit Tränenträufeln, Photosensitivität und Fremdkörpergefühl. Die Symptome sind in der Regel am frühen Morgen schlimmer als bei der Keratoconjunctivitis sicca, die eher gegen Ende des Tages auftritt.

Akute Blepharitis

Bei der akuten ulzerierenden Blepharitis können sich kleine Pusteln in den Wimpernfollikeln entwickeln, und wenn sie schließlich aufbrechen, bilden sich Ulzera mit flachem Rand. Werden die festhaftenden Krusten entfernt, hinterlassen sie eine blutende Oberfläche. Während des Schlafs können die Lider durch getrocknetes Sekret zusammenkleben. Wiederkehrende ulzeröse Blepharitis kann Lidnarben und Verlust oder Irreführung (Trichiasis) der Wimpern verursachen.

Bei der akuten nichtulzerierenden Blepharitis sind die Lidränder ödematös und erythematös. Die Wimpern können mit getrockneter seröser Flüssigkeit verkrustet sein.

Chronische Blepharitis

Bei einer Funktionsstörung der Meibom-Drüsen sind bei der Untersuchung erweiterte, verstopfte Drüsenöffnungen zu erkennen, aus denen auf Druck ein wächsernes, dickes, gelbliches Sekret austritt. Die seborrhoische Blepharitis ist durch die Entwicklung von fettigen, leicht entfernbaren Schuppen an den Lidrändern gekennzeichnet. Die meisten Patienten mit seborrhoischer Blepharitis und Dysfunktion der Meibom-Drüsen haben Symptome einer Keratoconjunctivitis sicca, wie ein Fremdkörpergefühl (wie „Sand in den Augen“), eine Überanstrengung und Ermüdung der Augen sowie Verschwommensehen nach längerer Beanspruchung.

Eine chronische Blepharitis kann auch bei Patienten mit einem Lidkarzinom (insbesondere bei einseitiger Blepharitis und Wimpernverlust) oder bei immunvermittelten Erkrankungen wie z. B. dem zikatrialen okulären Pemphigoid auftreten.

Diagnose der Blepharitis

  • Spaltlampenuntersuchung

Die Diagnose lässt sich meistens durch eine Spaltlampenuntersuchung stellen. Bei chronischer Blepharitis, die nicht auf eine Behandlung anspricht, kann eine Biopsie erforderlich sein, um Lidtumoren oder immunvermittelte Erkrankungen auszuschließen, die die Krankheit simulieren können.

Prognose für Blepharitis

Die akute Blepharitis spricht oft am besten auf die Therapie an, kann aber rezidivieren, sich zu einer chronischen Blepharitis weiterentwickeln oder beides. Die chronische Blepharitis ist indolent, rezidivierend und therapieresistent. Exazerbationen sind zwar unangenehm, störend und kosmetisch unvorteilhaft, führen aber meistens nicht zu Hornhautnarben oder Sehverlust.

Behandlung der Blepharitis

  • Antimikrobielle Mittel bei akuter ulzerativer Blepharitis; warme Kompressen und manchmal topische Kortikosteroide bei akuter nicht-ulzerativer Blepharitis.

  • Bei chronischer Blepharitis, Behandlung von Keratokonjunktivitis sicca, warmen Kompressen, Reinigung der Augenlider und manchmal topischen oder systemischen Antibiotika, wie klinisch indiziert

Akute Blepharitis

Die akute ulzerierende Blepharitis wird mit einer Antibiotikasalbe behandelt (z. B. Bacitracin/Polymyxin B, Erythromycin oder Gentamicin 0,3%, 4-mal täglich über 7–10 Tage). Im Fall einer akuten ulzerierenden Virusblepharitis werden systemische Virustatika angewandt (z. B. Aciclovir: 400 mg oral 3-mal täglich über 7 Tage bei Herpes-simplex-Virusinfektion; Famciclovir 500 mg oral 3-mal täglich oder Valacyclovir 1 g oral 3-mal täglich über 7 Tage bei Varicella-Zoster-Virusinfektionen).

Die Therapie der nichtulzerierenden Blepharitis beginnt mit der Vermeidung des Auslösers (z. B. einer Aktion wie Augenreiben oder einer neuen Substanz wie Augentropfen). Warme Kompressen auf den geschlossenen Lidern können die Symptome lindern und die Rückbildung beschleunigen. Wenn die Schwellung > 24 Stunden persistiert, können lokale Corticosteroide appliziert werden (z. B. Fluorometholon-Salbe 0,1%, 3-mal täglich über 7 Tage).

Chronische Blepharitis

Die Therapie der Funktionsstörung der Meibom-Drüsen sowie der seborrhoischen Blepharitis ist zunächst auf die Behandlung der sekundären Keratoconjunctivitis sicca ausgerichtet. Tränenersatzmittel während des Tages, milde Salben in der Nacht sind bei den meisten Patienten wirksam. Falls erforderlich, können Punctum Plugs zum Einsatz kommen (Einsätze, die die Tränenpünktchen verschließen und somit die Tränendrainage verringern).

Bei Bedarf können zusätzlich warme Kompressen aufgelegt werden, um die wächsernen Pfropfen bei einer Funktionsstörung der Meibom-Drüsen zu erweichen. Manchmal hilft eine Lidmassage, die festsitzenden Sekrete zu lösen und die Oberfläche zu benetzen.

Bei seborrhoischer Blepharitis können die Lidränder bei Bedarf außerdem zweimal täglich vorsichtig mit einem Wattestäbchen gereinigt (Lidwaschung) werden, das mit einer verdünnten Babyshampoo-Lösung (2–3 Tropfen auf ½ Tasse warmes Wasser) getränkt ist oder mit handelsüblichen Tüchern und Waschmitteln, die Inhaltsstoffe wie ein sanftes Augenlidreinigungsmittel, Teebaum- und Kokosöl oder 0,01% ige Hypochlorsäure enthalten. Eine topische antibiotische Salbe (Erythromycin, Bacitracin/Polymyxin B oder Tropfen wie Azithromycin 1,0% oder 1,5% oder Sulfacetamid 10% 2-mal täglich über einen Zeitraum von bis zu 3 Monaten) kann zur Verringerung der Keimzahlen am Lidrand eingesetzt werden, wenn die Fälle nicht auf eine wochenlange Lidhygiene ansprechen.

In einigen Fällen, orales Azithromycin 500 mg pro Tag für 3 Tage in drei Zyklen mit Intervallen von 7 Tagen oder kann auch Tetracyclin (z. B. Doxycyclin 2-mal 100 mg pro Tag oral, Dosisreduktion über 3–4 Monate) wirksam sein, da es die Zusammensetzung des Meibom-Drüsen-Sekrets oder die Zusammensetzung der Hautbakterien verändert.

Wichtige Punkte

  • Häufige Formen der Blepharitis umfassen akute ulzerierende (oft sekundär nach Staphylokokken- oder Herpesvirusinfektion), akute nichtulzerierende (gewöhnlich allergisch) und chronische (oft mit Funktionsstörung der Meibom-Drüsen oder seborrhoischer Dermatitis) Formen.

  • Eine chronische Blepharitis wird gewöhnlich von einer sekundären Keratoconjunctivitis sicca begleitet.

  • Häufige Symptome umfassen Juckreiz und Brennen der Lidränder sowie eine konjunktivale Reizung mit Augentränen, Photosensitivität und Fremdkörpergefühl.

  • Die Diagnose lässt sich meistens durch eine Spaltlampenuntersuchung stellen.

  • Ziehen Sie alternative Diagnosen in Betracht, einschließlich Augenlidkarzinom, wenn die chronische Blepharitis unilateral ist.

  • Supportive Behandlungen sind indiziert (z. B. warme Kompressen, Lidreinigung und die Behandlung der Keratoconjunctivitis sicca nach Bedarf).

  • Zu den spezifischen medikamentösen Behandlungen gehören topische antimikrobielle Mittel bei akuter ulzerativer Blepharitis, systemische Virostatika bei Verdacht auf eine Virusinfektion und topische Kortikosteroide bei anhaltender akuter nichtulzerativer Blepharitis.

  • Die Behandlung der chronischen Blepharitis umfasst die Behandlung der Keratoconjunctivitis sicca mit Tränenersatzmitteln und, je nach Bedarf, warmen Kompressen und topischen oder systemischen Antibiotika.

Weitere Informationen

Die folgende englischsprachige Ressource kann nutzlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MSD-Manual nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. Amescua G, Akpek EK, Farid M, et al: Blepharitis preferred practice pattern®. Ophthalmology126(1):P56-P93. doi: 10.1016/j.ophtha.2018.10.019