Blutansammlungen im Gehirn

VonGordon Mao, MD, Indiana University School of Medicine
Überprüft/überarbeitet März 2023
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Intrakranielle Hämatome (Hirnblutungen) sind Ansammlungen von Blut im Innern des Schädels, entweder innerhalb des Gehirns oder zwischen Gehirn und Schädeldecke.

  • Sie bilden sich, wenn eine Kopfverletzung dazu führt, dass sich innerhalb des Gehirns oder zwischen Gehirn und Schädeldecke Blut ansammelt.

  • Zu den Symptomen können hartnäckige Kopfschmerzen, Benommenheit, Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen, Lähmungserscheinungen auf der anderen Körperseite, Sprach- oder Sprechstörungen und andere Symptome zählen, je nachdem, welcher Bereich des Gehirns geschädigt ist.

  • Um eine Blutansammlung im Gehirn festzustellen, wird eine Computertomographie oder eine Magnetresonanztomographie durchgeführt.

  • Manchmal ist ein chirurgischer Eingriff notwendig, um das Blut aus einem Hämatom abzuziehen.

Intrakranielle Hämatome sind in der Regel die Folge einer Kopfverletzung, manchmal aber auch die Folge spontaner Blutungen. Es gibt verschiedene Formen von intrakraniellen Hämatomen, unter anderem:

  • Epidurale Hämatome, die sich zwischen dem Schädel und der Außendecke (Dura Mater) des Gewebes bilden, welches das Gehirn überzieht (Meningen)

  • Subdurale Hämatome, die sich zwischen der Außenschicht und der mittleren Schicht bilden (Arachnoidea mater – siehe Abbildung Ansicht des Gehirns)

  • Intrazerebrale Hämatome, die sich innerhalb des Gehirns bilden

Nach einer Verletzung kann es auch zu Blutungen zwischen der Arachnoidea mater und der Innenhaut (Pia mater) kommen. (Siehe Hirnhäute.) Blutungen in diesem Bereich werden als Subarachnoidalblutungen bezeichnet. Da das subarachnoidale Blut sich aber für gewöhnlich nicht an einer einzigen Stelle sammelt, wird es nicht als ein Hämatom betrachtet.

Bei Menschen, die Azetylsalizylsäure oder gerinnungshemmende Mittel einnehmen, ist das Blutungsrisiko und damit auch das Hämatomrisiko selbst nach einer leichten Kopfverletzung erhöht; das gilt besonders für ältere Menschen. Intrazerebrale Hämatome und subarachnoidale Blutungen können auch durch einen Schlaganfall entstehen.

Die meisten epiduralen und intrazerebralen Hämatome und viele subdurale Hämatome entstehen schnell und führen innerhalb von Minuten zu Symptomen. Große Hämatome drücken auf das Gehirn, führen dort zu einer Schwellung und Einklemmung (Herniation) des Gehirns. Herniationen können zu Bewusstlosigkeit, Koma, Lähmung auf einer oder beiden Seiten des Körpers, Atemnot, Verlangsamung des Herzschlags und sogar zum Tod führen.

Manche Hämatome, insbesondere subdurale Hämatome, können sich langsam bilden und nach und nach zu Verwirrtheit und Erinnerungsverlust, besonders bei älteren Menschen führen. Diese Symptome ähneln denen der Demenz. Die Betroffenen erinnern sich eventuell nicht an die Kopfverletzung.

Die Diagnose von intrakraniellen Hämatomen stützt sich in der Regel auf die Ergebnisse einer Computertomographie (CT).

Die Behandlung intrakranieller Hämatome hängt von der Art und der Größe des Hämatoms und davon ab, wie viel Druck sich im Gehirn aufgebaut hat.

Hirnhäute

Innerhalb des Schädels ist das Gehirn von drei Gewebeschichten, den Hirnhäuten (Meningen), überzogen:

  • Dura mater (äußere Schicht)

  • Arachnoidea (mittlere Schicht)

  • Pia mater (innere Schicht)

Zwischen der Arachnoidea und der Pia mater befindet sich der Subarachnoidalraum. Dieser Raum enthält Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, die durch die Hirnhäute fließt, die Räume im Gehirn ausfüllt und dabei hilft, das Gehirn und das Rückenmark abzupolstern.

Epidurale Hämatome

Ein epidurales Hämatom entsteht durch Blutung aus einer Arterie oder einer großen Vene (venöse Blutleitung), die zwischen der äußeren Hirnhautschicht und dem Schädel liegt. Die meisten Blutungen treten auf, wenn ein Schädelbruch eine Arterie durchtrennt.

Blutansammlungen im Gehirn

Eine Kopfverletzung kann zu Blutungen im Gehirn führen. Dadurch kann sich zwischen dem Schädel und der äußeren Gewebehaut um das Gehirn eine Blutansammlung bilden. Diese Blutansammlung wird Epiduralhämatom genannt. Oder es kann sich eine Blutansammlung zwischen den äußeren und mittleren Gewebeschichten bilden. Diese Blutansammlung wird subdurales Hämatom genannt.

Starke Kopfschmerzen können unmittelbar nach der Verletzung oder einige Stunden später einsetzen. Die Kopfschmerzen verschwinden gelegentlich wieder, treten aber nach einigen Stunden umso heftiger wieder auf. Bewusstseinsstörungen, einschließlich zunehmende Verwirrtheit, Schläfrigkeit und tiefes Koma können kurz darauf folgen. Einige Menschen verlieren nach der Verletzung das Bewusstsein, gewinnen es wieder und erleben eine Periode uneingeschränkter geistiger Klarheit (waches Intervall), bevor sich das Bewusstsein wieder eintrübt. Die Betroffenen können auf der dem Hämatom gegenüberliegenden Seite eine Lähmung, Sprech- oder Sprachstörung oder andere Symptome entwickeln, je nachdem, in welchem Areal das Hirn geschädigt ist.

Eine frühe Diagnose von epiduralen Hämatomen ist überlebenswichtig und stützt sich in der Regel auf die Ergebnisse einer Computertomographie (CT).

Die Ärzte behandeln Epiduralhämatome sobald sie diagnostiziert sind. Um bleibende Schäden zu vermeiden ist eine sofortige Behandlung notwendig. Für gewöhnlich werden ein oder mehrere Löcher in den Schädel gebohrt, damit das überschüssige Blut ablaufen kann. Der Chirurg sucht auch nach dem Ursprung der Blutung und stoppt sie.

Subdurale Hämatome

Subdurale Hämatome entstehen gewöhnlich durch Blutungen aus Venen, einschließlich der Brückenvenen, zwischen den äußeren und mittleren Schichten des Gewebes, mit dem das Gehirn überzogen ist (Hirnhäute). Gelegentlich werden subdurale Hämatome durch Blutungen aus den Arterien verursacht.

Subdurale Hämatome können sein:

  • Akut: Die Symptome entwickeln sich innerhalb von Minuten oder wenigen Stunden nach der Verletzung.

  • Subakut: Die Symptome entwickeln sich über mehrere Stunden oder Tage.

  • Chronisch: Die Symptome entwickeln sich allmählich über Wochen, Monate oder Jahre hinweg.

Akute oder subakute subdurale Hämatome können durch eine rasche Einblutung nach einer schweren Kopfverletzung entstehen. Akute subdurale Hämatome werden häufig durch eine Kopfverletzung während eines Sturzes oder eines Autounfalls verursacht. Sie können auch bei Personen entstehen, die eine Hirnprellung (Kontusionen) oder ein epidurales Hämatom haben.

Akute subdurale Hämatome können zu einer Schwellung des Gehirns führen. Das Hämatom und die Schwellung können den Druck im Schädel erhöhen (intrakranieller Druck), was die Symptome verschlimmern und das Risiko, daran zu sterben, erhöhen kann.

Chronische subdurale Hämatome gibt es häufiger bei Menschen mit Alkoholkrankheit, älteren Menschen oder Menschen, die Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung (Antikoagulanzien oder Thrombozytenaggregationshemmer) einnehmen. Menschen mit Alkoholkrankheit und alte Menschen, die relativ anfällig für Stürze und Blutungen sind, ignorieren oder vergessen eventuell leichte oder mäßig starke Kopfverletzungen. Diese Verletzungen können zu kleinen subduralen Hämatomen führen, die chronisch werden können.

Wenn dann die Symptome endlich zutage treten, kann das chronische subdurale Hämatom bereits sehr groß sein. Chronische Hämatome verursachen seltener eine schnelle Druckerhöhung im Schädel als akute Hämatome.

Bei älteren Menschen schrumpft das Gehirn ein wenig und streckt damit die überbrückenden Venen, sodass sie selbst bei einer kleinen Verletzung leichter reißen. Auch bestehen die Blutungen länger fort, weil ein kleiner gewordenes Hirn weniger Druck auf die blutende Vene ausübt, wodurch mehr Blutverlust eintritt.

Blut, das nach einem subduralen Hämatom verbleibt, wird langsam absorbiert. Nach Resorption des Blutes dehnt sich das Gehirn bei älteren oder jungen Menschen unter Umständen nicht wieder richtig aus. Als Folge davon kann ein mit Flüssigkeit gefüllter Raum (Hygrom) zurückbleiben. Das Hygrom kann sich erneut mit Blut füllen und vergrößern, weil kleine Blutgefäße reißen, sodass es zu wiederholten Blutungen kommt.

Wussten Sie ...

  • Ältere Menschen mit Symptomen einer Demenz haben möglicherweise ein subdurales Hämatom, dass wirksam behandelt werden kann.

Symptome von subduralen Hämatomen

Zu den Symptomen eines subduralen Hämatoms können anhaltende Kopfschmerzen, Schübe von Benommenheit, Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen, Lähmungen auf der dem Hämatom gegenüberliegenden Seite und Sprech- oder Sprachstörungen zählen. Je nachdem, in welchem Areal das Gehirn geschädigt ist, können noch weitere Symptome auftreten.

Bei Kleinkindern kann sich der Kopfumfang infolge eines subduralen Hämatoms (wie beim Hydrozephalus) vergrößern, da ihre Schädeldecke noch weich und nachgiebig ist. Bei Kleinkindern erhöht sich der Druck im Schädel daher nicht so stark wie bei älteren Kindern und Erwachsenen.

Diagnose von subduralen Hämatomen

  • Computertomographie oder Magnetresonanztomographie

Ein chronisches subdurales Hämatom ist schwieriger zu diagnostizieren, weil zwischen der Verletzung und dem Auftreten von Symptomen viel Zeit vergehen kann. Ein älterer Mensch, der nach und nach Symptome wie etwa Erinnerungsstörungen und Benommenheit zeigt, kann fälschlich für dement gehalten werden.

Eine Computertomographie (CT) kann akute, subakute und viele chronische subdurale Hämatome aufdecken. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) ist besonders genau bei der Diagnose chronischer subduraler Hämatome.

Behandlung von subduralen Hämatomen

  • Bei kleinen Hämatomen häufig keine Behandlung

  • Bei großen Hämatomen chirurgischer Eingriff, um Blut abzulassen

Bei Erwachsenen müssen kleine subdurale Hämatome oft nicht behandelt werden, weil das Blut von selbst absorbiert wird.

Bei einem großen subduralen Hämatom, das Symptome verursacht, wie etwa hartnäckige, wiederkehrende Benommenheit, Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen und Lähmungserscheinungen auf der dem Hämatom gegenüberliegenden Körperseite, saugen die Ärzte dieses gewöhnlich chirurgisch ab, manchmal, indem sie ein kleines Loch in den Schädel bohren. Manchmal muss allerdings am Schädel eine größere Öffnung erstellt werden – zum Beispiel, wenn die Blutung erst vor kurzem aufgetreten ist, oder wenn das Blut zu dick ist, um es durch ein kleines Loch abzulassen. Während des chirurgischen Eingriffs wird gewöhnlich eine Drainage gelegt und mehrere Tage lang an Ort und Stelle belassen, weil das subdurale Hämatom erneut auftreten kann. Der Patient wird sorgfältig auf Rückfälle untersucht.

Bei Kleinkindern wird das Hämatom im Allgemeinen zumindest aus optischen Gründen operativ abgesaugt.

Nur etwa die Hälfte aller Patienten, die wegen eines großen akuten subduralen Hämatoms behandelt werden, überlebt. Patienten mit einem chronischen subduralen Hämatom geht es gewöhnlich nach einiger Zeit besser bzw. ihr Zustand verschlechtert sich nicht.

Intrazerebrale Hämatome

Nach einer schweren Kopfverletzung kommt es häufig zu intrazerebralen Hämatomen. Sie werden durch Prellungen des Gehirns verursacht (eine Hirnkontusion). Wann genau aus einer oder mehreren Prellungen Hämatome werden, ist nicht ganz klar.

Die Betroffenen können auf der dem Hämatom gegenüberliegenden Seite Sprech- oder Sprachstörungen oder andere Symptome entwickeln, je nachdem, in welchem Areal das Hirn geschädigt ist.

Flüssigkeitsansammlungen treten im geschädigten Hirnareal häufig auf (Hirnödem). Dies erhöht den Druck innerhalb des Schädels (intrakranieller Druck). Wenn der Druck im Schädel erhöht wird, erhält das Gehirn weniger Blut und Sauerstoff. Bei sehr großem Druck kann das Gehirn durch die kleinen natürlichen Öffnungen in die relativ festen Gewebeschichten gepresst werden, die das Gehirn in Kompartimente unterteilen (Herniation des Gehirns). Ein Hirnödem und die damit einhergehenden Komplikationen führen am häufigsten zum Tod.

Mit einer Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) können intrazerebrale Hämatome erkannt werden.

Ein chirurgischer Eingriff wird üblicherweise aus folgenden Gründen vermieden:

  • Intrazerebrale Hämatome werden durch eine direkte Verletzung des Gehirns verursacht.

  • In der Regel kann ein chirurgischer Eingriff die Gehirnfunktion nicht wiederherstellen.

  • Hämatome treten innerhalb des Gehirngewebes auf. Daher müssen die Ärzte das darüber liegende Hirngewebe entfernen, um an das Hämatom zu gelangen. Die Entfernung von Hirngewebe kommt dem Verlust von Gehirnfunktionen gleich.