HealthDay
ERKRANKUNG

Gewalttätiges Verhalten bei Kindern und Jugendlichen

VonStephen Brian Sulkes, MD, Golisano Children’s Hospital at Strong, University of Rochester School of Medicine and Dentistry
Überprüft/überarbeitet Mai 2023
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Kurzinformationen

Viele Kinder und Jugendliche haben gelegentliche körperliche Auseinandersetzungen mit anderen. Bei den meisten Kindern und Jugendlichen führt diese aber nicht zu fortgesetztem gewalttätigen Verhalten oder zu Kriminalität. Allerdings ist bei Kindern, die bereits vor der Pubertät gewalttätiges Verhalten zeigen, das Risiko von kriminellen Handlungen höher.

Viele Risikofaktoren für Gewalt in der Jugend hängen mit länger andauerndem oder wiederholtem Stress zusammen. Dieser Stress kann die Entwicklung des Gehirns negativ beeinflussen. Zu den bekannten Risikofaktoren für gewalttätiges Verhalten zählen:

  • Kontakt mit Gewalt oder selbst Opfer von Gewalt in der Vergangenheit

  • Entwicklungs- oder Verhaltensprobleme

  • Alkohol- und Drogenmissbrauch durch die Bezugsperson des Kindes oder des Jugendlichen

  • Raue, laxe oder uneinheitliche Erziehungspraktiken oder Vernachlässigung durch Eltern oder Bezugspersonen

  • Verbindung zu straffälligen Gleichaltrigen oder Mitgliedschaft in einer Bande

  • Das Leben in einer Gemeinschaft mit beschränkten wirtschaftlichen Möglichkeiten, einem hohen Grad an familiären Störungen oder sozialer Desorganisation

  • Zugang zu Waffen

Es scheint eine Beziehung zwischen Gewalt und Zugang zu Waffen, Gewalterfahrungen durch die Medien (z. B. soziale Medien und Nachrichtenplattformen) und Exposition gegenüber Kindesmissbrauch und häusliche Gewalt zu geben.

Gewalttätige Videospiele können Kinder unempfindlich gegenüber Gewalt werden lassen. Auch wenn Experten nicht davon ausgehen, dass sie tatsächlich zu gewalttätigem Verhalten führen, sind die Kinder dennoch mehr an Gewalt gewöhnt.

(Siehe auch Überblick über Verhaltensstörungen bei Kindern und Verhaltensstörungen bei Jugendlichen.)

Mitgliedschaft in einer Bande

Die Mitgliedschaft in einer Jugendbande wird mit gewalttätigem Verhalten in Zusammenhang gebracht, häufig auch in Verbindung mit Waffen.

Die Bandenmitglieder sind meist zwischen 13 und 24 Jahre alt. Die Banden geben sich gewöhnlich einen Namen und verfügen über Identifikationssymbole, etwa einen bestimmten Kleidungsstil, Handzeichen, Tattoos oder Graffiti. Manche Gangs verlangen von potenziellen Mitgliedern, wahllos Gewalttaten zu verüben, bevor sie ihnen die Mitgliedschaft zugestehen.

Die zunehmende Gewalt durch Jugendbanden steht zumindest teilweise in Zusammenhang mit der Tatsache, dass Gangs häufig an Handel und Konsum von Drogen beteiligt sind, insbesondere von Metamphetaminen und Heroin.

Mobbing

Mobbing bezeichnet die absichtliche seelische oder körperliche Schädigung von schwächeren Kindern. Bis zu ein Drittel aller Kinder könnte als Täter, Opfer oder beides an Mobbing beteiligt sein.

Soziale Belastungen, wie niedriges Familieneinkommen und niedriges Bildungsniveau der Eltern, sind Risikofaktoren für Mobbing.

Mobbing kann in verschiedenen Formen auftreten, darunter

  • Wiederholte Hänseleien

  • Drohungen oder Einschüchterung

  • Schikanierung

  • Gewalttätige Übergriffe

  • Cyber-Mobbing (dabei werden die Opfer mit E-Mails, Textnachrichten, über die sozialen Medien und andere digitale Kommunikationsmöglichkeiten bedroht und/oder es werden verletzende Informationen verbreitet)

„Sexting“ ist die Bezeichnung für das Teilen sexueller Nachrichten oder Bilder (meist über das Mobiltelefon) und kann eine Form des Cyber-Mobbings sein, wenn die Nachrichten oder Bilder absichtlich mit anderen Personen geteilt werden, um das Kind, von dem die Nachricht stammt oder das in der Nachricht auftaucht, zu demütigen oder ihm zu schaden.

Die Täter handeln, um sich selbst aufzuwerten. Sie berichten oft, dass Mobbing Gefühle von Macht und Kontrolle erzeugt.

Opfer erzählen oft nicht, dass sie gemobbt werden, da sie sich schämen und sie das Gefühl haben, dass nichts unternommen wird oder aus Angst, dass der Täter sich rächt. Kinder, die schikaniert (gemobbt) werden, können soweit gereizt werden, dass sie sich mit potenziell gefährlichen oder katastrophalen Ergebnissen zur Wehr setzen.

Sowohl für die Täter als auch die Opfer besteht das Risiko negativer Folgen. Bei den Opfern kann es zu körperlichen Verletzungen, geringem Selbstwertgefühl, Angst, Depression und Fehlzeiten in der Schule kommen. Viele Mobbing-Opfer werden zudem zu Tätern. Die Wahrscheinlichkeit, dass Täter später ins Gefängnis kommen, ist erhöht. Sie brechen oft die Schule ab, haben keine Arbeit und keine stabilen Beziehungen im Erwachsenenalter.

Vorbeugung von gewalttätigem Verhalten bei Kindern und Jugendlichen

Die Gewaltprävention sollte bereits in der frühen Kindheit beginnen. Zu den Strategien zählen die Folgenden:

  • Keine Gewalt als Erziehungsmaßnahme

  • Einschränkung des Zugangs zu Waffen und des Kontakts mit Gewalt durch Medien und Videospiele

  • Schaffung und Erhalt einer sicheren schulischen Umgebung

  • Die Opfer bestärken, ihren Eltern und der Schule Probleme zu melden

  • Älteren Kindern und Jugendlichen sollte gezeigt werden, wie sie Risikosituationen meiden (darunter Orte, an denen andere Menschen Waffen tragen oder Alkohol oder Drogen konsumieren) und auf angespannte Situationen reagieren und diese entschärfen