Übersicht über Hirn- und Rückenmarkstumoren bei Kindern

VonKee Kiat Yeo, MD, Harvard Medical School
Überprüft/überarbeitet Mai 2023
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Kurzinformationen

Das zentrale Nervensystem besteht aus dem Gehirn und dem Rückenmark. Tumoren des zentralen Nervensystems sind die zweithäufigste Krebserkrankung bei Kindern unter 15 Jahren (nach Leukämie) und die häufigste Todesursache bei Kindern aufgrund von Krebs.

  • Die häufigsten Tumoren des zentralen Nervensystems bei Kindern sind (in absteigender Reihenfolge) Astrozytome,Medulloblastome und Ependymome.

  • Hirntumoren können verschiedene Symptome hervorrufen, darunter Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Antriebslosigkeit und Koordinations- oder Gleichgewichtsstörungen.

  • Die Diagnose basiert gewöhnlich auf den Ergebnissen einer Magnetresonanztomografie und einer Biopsie.

  • Mögliche Behandlungsformen sind eine Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie oder eine Kombination dieser Behandlungen.

In der Regel ist die Ursache von Tumoren des zentralen Nervensystems nicht bekannt. Hohe Dosen einer Bestrahlung und bestimmte genetische Störungen (z. B.Neurofibromatose) führen jedoch nachweislich zu Hirntumoren.

(Siehe auch Hirntumoren bei Erwachsenen .)

Symptome von Hirn- und Rückenmarkstumoren bei Kindern

Die ersten Symptome eines Hirntumors können durch einen erhöhten Druck im Schädel (intrakranieller Druck) bedingt sein. Der Druck kann deshalb erhöht sein, da der Tumor den Fluss der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit behindert oder da der Tumor viel Platz einnimmt. Ein erhöhter Druck kann mit verschiedenen Symptomen einhergehen:

  • Ein vergrößerter Kopf (Makrozephalie) bei Säuglingen und Kleinkindern

  • Kopfschmerzen

  • Übelkeit und Erbrechen (häufig beim Aufwachen)

  • Sehstörungen wie Doppeltsehen oder Sehverlust

  • Schwierigkeiten, nach oben zu schauen

  • Verhaltensänderungen oder Bewusstseinsstörungen, wodurch das Kind gereizt, antriebslos, verwirrt oder benommen ist

  • Krampfanfälle

Weitere Symptome hängen davon ab, an welcher Stelle sich der Tumor im Gehirn oder der Wirbelsäule befindet.

Diagnose von Hirn- und Rückenmarkstumoren bei Kindern

  • Bildgebende Verfahren

  • Üblicherweise Biopsie bzw. manchmal Operation zur Entfernung des ganzen Tumors

  • Manchmal Spinalpunktion

Ärzte vermuten einen Tumor im zentralen Nervensystem anhand der Symptome.

Zur Feststellung eines Tumors im zentralen Nervensystem wird gewöhnlich ein bildgebendes Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns durchgeführt, mit der der Tumor meist zu erkennen ist. Als Nächstes kann auch eine Computertomografie (CT) gemacht werden. Vor der MRT oder CT wird ein Kontrastmittel in die Venen injiziert (intravenös verabreicht). Kontrastmittel sind Substanzen, die Organe und andere Strukturen deutlicher hervorheben, um sie bei bildgebenden Verfahren besser sehen zu können.

Wird ein Tumor im zentralen Nervensystem vermutet, wird zur Bestätigung der Diagnose für gewöhnlich ein kleines Gewebestück entfernt (Biopsie). Manchmal wird statt einer kleinen Gewebeprobe gleich so viel vom Tumor wie möglich operativ entfernt.

In einigen Fällen wird eine Spinalpunktion (Lumbalpunktion) durchgeführt, um eine Probe der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit mikroskopisch zu untersuchen. Dieses Verfahren wird routinemäßig durchgeführt, um zu prüfen, ob sich Tumorzellen auf die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit ausgebreitet haben, oder wenn die Diagnose nicht eindeutig ist.

Behandlung von Hirn- und Rückenmarkstumoren bei Kindern

  • Chirurgische Entfernung des Tumors

  • Chemotherapie, Strahlentherapie oder beides

  • Drainage der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit

(Siehe auch Behandlungsgrundsätze bei Krebs.)

Für gewöhnlich werden Tumoren des zentralen Nervensystems behandelt, indem der Tumor operativ entfernt wird. Anschließend wird eine Chemotherapie, Strahlentherapie oder beides durchgeführt. Die Behandlung sollte von einem Team von Experten geplant werden, das Erfahrung in der Behandlung von Tumoren des zentralen Nervensystems bei Kindern hat. Zum Versorgungsteam können Ärzte gehören, die sich auf die Versorgung und Behandlung von Babys, Kindern und Jugendlichen spezialisiert haben, wie pädiatrische Krebsspezialisten (Onkologen), pädiatrische Neurologen, pädiatrische Neurochirurgen und Radioonkologen.

Wenn möglich, wird der Tumor operativ entfernt. Hirntumoren werden entfernt, indem der Schädel geöffnet wird (sogenannte Kraniotomie). Vielfach bleiben nach einer solchen Operation keine oder nur geringe Schäden am Gehirn zurück. Nach der Operation wird eine MRT durchgeführt, um festzustellen, ob etwas vom Tumor zurückgeblieben ist und wenn ja wie viel.

Wenn der Tumor nicht operativ entfernt werden kann, ist in der Regel eine Strahlentherapie, Chemotherapie oder beides erforderlich. Bei Kindern unter 5 Jahren kann abhängig von der Art des Tumors zunächst eine Chemotherapie durchgeführt werden, da eine Strahlentherapie das Wachstum und die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen kann. Sofern erforderlich, kann eine Strahlentherapie durchgeführt werden, wenn das Kind älter ist. Chemotherapie ist auch mit ernsten Nebenwirkungen verbunden.

Wenn der Tumor den Fluss der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit behindert, kann eine Sonde verwendet werden, über die die Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit vor der operativen Entfernung des Tumors abfließen kann. Nach einer örtlichen Betäubung oder Vollnarkose wird die Sonde durch eine winzige Öffnung, die in den Schädel gebohrt wird, eingeführt, und die Flüssigkeit wird abgesaugt, um den Schädeldruck zu verringern. Die Sonde wird mit einem Messgerät verbunden, das den Gehirndruck misst. Nach ein paar Tagen wird der Katheter wieder entfernt oder vielleicht in eine permanente Drainagevorrichtung (Shunt – siehe Hydrozephalus) umgewandelt.

Da Krebs bei Kindern relativ selten ist, kann der Arzt mit den Eltern über die Teilnahme an einer klinischen Studie sprechen, sofern verfügbar. Bei solchen Studien erhalten einige Kinder die herkömmliche Behandlung, und andere Kinder die Behandlung, die getestet wird (als experimentelle Behandlung bezeichnet). Die experimentellen Behandlungsansätze können neue Chemotherapeutika eine Kombination von älteren Medikamenten oder neue Operations- oder Bestrahlungstechniken umfassen. Experimentelle Behandlungen sind jedoch nicht immer wirksam, und ihre Nebenwirkungen oder damit verbundene Komplikationen sind möglicherweise nicht bekannt.

Weitere Informationen

Die folgenden Quellen in englischer Sprache können nützlich sein. Bitte beachten Sie, dass das MANUAL nicht für den Inhalt dieser Quellen verantwortlich ist.

  1. American Cancer Society: If Your Child Is Diagnosed With Cancer: Ein Ratgeber für Eltern und Angehörige eines Kindes mit Krebs, der Informationen darüber liefert, wie man mit einigen Problemen umgehen kann, und Fragen beantwortet, die nach der Diagnosestellung für das Kind aufkommen

Organisationen, die sich mit Hirntumoren befassen, bieten Informationen über Formen von Hirntumoren und deren Behandlungen an sowie Informationen zu Hilfsmitteln für Eltern und Erziehungsberechtigte:

  1. American Brain Tumor Association

  2. Children’s Brain Tumor Foundation

  3. National Brain Tumor Society