Überblick über Brusterkrankungen

VonLydia Choi, MD, Karmanos Cancer Center
Überprüft/überarbeitet Juni 2022
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Brusterkrankungen können gutartig (benigne) und bösartig (maligne) sein. Die meisten sind gutartig und nicht lebensbedrohlich. Häufig ist keine Behandlung erforderlich. Demgegenüber kann Brustkrebs den Verlust einer Brust oder des Lebens bedeuten. Daher ist Brustkrebs für viele Frauen ihre größte Angst. Mögliche Probleme können jedoch häufig frühzeitig erkannt werden, wenn Betroffene Folgendes tun:

  • Regelmäßige ärztliche Untersuchungen wahrnehmen

  • Mammogramme wie empfohlen durchführen lassen

Eine Früherkennung von Brustkrebs kann für eine erfolgreiche Behandlung maßgeblich sein.

Frauen sollten wissen, wie ihre Brüste und Brustwarzen normalerweise aussehen und sich anfühlen, und auch Männer sollten sich Veränderungen in oder um ihre Brustwarzen herum bewusst sein. Wenn eine Frau eine Veränderung bemerkt, kann sie eine Selbstuntersuchung der Brust durchführen. Frauen sollten alle Veränderungen umgehend einer medizinischen Fachkraft mitteilen. Die meisten medizinischen Organisationen empfehlen keine monatliche oder wöchentliche Selbstuntersuchung der Brust mehr als Routinemethode, um Krebs zu festzustellen. Diese Selbstuntersuchungen, wenn keine Knoten oder andere Veränderungen vorliegen, helfen nicht bei der Früherkennung von Brustkrebs bei Frauen, die sich regelmäßig einem Mammogramm zur Vorsorge unterziehen.

Symptome von Brusterkrankungen

Symptome mit Bezug auf die Brust kommen häufig vor. Sie sind der Grund für mehr als 15 Millionen Arztbesuche im Jahr. Zu diesen Symptomen gehören:

Innerhalb der Brust

Die weibliche Brust besteht aus milchproduzierenden Brustdrüsen (Lobuli), die in Fett- und Bindegewebe eingebettet sind. Die Milch, die diese Drüsen aussondern, fließt durch die Milchgänge zur Brustwarze. Um die Brustwarze liegt ein pigmentierter Hautbereich, der Warzenhof (Areola).

Brustsymptome bedeuten nicht notwendigerweise, dass eine Frau Brustkrebs oder eine andere ernste Störung hat. Brustschmerzen, die beispielsweise monatlich auftreten und mit hormonellen Änderungen vor einer Menstruationsperiode zusammenhängen, zeigen keine ernste Störung an.

Jedoch sollten Frauen ihren Arzt aufsuchen, wenn sie Änderungen in einer Brust beobachten, insbesondere wenn sie eine der folgenden Veränderungen bemerken:

  • Ein Knoten oder ein verdickter Bereich, der sich fühlbar vom restlichen Brustgewebe unterscheidet

  • Ein Knoten, der an der Haut- oder Brustwand anhaftet

  • Ein Knoten, der nicht von selbst verschwindet

  • Eine Schwellung, die nicht von selbst verschwindet

  • Knötchen, Dellen, Rötungen, Verdickungen oder Grübchen in der Haut der Brust

  • Schuppige Haut um die Brustwarze herum

  • Veränderungen in der Form der Brust

  • Veränderungen der Brustwarze, wie das nach Innenkehren

  • Ausfluss aus den Brustwarzen, insbesondere, wenn er blutig ist und/oder spontan auftritt (ohne dass die Brustwarze gedrückt oder auf andere Art und Weise gereizt wird)

Tabelle

Beurteilung von Brusterkrankungen

Die Betroffene wird nach ihren Symptomen und weiteren Informationen im Zusammenhang mit möglichen Ursachen gefragt, unter anderem:

  • Welche Symptome sie hat

  • Wie lange sie die Symptome bereits hat

  • Ob die Symptome zu einem bestimmten Zeitpunkt im Monat auftreten (im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus)

  • Ob sie Ausfluss aus der Brustwarze hat und wenn ja, wie er aussieht

  • Ob sie schwanger ist

  • Welche Arzneimittel sie anwendet

  • Ob sie oder ein Familienmitglied an Brustkrebs erkrankt ist/war

  • Wann das letzte Mammogramm durchgeführt wurde sowie deren Ergebnisse

Brustuntersuchung

Eine Brustuntersuchung wird durchgeführt. Dazu setzt sich die Frau oder legt sich hin. Der Arzt untersucht die Brüste nach Unregelmäßigkeiten bezüglich der Form, ob eine Brustwarze nach innen gedreht ist und nach Knoten. Auch Grübchen, Verdickungen, Rötungen oder Spannungen der Haut über der Brust werden untersucht. Der Arzt übt Druck auf die Brustwarzen aus, um sie auf Ausfluss zu überprüfen. Der Ausfluss wird untersucht, um festzustellen, ob er Blut enthält. Die Achselhöhlen werden nach vergrößerten Lymphknoten abgetastet.

Bei der Untersuchung von Brust und Achselhöhlen kann sich die Frau in verschiedenen Positionen befinden. Beispielsweise kann sie gebeten werden, im Sitzen ihre Handflächen vor der Stirn zusammenzupressen. Dadurch zieht sich die Brustmuskulatur zusammen und minimale Veränderungen in den Brüsten sind leichter festzustellen.

Tests

Bildgebende Verfahren werden angewendet, um

  • auf Brustanomalien zu untersuchen, bevor diese festgestellt wurden (sog. Brustkrebsvorsorgeuntersuchung)

  • festgestellte Auffälligkeiten auszuwerten, z. B. einen Knoten in der Brust, der bei einer ärztlichen Untersuchung gefunden wurde

Bei einer Mammografie werden Röntgenaufnahmen von beiden Brüsten gemacht, um sie auf Anomalien zu untersuchen. Dabei kommt eine geringe Strahlungsmenge zum Einsatz. Nur bei ungefähr 10 bis 15 Prozent der Abweichungen, die während der Mammografie ermittelt werden, handelt es sich um Krebs.

Fachleute sind sich einig, dass sich alle Frauen einem Screeningverfahren auf Brustkrebs unterziehen lassen sollten. Es besteht jedoch Uneinigkeit in Bezug auf Folgendes:

  • wann mit dem Screening begonnen werden soll

  • wie häufig ein Screening durchgeführt werden soll

  • wann (oder ob) ein Screening beendet werden soll

Ein Screening kann Folgendes umfassen:

  • Mammografie

  • Brustuntersuchung durch eine medizinische Fachkraft

  • Magnetresonanztomografie (MRT) bei Hochrisikopatientinnen

Eine Mammografie wird in der Regel zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr durchgeführt (siehe Randleiste Brustkrebs: Wann sollten die Vorsorgeuntersuchungen mittels Mammografie beginnen?). Die Mammografie wird dann alle 1 bis 2 Jahre durchgeführt. Experten haben unterschiedliche Empfehlungen darüber, wann eine routinemäßige Mammografie durchgeführt werden sollte. Einige Fachärzte empfehlen sie ab einem Alter von 50 Jahren, da die Mammografie zur Vorsorge bei Frauen über 50 Jahren genauer ist. Erreicht eine Frau ein Alter von 75 Jahren, kann die vorsorgliche Mammografie je nach Lebenserwartung der Frau und danach, ob sie mit dem Screening fortfahren möchte, eingestellt werden.

Die Gewebearten in der Brust beeinflussen, wie gut eine Anomalie auf einem Mammogramm festgestellt werden kann. Die Brust enthält fibroglanduläres Gewebe (bestehend aus Fasergewebe und Drüsen) sowie Fettgewebe. Mit zunehmendem Alter der Frau nimmt die Menge an Fettgewebe in den Brüsten zu und die Menge an fibroglandulärem Gewebe ab. Anomalien in der Nähe von Fettgewebe lassen sich mit einem Mammogramm leichter erkennen. Deshalb wird das Mammogramm nach dem 50. Lebensjahr genauer.

Manche Frauen haben dichtes Brustgewebe. Dichtes Brustgewebe bedeutet, dass die Frau mehr fibroglanduläres Gewebe und weniger Fettgewebe hat. Anomalien in dichtem Brustgewebe sind auf einem Mammogramm schwerer zu erkennen. Frauen mit dichtem Brustgewebe haben außerdem ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Daher können bei diesen Frauen zusätzliche Tests erforderlich sein, wie z. B. eine Brustsonografie, eine dreidimensionale Mammografie (Tomosynthese) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT).

Eine Mammografie kann zu folgenden Zwecken durchgeführt werden:

  • Darstellung von Anomalien (wie Tumoren oder Abszesse) sowie von dem Gewebe um die auffällige Stelle herum

  • Darstellung von Lymphknoten zwecks Untersuchung auf Anomalien

  • Hilfe bei der Platzierung einer Biopsienadel in das krankhafte Gewebe

  • Nach einem chirurgischen Eingriff zur Feststellung, ob der gesamte Tumor entfernt wurde

Eine Mammografie kann auch durchgeführt werden, wenn bei der Brustuntersuchung ein Knoten festgestellt wird oder wenn es zu Brustschmerzen oder Ausfluss aus der Brustwarze kommt.

Ultraschall kann für folgende Zwecke eingesetzt werden:

  • Bereitstellung des ersten Bildes von Anomalien, die bei einer Brustuntersuchung bei Frauen unter 30 Jahren entdeckt wurden

  • Bereitstellung von weiteren Informationen zu Anomalien, die durch eine Magnetresonanztomografie oder Mammografie ermittelt wurden – zum Beispiel kann eine Ultraschalluntersuchung aufzeigen, ob Knoten fest oder mit Flüssigkeit gefüllt sind (mit Flüssigkeit gefüllte Knoten – sogenannte Zysten – sind selten bösartig)

  • Hilfe bei der Platzierung einer Biopsienadel in das krankhafte Gewebe

  • Identifikation auffälliger Lymphknoten, die eine Biopsie erfordern

  • Stadienbestimmung bei Brustkrebs

Magnetresonanztomografie (MRT) kann für folgende Zwecke eingesetzt werden:

  • Diagnose von Fehlbildungen der Brust, insbesondere bei Frauen mit dichtem Brustgewebe oder einer Genmutation, die das Brustkrebsrisiko erhöht (ein BRCA-Gen)

  • Bestimmung der Größe und Anzahl der Tumoren nach einer Brustkrebsdiagnose, besonders bei Frauen mit dichtem Brustgewebe

  • Identifikation auffälliger Lymphknoten zwecks einfacherer Stadienbestimmung bei Brustkrebs

Dadurch können die Ärzte Operationen oder andere Behandlungen gegen Brustkrebs besser planen.

Eine MRT erfolgt gleichzeitig mit der Mammografie, um Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko zu untersuchen – zum Beispiel, wenn sie eine entsprechende Mutation in dem für Brustkrebs verantwortlichen Gen aufweisen.