Husten bei Erwachsenen

VonRebecca Dezube, MD, MHS, Johns Hopkins University
Überprüft/überarbeitet Sep. 2021
DIE AUSGABE FÜR MEDIZINISCHE FACHKREISE ANSEHEN

Beim Husten wird Luft plötzlich explosionsartig aus der Lunge ausgestoßen. Er ist einer der häufigsten Gründe, warum ein Arzt aufgesucht wird. Die Funktion des Hustens besteht darin, die Atemwege von Substanzen zu befreien und die Lunge vor eingeatmeten Fremdkörpern zu schützen. Husten kann freiwillig (willkürlich) oder unfreiwillig (unwillkürlich) geschehen. (Siehe auch Husten bei Kindern.)

Es gibt sehr unterschiedliche Arten von Husten. Husten kann als trocken (ohne Auswurf) beschrieben werden oder als produktiv, bei dem Blut oder Sputum ausgeworfen wird. Dieses sogenannte Sputum ist eine Mischung aus Schleim, Sekret und Zellen, die in der Lunge abgestoßen wurden. Es kann durchsichtig, gelblich, grünlich sein oder auch Blutstreifen aufweisen.

Bei starkem Husten können Rippenmuskulatur oder -knorpel stark beansprucht werden, was vor allem beim Einatmen sowie bei Bewegung oder beim Husten selbst Schmerzen in der Brust verursacht. Husten kann sehr belastend sein und ruhigen Schlaf verhindern. Wenn sich der Husten langsam entwickelt, wie das bei Rauchern der Fall ist, nehmen die Betroffenen ihn allerdings bisweilen kaum noch wahr.

Ursachen für Husten

Husten tritt bei einer Reizung der Atemwege auf. Die wahrscheinlichen Ursachen hängen davon ab, wie lange der Husten anhält: weniger als 4 Wochen (akut) oder mehr als 4 Wochen (chronisch).

Häufige Ursachen

Die häufigsten Ursachen für akuten Husten sind:

Für chronischen Husten liegen meist folgende Ursachen vor:

Seltenere Ursachen

Weniger häufige Ursachen für akuten Husten sind u. a.

Wer aus Versehen etwas eingeatmet hat, kennt allerdings normalerweise den Grund für den Husten und kann dies dem Arzt mitteilen, wenn keine Demenz, kein Schlaganfall oder eine sonstige Störung vorliegt, die zu Schwierigkeiten bei der Gedächtnisleistung, der kognitiven Fertigkeiten oder der Kommunikation führt.

Weniger häufige Ursachen für chronischen Husten sind u. a.

  • Einnahme von Arzneimitteln zur Blutdruckregulation, sogenannte Hemmstoffe des Angiotensin-konvertierenden Enzyms (siehe Tabelle Antihypertensiva)

  • Lungenkrebs

  • Tuberkulose

  • Pilzinfektionen der Lunge

Patienten, die an Demenz oder einem Schlaganfall leiden, haben oft Schluckstörungen. Aus diesem Grund können kleine Mengen an Nahrungsmitteln und Flüssigkeiten, Speichel oder Mageninhalte in die Luftröhre (Trachea) gelangen. Die Betroffenen können wiederholt kleine Mengen dieser Fremdkörper einatmen, ohne dass dies der Pflegeperson bewusst wird, und so einen chronischen Husten entwickeln.

Asthma kann ebenfalls Husten auslösen. In seltenen Fällen ist Husten und nicht ein pfeifendes Atemgeräusch das Hauptsymptom von Asthma. Diese Art von Asthma ist als Hustenvariante des Asthmas bekannt.

Beurteilung von Husten

Nicht jeder Husten muss sofort von einem Arzt untersucht werden. Die folgenden Angaben können bei der Entscheidung behilflich sein, ob eine ärztliche Beurteilung nötig ist, und liefern Gewissheit darüber und was im Rahmen dieser Untersuchung zu erwarten ist.

Warnsignale

Wenn jemand an Husten leidet, geben gewisse Symptome und Merkmale Anlass zu Besorgnis. Hierzu gehören:

  • Kurzatmigkeit

  • Hochhusten von Blut

  • Gewichtsverlust

  • Länger als eine Woche anhaltendes Fieber

  • Personen mit erhöhtem Risiko für eine Tuberkulose, z. B. Personen mit Kontakt zu Tuberkulosepatienten, mit dem humanen Immundefizienzvirus (HIV) Infizierte oder Personen, die Kortikosteroide oder andere Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken

  • Personen mit erhöhtem Risiko einer HIV-Infektion, z. B. Personen mit risikoreichem Sexualverhalten oder Personen, die sich Drogen spritzen

Wann ein Arzt zu konsultieren ist:

Personen mit Warnzeichen sollten sofort einen Arzt aufsuchen, außer das einzige Warnzeichen ist Gewichtsabnahme. Eine Verzögerung von etwa einer Woche schadet nicht. Wer etwas eingeatmet hat, sollte ebenfalls umgehend ärztliche Hilfe aufsuchen.

Von akutem Husten betroffene Personen ohne Warnzeichen können ein paar Tage abwarten, um zu schauen, ob sich der Husten auflöst oder abklingt, besonders wenn sie auch eine verstopfte Nase und Halsschmerzen haben, was auf eine Infektion der oberen Atemwege, also eine Erkältung, hinweist.

Von chronischem Husten betroffene Personen ohne Warnzeichen sollten bei Gelegenheit ärztliche Hilfe aufsuchen, aber es dürfte nicht schaden, wenn sie den Arztbesuch um etwa eine Woche verzögern.

Was der Arzt unternimmt:

Ärzte stellen zunächst immer Fragen zu den Symptomen und zur Krankengeschichte des Patienten. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Die Befunde in der Krankengeschichte und bei der körperlichen Untersuchung deuten häufig auf eine Ursache für den Husten und die eventuell erforderlichen Untersuchungen hin (siehe Tabelle mit einigen Ursachen und Merkmalen von Husten).

Gewisse offensichtliche Befunde sind für eine Diagnose weniger hilfreich, da sie bei verschiedenen Erkrankungen auftreten können, die Husten auslösen. Ob der Auswurf zum Beispiel gelblich oder grünlich, zäh oder flüssig ist, trägt nichts dazu bei, eine bakterielle Infektion von anderen möglichen Ursachen zu unterscheiden. Pfeifende Atemgeräusche können bei Bronchitis, Asthma und anderen Erkrankungen auftreten. Husten mit blutigem Auswurf kann durch Bronchitis, Tuberkulose oder Lungenkrebs ausgelöst werden.

Tabelle

Tests

Der Testbedarf hängt von den Befunden der Krankengeschichte und der ärztlichen Untersuchung ab, insbesondere davon, ob Warnzeichen vorhanden sind.

Wenn Patienten Warnzeichen aufweisen, kommen in der Regel folgende Testmethoden in Frage:

  • Messung der Sauerstoffsättigung des Blutes anhand eines Sensors an einem Finger (Pulsoximetrie)

  • Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs

Hauttests, Röntgenaufnahmen des Brustkorbs und manchmal auch eine Computertomografie (CT) des Brustkorbs, eine Untersuchung und Kultur einer Speichelprobe (Sputumprobe) bei Verdacht auf Tuberkulose sowie Bluttests auf eine HIV-Infektion werden bei Patienten mit Gewichtsverlust und Risikofaktoren für diese Erkrankungen ebenfalls vorgenommen.

Wenn keine Warnzeichen vorhanden sind, kann die Diagnose oft anhand der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung gestellt und ohne weitere Tests mit der Behandlung begonnen werden. Bei manchen Patienten weist die Untersuchung auf eine Diagnose hin, wobei zur Bestätigung weitere Tests durchgeführt werden (siehe Ursachen und Merkmale von Husten).

Wenn die Untersuchung auf keine bestimmte Ursache auf den Husten hinweist und keine Warnzeichen vorhanden sind, versuchen viele Ärzte, den Patienten ein Medikament zur Behandlung einer von drei verbreiteten Ursachen für Husten zu verabreichen:

  • Eine Kombination aus einem Antihistaminikum und einem abschwellenden Mittel oder ein Nasenspray mit Kortikosteroiden oder einem Muskarinantagonisten (gegen Nasensekret im Rachenraum)

  • Ein Protonenpumpenhemmer oder ein H2-Blocker (gegen Sodbrennen bzw. gastroösophageale Refluxkrankheit)

  • Ein Kortikosteroid oder ein kurzwirksamer Beta-2-Agonist-Bronchodilatator zum Inhalieren (gegen Asthma)

Wenn diese Medikamente den Husten lindern, sind in der Regel keine weiteren Tests notwendig. Wenn der Husten nicht gelindert wird, führen Ärzte in der Regel Tests in folgender Reihenfolge durch, bis eine wahrscheinliche Diagnose erreicht wird:

  • Eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs

  • Lungenfunktionsprüfung auf Asthma

  • CT der Nasennebenhöhlen zur Überprüfung auf entsprechende Erkrankungen

  • Anbringen eines Säuremessers in der Speiseröhre zur Überprüfung auf gastroösophageale Refluxkrankheit

Bei Patienten mit chronischem Husten wird in der Regel eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs gemacht. Bei Husten mit blutigem Auswurf wird normalerweise eine Sputumprobe ins Labor geschickt. Die Labortechniker versuchen, aus den Bakterien der Probe eine Sputumkultur heranzuzüchten, und prüfen die Probe unter dem Mikroskop auf Krebszellen (Zytodiagnostik). Wenn Lungenkrebs vermutet wird (z. B. bei Patienten im mittleren oder fortgeschrittenen Alter, die seit langer Zeit rauchen und abgenommen haben oder sonstige allgemeine Symptome aufweisen), wird zudem eine CT des Brustkorbs und gelegentlich eine Bronchoskopie durchgeführt.

Behandlung von Husten

Die beste Therapie gegen Husten ist die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung. So können zum Beispiel Antibiotika bei einer Lungenentzündung (Pneumonie) und Inhalatoren mit Medikamenten zur Erweiterung der Atemwege (Bronchodilatatoren) oder Kortikosteroide gegen COPD (chronische obstruktive Lungenkrankheit) oder Asthma eingesetzt werden. Weil Husten eine wichtige Rolle bei der Reinigung der Atemwege spielt, sollte ein produktiver Husten mit viel Sputum generell nicht unterdrückt werden. Wenn der Husten jedoch stark ist, die Nachtruhe stört oder bestimmte Ursachen hat, können verschiedene Behandlungsmöglichkeiten ausprobiert werden.

Für Patienten mit Husten gibt es grundsätzlich zwei Vorgehensweisen:

  • Den Hustenreiz unterdrückende Mittel (Antitussiva bzw. klassische Hustenmittel)

  • Den Husten lösende Mittel, die den Schleim verdünnen, der die Atemwege zur Lunge blockiert, sodass er leichter abgehustet werden kann (die Wirksamkeit dieser Hustenlöser ist jedoch bisher nicht erwiesen)

Hustenmittel

Es gibt folgende Arten von Hustenmitteln:

  • Opioide

  • Dextromethorphan

  • Benzonatat

Alle Opioide unterdrücken den Hustenreiz, weil sie die Empfindlichkeit des Hustenzentrums im Gehirn senken. Codein ist das gegen Husten am häufigsten verwendete Opioid. Codein und andere opioidhaltige Hustenmittel können zu Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung führen und süchtig machen. Sie können zudem Benommenheit verursachen, besonders, wenn andere Mittel eingenommen werden, welche die Konzentration senken (z. B. Alkohol, Beruhigungsmittel, Schlafmittel, Antidepressiva oder gewisse Antihistaminika). Daher sind Opioide nicht immer geeignet und werden in der Regel nur in speziellen Situationen verschrieben, beispielsweise bei trotz anderen Behandlungsversuchen anhaltendem Husten, der den Schlaf des Betroffenen stört.

Dextromethorphan ist zwar verwandt mit Codein, gehört aber streng genommen nicht zu den Opioiden. Es unterdrückt ebenfalls das Hustenzentrum im Gehirn. Dextromethorphan ist der Wirkstoff in vielen frei verkäuflichen und verschreibungspflichtigen Hustenmitteln. Er macht nicht abhängig und verursacht bei korrekter Verabreichung kaum Benommenheit. Es wird jedoch besonders unter Jugendlichen auch häufig Missbrauch damit betrieben, denn in ausreichend hoher Dosis führt er zu Rauschzuständen. Eine Überdosierung führt zu Halluzinationen und Psychosen bis hin zum Koma. Eine Überdosierung ist besonders gefährlich für Patienten, die Medikamente gegen Depression einnehmen, die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer genannt werden.

Benzonatat ist ein oral einzunehmendes lokales Betäubungsmittel. Es betäubt die Rezeptoren in der Lunge, die auf ihre Ausdehnung reagieren, und macht die Lunge dadurch weniger empfindlich auf Hustenreiz.

Besonders jene Patienten, die viel Sputum abhusten, sollten die Einnahme von Medikamenten zur Unterdrückung des Hustens stark einschränken.

Hustenlöser (Expektorantien)

Einige Ärzte empfehlen eher hustenlösende Mittel (sogenannte Expectorantien oder Mukolytika), mit denen die Sekrete in den Bronchien verdünnt werden, sodass der Schleim gelöst und leichter abgehustet werden kann. Diese v unterdrücken den Husten nicht, und ihre Wirksamkeit ist nicht nachgewiesen. Die am weitesten verbreiteten Hustenlöser sind rezeptfrei erhältliche Präparate mit Guaifenesin.

Bei Patienten mit Mukoviszidose (zystischer Fibrose) kann Dornase alpha (rekombinante humane Desoxyribonuklease I zum Inhalieren) verwendet werden, um den eiterhaltigen Schleim zu verdünnen, der durch chronische Infektionen im Atemtrakt entsteht. Bei chronischer Bronchitis scheint dieses Medikamente keine Wirkung zu haben.

Ebenso kann das Inhalieren einer Salzlösung oder von Acetylcystein (maximal ein paar Tage) manchmal bei der Verdünnung von extrem zähem und hartnäckigem Schleim helfen.

Andere Arzneimittel

Antihistaminika, welche die Atemwege austrocknen, helfen bei Husten kaum, außer wenn dieser durch eine Allergie ausgelöst wird, die Nase, Rachen und Luftröhre betrifft. Wenn der Husten eine andere Ursache wie etwa Bronchitis hat, kann die austrocknende Wirkung der Antihistaminika gar schädlich sein, weil die respiratorischen Sekrete so verdickt werden, dass sie schwieriger abzuhusten sind.

Abschwellende Mittel (wie z. B. Phenylephrin) zur Linderung bei einer verstopften Nase sind gegen Husten nur dann nützlich, wenn dieser durch ein Nasensekret im Rachenraum ausgelöst wird.

Andere Therapien

Dampfinhalation (z. B. mithilfe eines Verdampfers) gilt allgemein als hustenlindernd. Andere topische Behandlungen wie etwa mit Hustenbonbons sind ebenfalls beliebt, wobei es keine bestechenden Hinweise dafür gibt, dass diese Behandlungsmethoden auch wirksam sind.

Wichtigste Punkte

  • Husten wird meistens durch geringfügige Infektionen der Atemwege oder durch ein sinubronchiales Syndrom ausgelöst.

  • Warnzeichen bei Husten sind u. a. Kurzatmigkeit, blutiger Auswurf, Gewichtsverlust und länger als etwa eine Woche anhaltendes Fieber sowie Risikofaktoren für eine HIV-Infektion oder Tuberkulose.

  • Eine Diagnose kann in der Regel anhand der Krankengeschichte und der ärztlichen Untersuchung gestellt werden.

  • Medikamente (Hustenmittel und Hustenlöser) sollten zur Behandlung des Hustens auf angemessene Weise eingesetzt werden: den Husten unterdrückende Hustenmittel nur bei starkem Husten oder auf Anraten eines Arztes.