HealthDay
ERKRANKUNG

Auswirkungen des Alterns auf den Harntrakt

VonGlenn M. Preminger, MD, Duke Comprehensive Kidney Stone Center
Überprüft/überarbeitet Apr. 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

    Im Alter kommt es zu vielen Veränderungen im Urogenitaltrakt.

    Altersbezogene Veränderungen der Nieren

    Wenn Menschen älter werden, verlieren ihre Nieren langsam, aber stetig an Gewicht. Nach dem 30. bis 40. Lebensjahr nimmt bei rund zwei Drittel aller Menschen (selbst bei denjenigen ohne Nierenerkrankungen) die Rate, mit der ihre Nieren Blut filtern, allmählich ab. Bei dem verbleibenden Drittel älterer Menschen ändert sich diese Rate jedoch nicht, was dafürspricht, dass auch andere Faktoren als das Alter die Nierenfunktion beeinträchtigen können.

    Mit zunehmendem Alter verengen sich auch die Arterien, welche die Nieren versorgen. Da die verengten Arterien normal große Nieren möglicherweise nicht mehr ausreichend mit Blut versorgen können, verringert sich die Größe der Nieren unter Umständen. Außerdem verdicken sich die Wände der kleinen Arterien, die durch die Glomeruli fließen, und mindern die Funktionsfähigkeit der übrigen Glomeruli. Diese Beeinträchtigung geht mit einer verminderten Fähigkeit der Nephronen einher, Stoffwechselabbauprodukte und viele Medikamente auszuscheiden, sowie einer Unfähigkeit, Urin zu verdünnen oder zu konzentrieren und Säuren auszuscheiden.

    Trotz solcher altersbedingten Veränderungen bleiben die Nieren jedoch in der Lage, die Bedürfnisse des Körpers zu erfüllen. Altersbedingte Veränderungen führen nicht automatisch zu einer Nierenerkrankung, doch sie verringern die verfügbare Reservekapazität der normalen Nierenfunktion. Das heißt, dass die volle Kapazität beider Nieren erforderlich ist, um die normalen Funktionen zu erfüllen. Deshalb kann bereits eine kleine Schädigung einer oder beider Nieren zu einem Verlust der Nierenfunktion führen.

    Altersbezogene Veränderungen der Harnleiter

    Die Harnleiter verändern sich mit zunehmendem Alter kaum, im Gegensatz zur Blase und Harnröhre. Die Höchstmenge an Urin, welche die Blase halten kann, nimmt ab. Ebenso verringert sich die Fähigkeit, den Zeitpunkt des Wasserlassens hinauszuschieben, nachdem zum ersten Mal Harndrang verspürt wurde. Die Rate des Urinflusses aus der Blase in die Harnröhre verlangsamt sich.

    Das ganze Leben hindurch zieht sich die Wandmuskulatur der Blase ganz unabhängig von jedem Harndrang oder einer Möglichkeit zum Wasserlassen immer wieder einmal zusammen. Bei jüngeren Menschen werden die meisten dieser Blasenmuskelkontraktionen durch Signale übergeordneter Zentren in Rückenmark und Gehirn blockiert, doch die Zahl sporadischer Kontraktionen, die nicht blockiert werden, steigt mit zunehmendem Alter, was manchmal zu Inkontinenzepisoden oder Harninkontinenz führen kann. Außerdem nimmt die Menge an Urin zu, die nach dem Wasserlassen in der Blase verbleibt (Restharn). Als Folge verspüren die Betroffenen möglicherweise einen häufigeren Harndrang und unterliegen außerdem einem erhöhten Harnwegsinfektionsrisiko.

    Altersbezogene Veränderungen der Harnröhre

    Bei Frauen verkürzt sich die Harnröhre und ihre Schleimhaut wird dünner. Die Veränderungen der Harnröhre schwächen die Blasenschließmuskelfunktion und erhöhen somit das Risiko einer Harninkontinenz. Der Auslöser für diese Veränderungen in der weiblichen Harnröhre ist offenbar der sinkende Östrogenspiegel während der Menopause.

    Altersbezogene Veränderungen der Prostata

    Männer neigen mit zunehmendem Alter zu vergrößerten Prostatadrüsen, was zu einer allmählichen Blockierung des Urinflusses führt (siehe Benigne Prostatahyperplasie). Bleibt dies unbehandelt, kann es zu einer beinahe vollständigen oder kompletten Blockierung und einer damit verbundenen Harnretention und möglichem Nierenschaden führen.