Nierenkrebs

(Adenokarzinom der Niere; Nierenzellkarzinom)

VonThenappan Chandrasekar, MD, University of California, Davis
Überprüft/überarbeitet Feb. 2022
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Kurzinformationen

Die meisten soliden Tumoren sind krebsartig, Nierenzysten (mit Flüssigkeit gefüllte Tumoren) dagegen normalerweise nicht. Bei Nierenkrebs handelt es sich in fast allen Fällen um Nierenzellkarzinome. Eine andere Form von Nierenkrebs, der Wilms-Tumor, tritt hauptsächlich bei Kindern auf.

  • Nierenkrebs kann Blut im Urin, Flankenschmerzen oder Fieber verursachen.

  • Der Krebs wird meist zufällig entdeckt, wenn aus einem anderen Grund ein bildgebendes Verfahren eingesetzt wird.

  • Die Diagnose erfolgt mithilfe der Computertomographie oder Magnetresonanztomographie.

  • Die Entfernung der entsprechenden Niere verlängert das Überleben und kann zur Heilung führen, sofern noch keine Metastasen vorhanden sind.

Nierenkrebs macht etwa 2 bis 3 Prozent aller Krebserkrankungen aus; Männer erkranken ungefähr 50 Prozent häufiger als Frauen. Jedes Jahr erkranken rund 76.080 Menschen neu an Nierenkrebs, und etwa 13.780 Menschen sterben an der Erkrankung (Schätzungen aus dem Jahr 2021). Raucher sind doppelt so stark gefährdet wie Nichtraucher, Nierenkrebs zu entwickeln. Zu den weiteren Risikofaktoren gehört die Belastung durch toxische Chemikalien (z. B. Asbest, Kadmium, Gerbstoffe und Produkte aus Petroleum) sowie Übergewicht. Dialysepatienten, bei denen sich eine zystische Nierenerkrankung entwickelt, und Menschen mit bestimmten Erbkrankheiten (insbesondere Von-Hippel-Lindau-Syndrom [VHL-Syndrom] und tuberöse Sklerose) unterliegen ebenfalls einem höheren Risiko, an Nierenkrebs zu erkranken. Die Krankheit tritt meistens zwischen dem 50. und dem 70. Lebensjahr auf.

Symptome von Nierenkrebs

Symptome treten möglicherweise erst auf, nachdem der Krebs gestreut hat (metastasiert), oder wenn er sehr groß ist. Meistens ist blutiger Urin das erste Symptom; allerdings kann die Blutmenge so gering sein, dass sie nur unter dem Mikroskop zu erkennen ist. Doch der Urin kann auch deutlich rot gefärbt sein. Weitere, sehr häufig auftretende Symptome sind Flankenschmerzen (zwischen Rippen und Hüfte), Fieber und Gewichtsverlust. In seltenen Fällen wird der Nierenkrebs erst festgestellt, wenn der Arzt eine Vergrößerung oder einen Knoten im Bauch ertastet. Andere unspezifische Symptome von Nierenkrebs sind Erschöpfung (Fatigue), Gewichtsverlust und ein frühzeitiges Sättigungsgefühl (Völlegefühl nach einer Mahlzeit).

Die Erythrozytenzahl kann ungewöhnlich hoch sein (Polyzythämie), da eine hohe Konzentration des Hormons Erythropoetin (das von der erkrankten Niere oder dem Tumor selbst produziert wird) zur Bildung von roten Blutkörperchen im Knochenmark anregt. Möglicherweise verursacht die hohe Erythrozytenzahl keine Symptome oder es treten Symptome wie Kopfschmerzen, Ermüdung, Schwindelgefühl und Sehstörungen auf. Auf der anderen Seite kann Nierenkrebs auch zu einer Abnahme der Erythrozytenzahl führen (Anämie), weil mit dem Urin Blut verloren geht. Eine Anämie kann eine Ermüdungsanfälligkeit oder Schwindelgefühl verursachen. Bei einigen Betroffenen wird ein hoher Kalziumspiegel im Blut (Hyperkalzämie) festgestellt, der Schwäche, Ermüdung, verlangsamte Reaktionszeiten und Verstopfung zur Folge haben kann. Möglicherweise steigt der Blutdruck an, unter Umständen jedoch völlig symptomlos.

Diagnose von Nierenkrebs

  • Computertomographie oder Magnetresonanztomographie

  • Manchmal operative Eingriffe

Die meisten Nierentumoren werden im Rahmen von bildgebenden Diagnostikverfahren, wie Computertomographie (CT) oder Ultraschall, die aus anderem Anlass (wie z. B. Bluthochdruck) erfolgen, zufällig entdeckt. Wenn aufgrund der auftretenden Symptome Nierenkrebs vermutet wird, wird die Diagnose mittels CT oder Magnetresonanztomographie (MRT) bestätigt. Zu Beginn kann auch eine Ultraschalluntersuchung oder eine intravenöse Urographie erfolgen, aber die Diagnose muss mittels CT und MRT bestätigt werden.

Wenn Krebs diagnostiziert wird, erfolgen andere bildgebende Diagnostikverfahren (z. B. Röntgenaufnahme der Brust, Szintigramm, CT von Kopf, Brust oder beidem) sowie Bluttests, um festzustellen, ob und wo der Krebs Metastasen gebildet hat. Ein Krebs, der jedoch erst vor kurzer Zeit gestreut hat, kann nicht entdeckt werden. Gelegentlich ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich, um die Diagnose zu bestätigen. In seltenen Fällen empfehlen Ärzte eine Biopsie der Nierenmasse oder anderer Bereiche des Körpers, bei denen der Verdacht besteht, dass sich der Krebs ausgebreitet hat, um die Diagnose zu bestätigen.

Prognose bei Nierenkrebs

Die Prognose hängt von vielen Faktoren ab; die 5-Jahres-Überlebensrate für Patienten, deren Krebs sich auf die Niere beschränkt, liegt bei über 90 Prozent. Wenn der Krebs bereits gestreut hat, ist die Prognose bedeutend schlechter. Bei diesen Patienten liegt das Hauptaugenmerk auf der Kontrolle der Ausbreitung der Erkrankung, der Schmerzlinderung und sonstigen Maßnahmen, um die Lebensqualität zu verbessern (siehe Symptome bei tödlich verlaufenden Krankheiten). Wie bei allen tödlich verlaufenden Krankheiten ist die Sterbebegleitung, einschließlich dem Erstellen einer Patientenverfügung, von großer Bedeutung (siehe Rechtliche und ethische Fragen).

Behandlung von Nierenkrebs

  • Operation

Beschränkt sich der Krebs ausschließlich auf die Niere, sind die Heilungsaussichten relativ gut, wenn die betroffene Niere entfernt wird. Unter Umständen wird sogar nur der Tumor und etwas angrenzendes gesundes Gewebes entfernt; der Rest der Niere wird verschont. Bei sehr kleinen Massen in der Niere (kleiner als 3 cm) oder bei Patienten, die für einen chirurgischen Eingriff zu krank sind, kann eine aktive Überwachung (engmaschige Überwachung) oder Ablation (ein Verfahren, das von Radiologen durchgeführt wird, um die Masse mittels Hitze oder Kälte zu behandeln) eine Möglichkeit darstellen.

Wenn sich der Krebs bereits auf die angrenzenden Organe ausgebreitet hat, wie die Nierenvene oder sogar die große Vene, die Blut zum Herz transportiert (Vena cava), die Lymphknoten und entferntere Organe jedoch noch nicht befallen sind, besteht noch eine Heilungschance. Nierenkrebs neigt jedoch dazu, bereits im Frühstadium zu streuen, vor allem in die Lunge, und in manchen Fällen, bevor irgendwelche Symptome auftreten. Da Metastasen in anderen Organen, die nicht in der Nähe der Nieren liegen, manchmal zu Beginn nicht erkannt werden, werden diese unter Umständen erst sichtbar, nachdem der Arzt den Krebs in der Niere entfernt hat.

Wenn eine Operation keinen Erfolg verspricht, stehen andere Behandlungsoptionen zur Verfügung, auch wenn diese selten zu einer Heilung führen. Durch eine Stärkung des Immunsystems und der damit verbundenen besseren Fähigkeit des Körpers, die Krebszellen selbst zu zerstören, kann unter Umständen der Tumor verkleinert und das Leben verlängert werden (siehe Immuntherapie). Ältere Immuntherapien, die manchmal bei Nierenkrebs eingesetzt werden, umfassen Interleukin-2 und Interferon alfa-2b. Neuere Immuntherapien, sogenannte Checkpoint-Inhibitoren, blockieren ein Molekül auf Krebszellen, das als PD-L1 bezeichnet wird (ein „Checkpoint“). Durch PD-L1 kann der Krebs der Erkennung (und damit der Zerstörung) durch das körpereigene Immunsystem entgehen. Es stehen Medikamentenkombinationen zur Verfügung, die Checkpoint-Inhibitoren enthalten. Häufig sind sie die Behandlung der Wahl bei Patienten mit metastasierender Erkrankung und nach einer operativen Resektion des Tumors bei Patienten mit mittlerem bis hohem Risiko für ein erneutes Auftreten der Krebserkrankung (Rezidiv).

In anderen Fällen werden andere Medikamente zur Behandlung von Nierenkrebs verwendet, wie Sunitinib, Sorafenib, Cabozantinib, Axitinib, Bevacizumab, Pazopanib, Lenvatinib, Temsirolimus und Everolimus. Diese Medikamente verändern molekulare Mechanismen, die auf den Tumor Einfluss nehmen und deshalb als zielorientierte Therapien bezeichnet werden.

Verschiedene Kombinationen aus anderen Interleukinen, Thalidomid und sogar Impfstoffen, die aus Nierenkrebszellen entwickelt wurden, werden ebenfalls untersucht. Diese Therapieoptionen können möglicherweise bei der Behandlung von metastasiertem Krebs helfen, wenngleich der Nutzen meist recht gering ist. In seltenen Fällen (bei weniger als 1 Prozent der Fälle) bewirkt die Entfernung der Niere das Schrumpfen anderer Tochtergeschwülste im Körper. Diese recht geringe Chance, dass Tochtergeschwülste schrumpfen, rechtfertigt jedoch nicht die Entfernung einer kanzerösen Niere, nachdem diese bereits metastasiert hat; es sei denn, die Entfernung der Niere erfolgt im Rahmen eines Gesamtplans, der auch andere Therapien zur Behandlung eines metastasierten Krebses vorsieht.

Metastasen in der Niere

Manchmal streut ein Krebs, der in einem anderen Organ entstanden ist, in den Nieren (Metastasen). Beispiele dieser Krebsarten sind Melanome, Lungenkrebs, Brustkrebs, Magenkrebs, Tumoren der weiblichen Geschlechtsorgane, Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leukämie und Lymphome.

Diese Metastasierung ruft in der Regel keine Symptome hervor. Die Metastasierung des ursprünglichen Tumors wird meist erst bei weiteren Tests diagnostiziert. Die Therapie zielt meist auf den Muttertumor ab. In manchen Fällen, wenn der ursprüngliche Tumor behandelt wird und der Tumor in den Nieren wächst, wird auch dieser entfernt.