Übersicht über das Immunsystem

VonPeter J. Delves, PhD, University College London, London, UK
Überprüft/überarbeitet Sep. 2021
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Kurzinformationen

Die Aufgabe des Immunsystems ist es, den Körper gegen fremde oder gefährliche Eindringlinge zu verteidigen. Zu diesen Eindringlingen zählen:

Zum Schutz des Körpers vor solchen Eindringlingen muss das Immunsystem in der Lage sein, zu unterscheiden,

  • was zum Körper gehört („selbst“)

  • und was nicht („nicht selbst“ oder fremd).

Antigene sind alle Substanzen, die vom Immunsystem erkannt werden und somit eine Immunreaktion hervorrufen können. Wenn Antigene für gefährlich gehalten werden, da sie zum Beispiel eine Erkrankung verursachen können, rufen sie im Körper eine Immunreaktion hervor. Antigene können Bestandteile von Bakterien, Viren, anderen Mikroorganismen, Parasiten oder Krebszellen sein. Antigene können auch als eigenständige Einheit existieren — wie z. B. als Pollen oder Nahrungsmoleküle.

Eine normale Immunreaktionbesteht aus Folgendem:

  • Erkennung eines potentiell schädlichen, fremden Antigens,

  • Aktivierung und Mobilisierung der Abwehrkräfte,

  • Angriff auf das Antigen.

  • Kontrolle und Beendigung des Angriffs

Wenn das Immunsystem nicht richtig funktioniert und „selbst“ mit „nicht selbst“ verwechselt, kann es körpereigene Gewebe angreifen und so eine Autoimmunerkrankung wie rheumatoide Arthritis, Hashimoto-Thyreoiditis oder systemischen Lupus erythematodes („Lupus“) verursachen.

Erkrankungen des Immunsystems treten auf, wenn:

  • der Körper eine Immunreaktion gegen sich selbst richtet (eine Autoimmunerkrankung),

  • der Körper keine angemessene Immunreaktion gegen eindringende Mikroorganismen erzeugen kann (eine Immundefizienz),

  • der Körper eine übermäßige Immunreaktion entwickelt, die gegen meist harmlose, fremde Antigene gerichtet ist und normales Gewebe schädigt (eine allergische Reaktion).

Komponenten des Immunsystems

Das Immunsystem besteht aus zahlreichen Komponenten:

Antikörper (Immunglobuline) sind von als B‑Zellen bezeichneten weißen Blutkörperchen hergestellte Eiweiße (Proteine), die fest an das Antigen eines Eindringlings binden und diesen entweder direkt neutralisieren oder ihn für den Angriff markieren. Der Körper produziert Tausende unterschiedlicher Antikörper. Jedes vorhandene Antigen hat einen bestimmten Antikörper.

Antigene sind alle Substanzen, die vom Immunsystem erkannt werden und somit eine Immunreaktion hervorrufen können.

Weiße Blutkörperchen (B-Lymphozyten) sind weiße Blutkörperchen, die den Antikörper produzieren, die speziell gegen jenes Antigen gerichtet sind, das deren Produktion stimuliert hat.

Basophile sind weiße Blutkörperchen, die Histamin (eine Substanz, die an allergischen Reaktionen beteiligt ist) freisetzen und Substanzen produzieren, die andere weiße Blutkörperchenarten (neutrophile und eosinophile Granulozyten) an den Ort des Geschehens locken.

Zellen sind kleinste Einheiten eines lebenden Organismus, die aus einem Zellkern und Zytoplasma, umhüllt von einer Membran, bestehen.

Chemotaxis ist der Vorgang, durch den Zellen durch eine chemische Substanz an einen bestimmten Ort gelockt werden.

Das Komplementsystem besteht aus einer Gruppe von Proteinen, die an einer Vielzahl von Reaktionen zum Schutz des Körpers beteiligt sind (auch Komplementkaskade genannt), indem sie zum Beispiel Bakterien und andere fremde Zellen abtöten, fremde Zellen für Makrophagen einfacher identifizierbar und aufnehmbarer machen oder Makrophagen und neutrophile Granulozyten an den Ort des Geschehens locken.

Zytokine sind zahlreiche von Immun- und anderen Zellen abgesonderte unterschiedliche Proteine, die als Botenmoleküle des Immunsystems tätig sind und die Regulierung der Immunreaktion unterstützen.

Dendritische Zellen entstehen aus weißen Blutkörperchen. Sie sind im Gewebe angesiedelt und helfen den T-Zellen, fremde Antigene zu erkennen.

Eosinophile sind weiße Blutkörperchen, die Bakterien und weitere Fremdzellen, die zum Verschlingen zu groß sind, töten und die zu einer Immobilisierung und Abtötung und Parasiten beitragen können. Eosinophile beteiligen sich in allergischen Reaktionen.

T-Helfer-Zellen sind weiße Blutkörperchen, die B-Zellen bei der Produktion von Antikörpern gegen fremde Antigene helfen, T-Killer-Zellen bei ihrer Aktivierung unterstützen und Makrophagen anregen, die dann die infizierten oder abnormen Zellen effektiver verschlingen können.

Die Histokompatibilität (bedeutet wörtlich Gewebeverträglichkeit) wird durch humane Leukozytenantigene (Selbsterkennungsmoleküle) bestimmt. Die Histokompatibilität bestimmt, ob ein transplantiertes Gewebe oder Organ von dem Empfänger angenommen wird.

Humane Leukozytenantigene (HLA) sind eine Gruppe von Identifikationsmolekülen auf der Oberfläche aller Zellen, die für jede Person eine fast einzigartige Kombination aufweist und den Körper befähigt, „selbst“ von „nicht selbst“ zu unterscheiden. Diese Gruppe von Identifikationsmolekülen wird auch als Haupthistokompatibilitätskomplex genannt.

Ein Immunkomplex ist ein an ein Antigen angehefteter Antikörper.

Eine Immunreaktion ist eine Aktion des Immunsystems auf ein Antigen.

Immunglobulin ist eine weitere Bezeichnung für Antikörper.

Interleukin ist eine Botenstoffart (Zytokin), die von einigen weißen Blutkörperchen abgesondert wird, um auf andere weiße Blutkörperchen einzuwirken.

Killer- (zytotoxische) T-Zellen sind T-Zellen, die sich an infizierte und Krebszellen anheften und sie abtöten.

Leukozyt ist eine weitere Bezeichnung eines weißen Blutkörperchens wie Monozyten, Neutrophile, Eosinophile, basophile Granulozyten oder Lymphozyten (B- oder T-Zellen).

Das Lymphsystem ist ein Netzwerk von Lymphknoten, die über Lymphgefäße miteinander verbunden sind. Dieses Netzwerk hilft dem Körper beim Transport von Mikroorganismen und toten oder beschädigten Zellen, die herausgefiltert und zerstört werden sollen. Die erworbene Immunreaktion wird in den Lymphknoten ausgelöst.

Lymphozyt sind die für die erworbene (spezifische) Immunität einschließlich der Produktion von Antikörpern (durch B-Zellen), der Unterscheidung zwischen „selbst“ und „nicht selbst“ (durch T-Zellen) sowie dem Abtöten infizierter und Krebszellen (durch T-Killer-Zellen) verantwortlichen weißen Blutkörperchen.

Makrophagen sind große Zellen, die sich aus bestimmten weißen Blutkörperchen, den sogenannten Monozyten, entwickeln. Sie verschlingen Bakterien und andere fremde Zellen und helfen T-Zellen, Mikroorganismen und weitere fremden Substanzen zu erkennen. Makrophagen sind üblicherweise in den Lungen, der Haut, der Leber und anderen Geweben zu finden.

Haupthistokompatibilitätskomplex (MCH) ist ein Synonym für humane Leukozytenantigene.

Mastzellen sind Zellen in Geweben, die Histamin und andere an entzündlichen und allergischen Reaktionen beteiligte Substanzen freisetzt.

Ein Molekül ist eine Gruppe von Atomen, die zur Bildung einer einzigartigen Substanz miteinander verbunden sind.

Natürliche Killerzellen sind eine weiße Blutkörperchenart, die abnorme Zellen wie etwa bestimmte infizierte Zellen und Krebszellen erkennt und abtötet, ohne vorher lernen zu müssen, dass diese Zellen abnorm sind.

Neutrophile sind weiße Blutkörperchen, die Bakterien und andere fremde Zellen verschlingen und abtöten.

Phagozyten sind ein Zelltyp, der eindringende Mikroorganismen, andere Zellen und Zellfragmente verschlingt und abtötet bzw. zerstört. Phagozyten umfassen Neutrophile und Makrophagen.

Phagozytose ist der Vorgang des Einschließens und Verschlingens eines eingedrungenen Mikroorganismus, Zellfragments oder einer anderen Zelle durch eine Zelle.

Ein Rezeptor ist ein Molekül auf der Oberfläche oder im Inneren einer Zelle, das bestimmte Moleküle identifizieren kann, die nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip ganz genau zu diesem passen.

Regulatorische (Suppressor-)T-Zellen sind weiße Blutkörperchen, die dabei helfen, eine Immunreaktion zu beenden.

T-Zellen (T-Lymphozyten) sind weiße Blutkörperchen, die in der erworbenen Immunität beteiligt sind. Es werden drei verschiedene Arten unterschieden: Helfer-Zellen, Killer-Zellen (zytotoxisch) und regulatorische Zellen.

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Arten von weißen Blutkörperchen (Leukozyten), wie z. B. Monozyten, Neutrophile, Eosinophile, Basophile und Lymphozyten (B-Zellen und T-Zellen). Jede Art hat eine andere Aufgabe im Immunsystem.

Verteidigungslinien

Der Körper verfügt über eine Reihe von Abwehrmechanismen. Zu den Abwehrmechanismen gehört Folgendes:

  • Physikalische Barrieren

  • Weiße Blutkörperchen

  • Moleküle wie Antikörper und Komplementproteine

  • Lymphorgane

Physikalische Barrieren

Mechanische und physikalische Barrieren sind die erste Verteidigungslinie gegen Eindringlinge:

  • Die Haut

  • Die Hornhaut der Augen

  • Schleimhäute (Membranen), die den Atmungs-, Verdauungs- und Urogenitaltrakt auskleiden.

Solange diese Barrieren intakt sind, können viele der Eindringlinge nicht in den Körper gelangen. Wird jedoch solch ein Hindernis durchbrochen, wenn beispielsweise starke Verbrennungen die Haut schädigen, dann steigt die Infektionsgefahr.

Darüber hinaus werden diese Barrieren durch enzymhaltige Sekrete verteidigt, die Bakterien zerstören können. Beispiele hierfür sind Schweiß, Tränenflüssigkeit, Schleimhäute des Atem- und Verdauungstraktes sowie Sekrete der Scheide.

Weiße Blutkörperchen

Die nächste Verteidigungslinie umfasst weiße Blutkörperchen (Leukozyten), die im Blutstrom zirkulieren und in Körpergewebe eindringen, um dort nach Mikroorganismen und anderen Eindringlingen zu suchen und diese anzugreifen.

Diese Immunabwehr besteht aus zwei Bereichen:

  • Angeborener Immunität

  • Erworbener Immunität

Angeborene (natürliche) Immunität: Angeboren bedeutet, dass ein Mensch damit zur Welt kommt. Die angeborene (natürliche) Immunität erfordert daher keine vorherige Begegnung mit einem Mikroorganismus oder anderen Eindringling, um wirksam zu sein. Sie reagiert umgehend auf Eindringlinge, ohne vorher lernen zu müssen, diese zu identifizieren. Hieran sind verschiedene weiße Blutkörperchenarten beteiligt:

Erworbene (adaptive oder spezifische) Immunität: Bei der erworbenen Immunität begegnen weiße Blutkörperchen, genannt Lymphozyten (B-Zellen und T-Zellen), einem Eindringling, lernen, diesen anzugreifen, und erinnern sich an diesen speziellen Eindringling, sodass sie ihn bei der nächsten Begegnung noch wirksamer angreifen können. Nach der anfänglichen Begegnung mit einem Eindringling braucht die erworbene Immunität Zeit für ihre Entwicklung, da sich die Lymphozyten auf diese einstellen müssen. Danach allerdings kommt die Antwort dann schnell. Bei der Zerstörung von Eindringlingen arbeiten B- und T-Zellen zusammen. Die T-Zellen werden bei der Erkennung von Eindringlingen durch Antigen-präsentierende Zellen unterstützt (beispielsweise durch dendritische Zellen – siehe Abbildung Wie T-Zellen Antigene erkennen). Diese Zellen verschlingen den Eindringling und zerlegen ihn in einzelne Stücke.

Moleküle

Als Teil des Mobilisierungsschritts der Immunabwehr beeinflussen sich die angeborene und erworbene Immunität gegenseitig. Sie tun dies entweder direkt oder über Moleküle, die andere Zellen des Immunsystems entweder anlocken oder aktivieren. Diese Moleküle sind:

Diese Substanzen befinden sich nicht in Zellen, sondern sind in Körperflüssigkeiten wie dem Plasma (flüssiger Anteil des Bluts) gelöst.

Einige dieser Moleküle, einschließlich bestimmter Zytokine, fördern Entzündungen.

Es kommt zu einer Entzündung, da diese Moleküle Zellen des Immunsystems zu dem betroffenen Gewebe locken. Um diesen Zellen auf dem Weg zum betroffenen Gewebe zu helfen, sendet der Körper mehr Blut dort hin. Um mehr Blut zu einem Gewebe bringen zu können, müssen sich die Blutgefäße erweitern und durchlässiger werden, umso mehr Flüssigkeiten und Zellen die Möglichkeit zu geben, die Blutgefäße zu verlassen und in das Gewebe einzudringen. Daher neigen Entzündungen dazu, Rötungen, Wärme und Schwellungen zu verursachen. Die Entzündung dient der Eindämmung der Infektion, sodass diese sich nicht ausbreiten kann. Im Anschluss daran unterstützen andere, vom Immunsystem produzierte Substanzen den Körper beim Abheilen der Entzündung und dem Heilungsprozess von geschädigtem Gewebe. Auch wenn eine Entzündung unangenehm sein kann, so zeigt sie doch an, dass das Immunsystem seine Arbeit verrichtet. Eine übermäßige oder langfristige (chronische) Entzündung hingegen kann schädlich sein.

Lymphorgane

Zum Immunsystem gehören neben den im Körper verteilten Zellen auch verschiedene Organe. Diese werden in primäre und sekundäre Lymphorgane unterteilt.

Die primären Lymphorgane sind die Orte, an denen die weißen Blutkörperchen produziert werden und/oder sich vermehren:

  • Das Knochenmark produziert alle verschiedenen Arten der weißen Blutkörperchen, einschließlich der neutrophilen, eosinophilen und basophilen Granulozyten, Monozyten, B-Zellen und der Zellen, die sich zu T-Zellen weiterentwickeln (T-Vorläufer-Zellen).

  • In der Thymusdrüse vermehren sich T-Zellen und lernen, fremde Antigene zu erkennen und körpereigene Antigene zu ignorieren. T-Zellen sind für die erworbene Immunität von entscheidender Bedeutung.

Zur Verteidigung des Körpers werden in erster Linie weiße Blutkörperchen aus dem Knochenmark mobilisiert. Im Anschluss an ihre Mobilisierung gelangen sie ins Blut und wandern von dort zu den Stellen, an denen sie benötigt werden.

Die sekundären Lymphorgane sind:

  • Milz

  • Lymphknoten

  • Gaumenmandeln

  • Blinddarm

  • Peyer-Plaques im Dünndarm

Diese Organe fangen Mikroorganismen und andere fremde Substanzen ein. Außerdem sind sie der Ort, an denen sich reife Immunzellen sammeln, miteinander und mit fremden Substanzen in Kontakt treten und eine spezifische Immunreaktion auslösen.

Die Lymphknoten sind im Körper strategisch platziert und durch ein ausgedehntes Netzwerk der Lymphgefäße, das lymphatische System, miteinander verbunden. Das lymphatische System transportiert Mikroorganismen, andere fremde Substanzen, Krebszellen und abgestorbene oder geschädigte Zellen aus den Körpergeweben zu den Lymphknoten, wo diese Substanzen und Zellen gefiltert und zerstört werden. Anschließend wird die gefilterte Lymphe zurück in den Blutkreislauf geführt.

Lymphknoten sind einer der ersten Orte, an denen Krebszellen streuen (metastasieren). Aus diesem Grund beurteilen Ärzte häufig die Lymphknoten, um zu bestimmen, ob ein Krebs gestreut hat. Krebszellen in einem Lymphknoten können diesen anschwellen lassen. Lymphknotenschwellungen können aber auch im Zuge einer Infektion auftreten, da dort die erworbene Immunreaktion auf eine Infektion in Gang gesetzt wird. Manchmal gelangen noch lebende Bakterien in Lymphknoten und verursachen dort eine Infektion (Lymphadenitis), was ebenfalls zu einer Lymphknotenschwellung führen kann.

Lymphatisches System: Hilft bei der Verteidigung gegen Infektionen.

Das lymphatische System ist neben Thymusdrüse, Knochenmark, Milz, Mandeln, Blinddarm (Appendix) und Peyer-Plaques im Dünndarm ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems.

Das lymphatische System ist ein Netzwerk von Lymphknoten, die durch Lymphgefäße miteinander verbunden sind. Dieses System transportiert die Lymphe durch den gesamten Körper.

Die Lymphe wird aus Flüssigkeit gebildet, die durch die dünnen Wände der Kapillaren in die Körpergewebe hineinsickert. Diese Flüssigkeit enthält Sauerstoff, Proteine und andere Nährstoffe, die das Gewebe ernähren. Etwas von dieser Flüssigkeit tritt wieder in die Kapillaren ein und ein anderer Teil gelangt in die Lymphgefäße (wird Lymphe).

Kleine Lymphgefäße verbinden sich mit größeren Gefäßen und bilden letztendlich den Brustlymphgang. Der Brustlymphgang ist das größte lymphatische Gefäß. Dieser vereinigt sich mit der Schlüsselbeinvene und führt so Lymphe zurück in den Blutkreislauf.

Lymphe transportiert auch fremde Substanzen (wie Bakterien), Krebszellen und möglicherweise in Geweben vorhandene tote oder geschädigte Zellen zur Entsorgung in die Lymphgefäße und zu den Lymphknoten. Die Lymphe ist reich an weißen Blutkörperchen.

Alle mit der Lymphe transportierten Substanzen passieren mindestens einen Lymphknoten. Dort können fremde Substanzen herausgefiltert und zerstört werden, bevor die Flüssigkeit wieder in den Blutkreislauf zurückgeführt wird. In den Lymphknoten können sich weiße Blutkörperchen sammeln, miteinander und mit Antigenen in Kontakt treten und letztlich eine Immunreaktion gegen fremde Substanzen auslösen. Lymphknoten enthalten ein Gewebegeflecht, das eng mit B-Zellen und T-Zellen, dendritischen Zellen und Makrophagen bestückt ist. Gefährliche Mikroorganismen werden durch das Geflecht gefiltert und im Anschluss daran identifiziert und von B- und T-Zellen angegriffen.

Lymphknoten treten häufig in Gruppen an Orten auf, an denen sich lymphatische Gefäße verzweigen wie am Hals oder in den Achselhöhlen und Leistenbeugen.

Wussten Sie ...

  • Lymphknoten enthalten ein Gewebenetz, in dem schädliche Mikroorganismen und tote oder geschädigte Zellen herausgefiltert und zerstört werden.

Aktionsplan

Eine erfolgreiche Immunreaktion auf Eindringlinge umfasst die folgenden Phasen:

  • Erkennung

  • Aktivierung und Mobilisierung

  • Regulierung

  • Auflösung

Erkennung

Damit das Immunsystem Eindringlinge zerstören kann, muss es diese zuerst erkennen. Das Immunsystem muss also in der Lage sein, zwischen „nicht selbst“ (fremd) und „selbst“ zu unterscheiden. Dies wird durch Identifikationsmoleküle (Antigene) ermöglicht, die alle Zellen auf der Oberfläche haben. Mikroorganismen werden an ihren fremden Identifikationsmolekülen auf ihrer Oberfläche erkannt.

Beim Menschen werden die wichtigsten Selbsterkennungsmoleküle als

  • humane Leukozytenantigene (HLA) oder Haupthistokompatibilitätskomplex (MHC) bezeichnet.

Die HLA-Moleküle werden Antigene genannt, da sie bei einer Transplantation in eine andere Person (z. B. Nieren- oder Hauttransplantat) eine Immunreaktion auslösen können (normalerweise lösen sie in der Person, zu der sie gehören, keine Immunreaktion aus). Jede Person weist eine fast einzigartige Kombination von HLA-Molekülen auf. Das Immunsystem einer jeden Person erkennt diese einzigartige Kombination in der Regel als „selbst“. Eine Zelle mit Oberflächenmolekülen, die nicht mit den HLA-Molekülen der körpereigenen Zellen identisch sind, wird als fremd erkannt. Diese Zelle wird dann vom Immunsystem angegriffen. Bei einer solchen Zelle kann es sich um transplantierte Gewebezellen, um eine körpereigene, von einem Mikroorganismus infizierte Zelle oder um eine durch Krebs veränderte, körpereigene Zelle handeln. (Wenn ein Patient ein Organtransplantat benötigt, versuchen die Ärzte, Spender mit möglichst ähnlichen HLA-Molekülen zu finden.)

Einige weiße Blutkörperchen – B-Zellen (B-Lymphozyten) – können Eindringlinge direkt erkennen. Andere wiederum – die T-Zellen (T-Lymphozyten) – benötigen die Hilfe sogenannter Antigen-präsentierender Zellen:

  • Antigen-präsentierende Zellen verschlingen den Eindringling und zerlegen ihn in einzelne Stücke.

  • Die Antigen-präsentierende Zelle kombiniert dann Antigen-Fragmente des Eindringlings mit den eigenen HLA-Molekülen der Zelle.

  • Die Kombination aus Antigen-Fragmenten und HLA-Molekülen wird an die Zelloberfläche transportiert.

  • Eine T-Zelle mit dem passenden Rezeptor auf ihrer Oberfläche bindet sich dann nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an den Teil des HLA-Moleküls, das das Antigenfragment präsentiert.

  • Im Anschluss daran wird die T-Zelle aktiviert und beginnt den Kampf gegen Eindringlinge, die dieses Antigen tragen.

Wie T-Zellen Antigene erkennen

T-Zellen sind Teil des Immunüberwachungssystems. Sie wandern durch den Blutkreislauf und das lymphatische System. Wenn T-Zellen einen Lymphknoten oder ein anderes, sekundäres Lymphorgan erreichen, suchen sie im Körper nach fremden Substanzen (Antigenen). Bevor sie allerdings ein fremdes Antigen vollständig erkennen und darauf reagieren können, muss das Antigen von einem anderen weißen Blutkörperchen namens Antigen-präsentierende Zelle (APZ) verarbeitet und der T-Zelle präsentiert werden. Antigen-präsentierende Zellen setzen sich aus dendritischen Zellen (die am effektivsten sind), Makrophagen und B-Zellen zusammen.

Aktivierung und Mobilisierung

Weiße Blutkörperchen werden aktiviert, sobald sie Eindringlinge erkennen. Wenn zum Beispiel eine Antigen-präsentierende Zelle einer T-Zelle an HLA-Moleküle gebundene Antigen-Fragmente präsentiert, bindet die T-Zelle an diese Fragmente und wird aktiviert. B-Zellen können direkt durch Eindringlinge aktiviert werden. Einmal aktiviert, verschlingen und/oder töten weiße Blutkörperchen den Eindringling. Für gewöhnlich wird mehr als eine Art von weißen Blutkörperchen für das Abtöten eines Eindringlings benötigt.

Immunzellen wie Makrophagen und aktivierte T-Zellen mobilisieren Verteidigungslinien, indem sie Substanzen freisetzen, die andere Immunzellen zu dem Ort des Geschehens locken. Auch der Eindringling selber kann Substanzen freisetzen, die Immunzellen anlocken.

Regulierung

Um einer übermäßigen Schädigung des Körpers, wie es bei Autoimmunerkrankungen der Fall ist, vorzubeugen, muss die Immunreaktion reguliert werden. Regulatorische (Suppressor-)T-Zellen unterstützen den Körper bei der Kontrolle der Immunreaktion, indem sie Immunreaktion hemmende Zytokine (chemische Botenstoffe des Immunsystems) absondern. Diese Zellen verhindern, dass sich eine Immunreaktion endlos fortsetzt.

Auflösung

Die Auflösung umfasst die Eingrenzung des Eindringlings und dessen Ausscheidung aus dem Körper. Nachdem der Eindringling aus dem Körper ausgeschieden wurde, zerstören sich die meisten weißen Blutkörperchen selber und werden von anderen Zellen aufgenommen. Hiervon ausgenommen sind die sogenannten Gedächtniszellen. Der Körper behält die zur erworbenen Immunität gehörenden Gedächtniszellen, um sich an bestimmte Eindringlinge zu erinnern und diese bei der nächsten Begegnung noch heftiger anzugreifen.