Blasenkrebs

VonThenappan Chandrasekar, MD, University of California, Davis
Überprüft/überarbeitet Feb. 2022
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Kurzinformationen

Die häufigste Form des Blasenkrebses ist das Übergangsepithelkarzinom, bei dem die gleichen Arten von Zellen entarten (Übergangsepithelien), die auch an der Entstehung von Krebserkrankungen von Nierenbecken und Harnleiter beteiligt sind.

  • Blasenkrebs verursacht meistens Blut im Urin.

  • Zur Diagnose führen die Ärzte einen dünnen, biegsamen Schlauch mit einer Kamera (Zystoskop) über die Harnröhre in die Blase ein.

  • Viele Tumoren werden mithilfe des Zystoskops operativ entfernt (bei oberflächlichen Tumoren) oder durch chirurgische Entfernung der Blase (bei tieferliegenden Tumoren).

In den USA werden jedes Jahr etwa 83.730 Fälle von Blasenkrebs neu diagnostiziert. Laut Schätzungen für das Jahr 2021 sterben jährlich mehr als 17.200 Menschen an Blasenkrebs. Von Blasenkrebs sind ungefähr 3-mal so viele Männer betroffen wie Frauen.

Rauchen ist der größte einzelne Risikofaktor und ist bei mindestens der Hälfte aller neu diagnostizierten Patienten einer der Auslöser für die Erkrankung. Im Urin können sich bestimmte in der Industrie verwendete Chemikalien anreichern, die Krebs verursachen, wobei die Belastung durch diese Chemikalien abnimmt. Zu diesen Chemikalien gehören Kohlenwasserstoff, Anilinfarben (wie Naphthylamin, das in der Farbstoffindustrie eingesetzt wird) und verschiedene Chemikalien, die in der Kunststoff-, Elektro-, Kabel-, Farben- und Textilindustrie verwendet werden. Auch die langzeitige Einnahme verschiedener Medikamente, vor allem Cyclophosphamid, kann das Risiko erhöhen, an Blasenkrebs zu erkranken. Auch eine chronische Reizung, wie sie beispielsweise mit Schistosomiasis (Parasiteninfektion), Blasensteinen, Harnwegsinfektionen oder der chronischen Verwendung von Kathetern einhergeht, macht anfällig für Blasenkrebs, wobei diese Reizungen nur für eine kleine Zahl der Erkrankungen verantwortlich sind.

Symptome von Blasenkrebs

Blasenkrebs verursacht meistens Blut im Urin. Später können Symptome, wie Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen sowie ein häufiger, starker Harndrang auftreten. Die Beschwerden von Blasenkrebs können dieselben sein wie bei einer Blaseninfektion (Zystitis); beide Erkrankungen können auch gleichzeitig auftreten. Blutarmut (Anämie) kann Ermüdung, Blässe oder beides verursachen.

Diagnose von Blasenkrebs

  • Blut im Urin

  • Zytologie (Untersuchung des Urins unter dem Mikroskop)

  • Zystoskopie (Visualisierung des Blaseninneren) und Biopsie (Untersuchung von Blasengewebe unter dem Mikroskop)

Die Diagnose wird häufig erst dann vermutet, wenn Blut im Urin festgestellt wird. Dies erfolgt möglicherweise im Rahmen einer Routineuntersuchung des Urins (wenn im Urin rote Blutkörperchen unter dem Mikroskop sichtbar sind) oder wenn der Betroffene eine Rotfärbung des Urins feststellt. Wenn die Symptome nach der Behandlung einer Infektion nicht verschwinden, verstärkt sich der Verdacht auf Blasenkrebs. Bei einer speziellen mikroskopischen Untersuchung (Zytologie) können Krebszellen erkannt werden. Manchmal wird der Blasenkrebs festgestellt, wenn aus einem anderen Grund ein bildgebendes Diagnostikverfahren wie eine Computertomographie (CT) oder ein Ultraschall zum Einsatz kommt.

Die meisten Blasenkrebserkrankungen werden mithilfe der Zystoskopie und Biopsie diagnostiziert. Im Rahmen der Untersuchung wird ein dünner, biegsamer Schlauch mit einer Kamera (Zystoskop) durch die Harnröhre in die Blase eingeführt. Bei Auffälligkeiten kann mit einem speziellen Zystoskop eine Biopsie durchgeführt werden. Diese findet unter Narkose in einem Operationssaal statt.

Wenn der Krebs in den Blasenmuskel eingewachsen ist, sind zusätzliche Testverfahren, wie CT des Unterleibs und eine Röntgenaufnahme der Brust erforderlich, um festzustellen, ob der Krebs bereits gestreut hat. Mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) kann nun bestimmt werden, inwieweit sich der Blasenkrebs ausgebreitet hat.

Es wird erwartet, dass Fortschritte bei der Erkennung und Stadieneinteilung von Blasenkrebs die Ergebnisse verbessern, indem man den Krebs früher entdeckt.

Prognose bei Blasenkrebs

Wenn der Krebs auf die Oberfläche des Blaseninneren begrenzt ist (oberflächlicher Tumor), nur langsam wächst und die Krebszellen sich nur langsam teilen, liegt das Risiko, in den nächsten 5 Jahren an Blasenkrebs zu sterben, unter 5 Prozent. Bei Krebsarten, die in den Blasenmuskel eingewachsen sind, ist die 5-Jahres-Überlebensrate deutlich geringer (ca. 50 Prozent). Eine Chemotherapie kann das Überleben jedoch verbessern. Bei Blasenkrebs, der sich bereits jenseits der Blasenwand ausgebreitet hat (beispielsweise in den Lymphknoten oder in anderen Bauch- und Beckenorganen), ist die Prognose deutlich schlechter.

Behandlung von Blasenkrebs

  • Entfernung während einer Zystoskopie

  • Intravesikale Immuntherapie oder Chemotherapie (bei oberflächlichen Tumoren)

  • Teilweise oder vollständige Entfernung der Blase, Bestrahlung, Chemotherapie oder Immuntherapie (bei tiefer sitzenden, invasiveren Krebserkrankungen)

Ein oberflächlicher Tumor, d. h. ein Krebs, der auf die Oberfläche des Blaseninneren begrenzt ist, kann bei einer Zystoskopie vollständig entfernt werden. Dennoch entwickelt sich bei vielen Betroffenen zu einem späteren Zeitpunkt erneut ein Blasenkrebs. Ein Arzt ist möglicherweise in der Lage, diesem Wiederauftreten (Rezidiv) entgegenzuwirken, indem, nachdem der Krebs komplett entfernt wurde, wiederholt Krebsmedikamente (z. B. Gemcitabin, Docetaxel oder Mitomycin C) oder Bacillus Calmette-Guérin (BCG – eine Substanz, die das Immunsystem stimuliert) in die Blase eingespritzt werden.

Tumoren, die in die Blasenwand eingewachsen oder sogar durch sie hindurch gewachsen sind, können mit dem Zystoskop nicht komplett entfernt werden. Normalerweise wird dann die Blase ganz oder teilweise entfernt (Zystektomie). Vor der Entfernung der Blase wird in der Regel eine Chemotherapie verabreicht, da dies nachweislich das Überleben im Vergleich zu einer Zystektomie allein verbessert. Bei ausgewählten Patienten wird der Versuch unternommen, die Krebserkrankung allein durch Strahlentherapie oder in Verbindung mit Chemotherapie zu heilen.

Wurde die Blase komplett entfernt, muss der Urin auf andere Weise abgeleitet werden. Normalerweise wird der Urin in einer aus einem Darmabschnitt gebildeten Röhre (sogenannte Ileumschleife oder Ileumconduit) durch eine Öffnung in der Bauchdecke (Stoma) geleitet. Der Urin wird dann außerhalb des Körpers in einem Plastikbeutel gesammelt.

Es werden zunehmend mehrere alternative Methoden angewandt, um den Urin aus dem Körper zu leiten, die für viele Menschen geeignet sind. Diese Methoden können in zwei verschiedene Kategorien unterteilt werden: orthotope Neoblase und kontinente Harnableitung. In beiden Fällen wird aus einem Darmabschnitt ein Blasenersatz gebildet.

Bei der orthotopen Neoblase wird der Blasenersatz an die Harnröhre angeschlossen. Der Patient lernt, diesen Blasenersatz durch Entspannen der Beckenbodenmuskulatur und Anspannen des Bauches zu leeren, sodass der Urin nahezu normal durch die Harnröhre fließen kann. Die meisten Patienten beherrschen diese Methode tagsüber, nachts kann es allerdings sein, dass etwas Urin abgeht.

Beim kontinenten Blasenersatz wird der Blasenersatz an eine Öffnung in der Bauchdecke angeschlossen. Ein außerhalb des Körpers angebrachter Plastikbeutel ist nicht erforderlich, da der Urin in dem Blasenersatz verbleibt, bis ihn der Patient durch Einführen eines Katheters durch das Stoma entleert. Dieser Vorgang wird tagsüber in regelmäßigen Zeitabständen wiederholt. Die häufigste Art ist die Indiana-Pouch, die aus einem Teil des Darms gebildet wird.

Ein Krebs, der sich bereits auf die Lymphknoten oder andere Organe ausgebreitet hat, wird mit Chemotherapie behandelt. Es stehen verschiedene Kombinationspräparate zur Verfügung, die aktiv gegen diese Krebsart wirken, vor allem, wenn die Ausbreitung des Krebses sich auf die Lymphknoten begrenzt. Eine Zystektomie oder Strahlentherapie, einschließlich externer Strahlentherapie, kann Patienten angeboten werden, die gut auf die Chemotherapie ansprechen. Dennoch wird nur ein recht kleiner Prozentsatz dieser Patienten geheilt. Bei Patienten, die nicht geheilt werden können, stehen Schmerzlinderung (siehe Symptome bei tödlich verlaufenden Krankheiten) und Sterbebegleitung im Vordergrund.